ifo-Geschäftsklimaindex: Der lahmende Konjunkturmotor gerät jetzt ins Stottern - Nord LB Kolumne

Heute hat das Münchener ifo-Institut die Ergebnisse seines Konjunkturtests bei rund 9.000 deutschen Unternehmenslenkern für den Berichtsmonat Januar veröffentlicht. Demnach ist der stark beachtete ifo-Geschäftsklimaindex zum fünften Mal in Folge und diesmal drastisch auf nunmehr 99,1 Punkte abgerutscht. Ein derart tiefer Rücksetzer des wichtigen Stimmungsbarometers um gleich fast zwei Punkte war seit dem April 2013 nicht mehr zu beobachten gewesen. Dies sind zwar noch nicht – wie von manchen heraufbeschworen – die Vorzeichen einer drohenden Rezession in der größten Volkswirtschaft der Eurozone. Unübersehbar und auch nicht mehr zu verniedlichen ist aber die merkliche Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik. Der schon seit der Jahresmitte lahmende Konjunkturmotor gerät nun gehörig ins Stottern.
Den größten Anteil an der deutlichen Stimmungseintrübung haben die auf die Entwicklung in sechs Monaten gerichteten Geschäftserwartungen. Sie fielen auf den tiefsten Stand seit mehr als sechs Jahren und signalisieren ohne jeden Zweifel, dass die deutsche Konjunktur in den Strudel des Abschwungs geraten ist. Verantwortlich für den pessimistischen Ausblick vieler Unternehmen sind die vielen weltwirtschaftlichen Gewitterwolken durch das schwächelnde Wachstum in China, die quälende Brexit-Debatte, die stabilitäts- und integrationsfeindliche Politik der italienischen Regierung und vor allem das Trumpsche Handelskriegsgetöse. Hinzu kommen die freilich zu einem erheblichen Teil auch hausgemachten Probleme in der einst als Vorzeigebranche fungierenden Automobilindustrie.
Die Beurteilung der aktuellen Lage hat sich ebenfalls, allerdings weniger dramatisch verschlechtert und notiert noch auf auskömmlichem Niveau. In Verbindung mit den pessimistischen Zukunftseinschätzungen zeigt die „Konjunkturuhr“ des ifo-Instituts, in der das Zusammenspiel zwischen Erwartungs- und Gegenwartskomponente diagrammatisch dargestellt ist, unmissverständlich auf Abschwung. Bereits gestern hatte Markit vorläufige Auswertungen seiner monatlichen Befragungen präsentiert, die darauf ebenfalls hindeuten. Im deutschen Verarbeitenden Gewerbe war der eher koinzidente als vorlaufende Einkaufsmanagerindex demnach zum Jahresbeginn unter die – zumindest in mechanistischer Lesart – als Expansionsschwelle interpretierbare 50-Punkte-Marke gefallen.
Die nach Branchen ausgewiesenen Befragungsergebnisse dokumentieren die Breite des Abschwungs. Das Geschäftsklima trübte sich nahezu unisono in allen Wirtschaftsbereichen ein. Auch das lässt nichts Gutes ahnen. Nach unserer Einschätzung wird sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland in diesem Jahr auf 1,3% verringern. Die Boomjahre sind damit erst einmal vorüber.
Fazit: Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Januar zum fünften Mal in Folge und diesmal drastisch auf nunmehr 99,1 Punkte abgerutscht. Dies sind zwar noch nicht die Vorzeichen einer drohenden Rezession, unübersehbar und auch nicht mehr zu verniedlichen ist aber die merkliche Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik. Der schon seit der Jahresmitte lahmende Konjunkturmotor gerät nun gehörig ins Stottern. Die auf die Entwicklung in sechs Monaten gerichteten Geschäftserwartungen fielen auf den tiefsten Stand seit mehr als sechs Jahren und signalisieren ohne jeden Zweifel, dass die deutsche Konjunktur in den Strudel des Abschwungs geraten ist. Nach unserer Einschätzung wird sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland in diesem Jahr auf 1,3% verringern. Die Boomjahre sind damit erst einmal vorüber.