China: Moll-Töne nehmen zu: Die Stimmung trübt sich weiter ein! - Nord LB Kolumne

China schwenkt eindeutig auf einen moderateren Wachstumspfad – wie stark die Entschleunigung sein wird, ist aber die große Frage. Deswegen blicken die Marktteilnehmer zum Monatswechsel mit Spannung auf die Bekanntgabe zweier Stimmungsumfragen aus China. Die Einkaufsmanagerindizes können frühzeitig Hinweise zur zukünftigen Konjunkturdynamik geben.
Der von Markit erhobene Caixin Einkaufsmanagerindex wurde heute veröffentlicht. Mit 48,3 Punkten notiert er nochmals niedriger als im Vormonat und bleibt unterhalb der kritischen Marke von 50 Punkten, die die Schwelle zwischen Expansion und Kontraktion markiert.
Bereits gestern lieferte die China Federation of Logistics & Purchasing (CFLP) den „offiziellen“ PMI. Der Wert im verarbeitenden Sektor hat sich zwar marginal verbessert, liegt aber mit 49,5 Punkten ebenfalls weiterhin im Kontraktionsbereich.
Nicht vergessen sollte man, dass erstens die „kritische“ Marke von 50 Punkten in China keineswegs Nullwachstum beim BIP anzeigt, sondern nur, dass die Dynamik abnimmt. Zweitens liegen die beiden Umfragen für den Dienstleistungssektor noch deutlich im Expansionsbereich – der CFLP konnte gestern sogar auf 54,7 Punkten zulegen.
Anzumerken ist zudem, dass zwar der Caixin Subindex „New Orders“ unter die Marke von 50 Punkten fiel, der Caixin Subindex „New Export Orders“ signifikant über diese Marke anstieg. Damit scheint es in der Binnenkonjunktur ein größeres Problem zu geben, wohingegen der „Waffenstillstand“ im Zollstreit möglicherweise kurzfristig für einige Aufträge für China gesorgt hat.
Es wird dennoch offensichtlich, dass die Einkaufsmanager im Produktionssektor zunehmend pessimistisch hinsichtlich der wirtschaftlichen Perspektiven sind. Dabei dürfte der Handelskrieg eine gewichtige Rolle spielen. In den letzten Tagen fanden in Washington dazu Gespräche statt, die nach übereinstimmenden Meldungen gewisse Fortschritte gebracht haben. Weitere Treffen sind geplant, Lösungen stehen aber noch aus. Für China kommt dieser Gegenwind von der anderen Seite des Pazifiks derzeit ungelegen, da das Wachstum (derzeit 6,4% YOY) ohnehin bereits schwächelt. So wird ein gewisses Entgegenkommen Chinas wohl nötig werden.
Sollten die Zollsätze der von den USA importierten Waren aus China über ein Importvolumen von USD 250 Mrd. von 10% auf 25% angehoben werden, dürfte es für chinesische Exporteure ungemütlich werden. Der Absatz könnte dann deutlich zurückgehen. Bereits vorgezogene Käufe müssen als Bremsfaktor zusätzlich berücksichtigt werden. Natürlich würden auch US-Importeure die Zölle zu spüren bekommen – wie auch die nordamerikanischen Konsumenten, die sich mit höheren Preisen konfrontiert sehen werden.
Aber auch die binnenwirtschaftlichen Wachstumstreiber im Reich der Mitte gehen zurück. So sorgt der von Chinas Regierung angestrebter Umbau des Wachstumsmodells für Spannungen. Konjunkturelle Bremsspuren sind bereits in vielen Bereichen auszumachen. Ein Beispiel ist die Bauwirtschaft. Es ist allerdings damit zu rechnen, dass Peking in den kommenden Monaten noch die eine oder andere vermeintliche fiskalpolitische „Wunderwaffe“ aus dem Hut zaubern wird, um das Land wieder auf Kurs zu bringen. Auch die PBoC dürfte nicht untätig abwarten
Fazit: In China mehren sich die Moll-Töne: Die chinesischen Einkaufsmanager schauen weniger optimistisch in die Zukunft. Während der CFLP PMI gestern noch marginal zulegen konnte, ging der Caixin PMI heute deutlicher zurück – beide PMIs für das verarbeitende Gewerbe notieren aber weiterhin unter der Marke von 50 Punkten – und damit nicht mehr im Expansionsbereich. Chinas Offizielle werden sich wohl Maßnahmen überlegen müssen.