ZEW-Umfrage: Es wird nicht besser - Nord LB Kolumne
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat soeben die Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter etwa 200 Volkswirten, Analysten und Fondsmanagern für den Berichtsmonat November veröffentlicht.
Dabei konnten die Konjunkturerwartungen 6,6 Punkte zulegen, befinden sich aber weiterhin tief im negativen Bereich. Das entgegengesetzte Bild zeigt sich bei der Lagebeurteilung: Diese ist um fast 13 Punkte gefallen und notiert nunmehr bei einem Indexstand von 45,3 Zählern. Die bessere Konjunkturerwartung könnte mit der schlechteren Lagebeurteilung zu tun haben und passt somit ins Bild.
Auch wenn es sich mit dem negativen Wirtschaftswachstum im III. Quartal in Deutschland um eine Ausnahme gehandelt haben dürfte, trüben sich die Aussichten auf das IV. Quartal weiter ein. Dies spiegelt sich nicht nur im ZEW wider. Zuletzt enttäuschte etwa die Industrieproduktion im Oktober mit -0,5% M/M. Hinzu kommen auch einige Gewinnwarnungen von aktiennotierten Unternehmen. Unsere Aktienanalysten haben beispielsweise bei mehr als der Hälfte der DAX Unternehmen das Ergebnis pro Aktie nach unten korrigiert. Die Exporte konnten sich im Oktober zwar leicht verbessern, allerdings fehlt hier auch eine Dynamik, die für größere Wachstumsimpulse sorgen könnte. Das gleiche gilt für die Auftragseingänge.
Neben einer sich global abschwächenden Konjunktur dürften auch die aktuellen Entwicklungen insbesondere mit Hinblick auf den Brexit die Stimmung drücken. Es darf auch nicht vergessen werden, dass der Handelskrieg nicht beendet ist. Schlimmstenfalls kommt es im März 2019 zum Ernstfall bei beiden Risikoszenarien: Die USA und China haben einen 90-Tage Waffenstillstand vereinbart und halbwegs positive Signale gesendet. Das heißt aber weder, dass es im Februar zu einer gütlichen Einigung kommt. Insbesondere, wenn der innenpolitische Druck auf Trump weiter zunimmt. Noch heißt es, dass die USA nicht doch noch zwischenzeitlich einseitig Maßnahmen gegen Europa verhängen – Stichwort Autozölle.
Gerade das Thema Brexit dürfte in diesen Tagen wieder vermehrt auf der Agenda der Befragten gewesen sein. Die Briten steuern auf einen harten Abschied zu, weil sie nicht in der Lage sind, einen Konsens auf der Insel zu finden. Die Verschiebung der Abstimmung und die Neuverhandlung mit der EU kann wohl kaum Ergebnisse bringen. Warum sollte Brüssel auf London zugehen, wenn Westminster nicht in der Lage ist sich zu sortieren? Die Zugeständnisse, die May bräuchte, um die extremen Brexiteers ins Boot zu holen, bekommt sie sicher nicht. Leider bedeutet die verfahrene Lage auch ein nicht zu verachtendes Risiko für Europa. Großbritannien ist nicht nur ein wichtiger Außenhandelspartner. Es hängen viele Wertschöpfungsketten von der Insel ab. Auch für den Dienstleistungssektor dürfte es unangenehme Folgen haben.
Fazit: Das ZEW meldete soeben eine Verschlechterung der Lagebeurteilung um deutlich mehr als 10 Punkte. Die Konjunkturerwartungen bleiben negativ. Damit deutet sich weiter an, dass es schwer wird im IV. Quartal nach dem schwachen III. wieder Schwung in das Wirtschaftswachstum zu bekommen. Globale Konjunkturabkühlung, der noch nicht beendete und nur pausierte Handelskrieg sowie aktuell der sich weiter konkretisierende Brexit drücken auf die Stimmung.