Ifo-Geschäftsklima: Ein überraschendes Lichtlein der Hoffnung! - Nord LB Kolumne
Am heutigen Vormittag hat das Münchener ifo-Institut aktuelle Ergebnisse seines Konjunkturtests bei rund 9.000 deutschen Unternehmenslenkern veröffentlicht. Demnach ist im Berichtsmonat März der vielbeachtete ifo-Geschäftsklimaindex unerwartet auf 99,6 Punkte gestiegen. Der wichtigste Stimmungsindikator für die deutsche Wirtschaft konnte damit zum ersten Mal nach sechs Rückgängen in Folge wieder zulegen. Ein weiteres Abgleiten in den Abschwung konnte also zunächst einmal vermieden werden. Ob dieses doch etwas überraschende Erholungssignal bereits eine Wende darstellt, wird sich wohl erst in den kommenden Monaten zeigen.
Die befragten Unternehmen haben dabei sowohl die aktuelle Situation als auch die auf die Entwicklung in sechs Monaten gerichteten Geschäftserwartungen besser als im Vormonat beurteilt. Die Lagekomponente legte auf 103,8 Punkte zu, was andeuten könnte, dass nach der Stagnation im IV. Quartal die deutsche Wirtschaft nun wieder etwas Fuß fasst. Die Geschäftserwartungen zogen sogar noch deutlicher auf 95,6 Punkte an. Hinweise dazu konnten vielleicht die etwas besser ausgefallenen ZEW Konjunkturerwartungen liefern. Offenbar ist ein Boden beim Pessimismus erreicht worden. Frei nach dem Motto: Wenn Du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her…. Doch ist das nun nachhaltig?
Zwei politische Faktoren stehen unverändert als Unsicherheitsfaktoren im Raum: Es ist der Handelsstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt und es ist die Gefahr eines Auseinanderdriftens Großbritanniens zum Rest Europas. In beiden Fällen drohen die zu lange anhaltenden Diskussionen Stimmungskiller der zunehmend global agierenden Unternehmen zu werden. Während es beim Handelsstreit zwischen den USA und China offenbar immerhin zunehmend Hoffnungen auf ein Zollabkommen gibt, ist die Verunsicherung im Automobilsektor – der in Deutschland eine äußerst wichtige Position einnimmt – merklich gestiegen. Und zum Thema Brexit können nicht nur die befragten Unternehmenslenker nur noch den Kopf schütteln: Hier scheint eine ganze Politikergarde die Aussichten für den Wohlstand für mehrere zukünftige Generationen zu riskieren.
Überraschend ausgefallen sind die heutigen Zahlen dennoch auch angesichts der Veröffentlichung der Einkaufsmanagerumfrage von Markit am vergangenen Freitag: Der PMI Industrie entfernte sich in Siebenmeilenstiefeln weiter von der Marke von 50 Punkten und stürzte von 47,6 auf nur noch 44,7 Punkte ab. Der PMI für den Dienstleistungssektor gab leicht nach, lag aber mit 54,9 noch im komfortablen Expansionsbereich. Hier könnte generell ein gewisser Hoffnungsschimmer liegen: Die Binnenwirtschaft scheint relativ robust genug zu sein, um die deutsche Volkswirtschaft zu stützen. Dem soliden Arbeitsmarkt und einer Konsumnachfrage sei Dank! Allerdings könnten die erwähnten politischen Risiken über den Stimmungskanal sukzessive gefährlich werden.
Fazit: Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im März zum ersten Mal seit sieben Monaten wieder angestiegen. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftserwartungen werden von den deutschen Unternehmen besser bewertet. Diese überraschend positiven Signale liefern einen Hoffnungsschimmer, dass die deutsche Konjunktur nach einem schwachen zweiten Halbjahr 2018 nun langsam wieder Fuß fasst. Zumindest könnte der Abschwung gestoppt werden. Das wäre angesichts der zuletzt zugenommenen Stimmung in Moll schon nicht schlecht. Dennoch schwebt über dem Land das Damoklesschwert eines Zollstreits mit der USA und der Brexit. Vielleicht lassen sich aber in den heutigen Zahlen vom ifo Parallelen zum gestrigen Spiel der DFB-Elf erkennen: Ein Sieg, Hoffnung auf wieder bessere Zeiten!