Brexit: Wichtiger EU-Gipfel in Brüssel - Commerzbank Kolumne
Heute beginnt der lang erwartet EU-Gipfel in Brüssel, der für den weiteren Brexit-Verlauf wichtig ist. Kommt es zu einer Einigung, könnte auf einem Sondergipfel im November eine zweijährige Übergangsregelung beschlossen werden, die dann am 29. März 2019 in Kraft tritt. Ohne Einigung kann es zu einem ungeregelten Brexit kommen, der schwerwiegende wirtschaftliche Folgen mit sich bringen dürfte.
Heute Abend werden zunächst einmal die Staats- und Regierungschefs mit der britischen Premierministerin Theresa May über den Stand der Brexit-Verhandlungen beraten. Danach treffen sich die 27 verbleibenden Mitglieder der EU ohne May, um von EU-Chefunterhändler Michael Barnier informiert zu werden. Das Zeitfenster für eine Brexit-Einigung ist aber sehr eng, denn bereits am Donnerstagabend beginnt der Europa-Asien-Gipfel (ASEM).
Noch vergangene Woche gab es Hoffnungen auf einen Durchbruch bei den Verhandlungen. Diese waren aber schon am Wochenende obsolet geworden, nachdem die Verhandlungen zwischen dem britischen Brexit-Minister Dominic Raab und EU-Unterhändler Michel Barnier in eine Sackgasse gerieten. Am Montag betonte EU-Ratspräsident Tusk, dass die Wahrscheinlichkeit für einen ungeregelten Brexit noch nie so hoch war, wie derzeit. Theresa May gab sich dagegen vor dem britischen Parlament optimistisch. Die Bundesregierung treibt Vorbereitungen für den Fall eines ungeregelten Brexit massiv voran. Erste Gesetzesentwürfe für dieses Szenario sollten bereits in dieser Woche ins Kabinett eingebracht werden. Inzwischen mehren sich aber Stimmen dafür, die Verhandlungen nach dem EU-Gipfel weiter fortzusetzen um zu einer umfassenden Lösung zu kommen. Dies fordert vor allem EU-Chefunterhändler Michel Barnier.
Anleihen
Großbritannien: Verbraucherpreise (Sep.), 10:30 Uhr
USA: Wohnungsbaubeginne (Sep.), 14:30 Uhr
Gestern setzte sich die leichte Marktberuhigung vom Vortag fort. Vor allem die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen gingen zurück – die Kurse stiegen. Jedoch war der Zuwachs an Zuversicht zu gering, um die Kurse von Bundesanleihen nach unten zu drücken. Angesichts der gestern sehr durchwachsenen Nachrichtenlage war dies jedoch auch nicht überraschend. Das Brexit-Duell zwischen Großbritannien und der EU spitzt sich weiter zu. Das Gipfeltreffen, das die Entscheidung bringen muss, beginnt heute mit einem gemeinsamen Abendessen der Staats- und Regierungschefs. Wenn alle EU-Länder zustimmen, könnte man die Frist zwar gemeinsam verlängern, doch viel wäre damit nicht gewonnen, schließlich verhandelt man nun schon seit über anderthalb Jahren. Für die Finanzmärkte ist die Unsicherheit Gift und auch der britische Arbeitsmarkt zeigt zunehmende Schwächen. Andererseits wäre eine Verschiebung wohl besser als ein Brexit ohne Abkommen. Dass die nächsten Tage ein Abkommen bringen werden, ist nicht sicher (vgl. „Im Blickpunkt“). Verunsichert zeigen sich auch die Konjunkturanalysten, die das ZEW monatlich befragt. Der ZEW-Index befindet sich seit Jahresbeginn im Sinkflug. Den etwas besseren Ergebnissen im September steht nun ein erneuter Rückgang entgegen. Gemessen an der realwirtschaftlichen Abkühlung dürfte der ZEW-Index in den nächsten Monaten weiter fallen. Der Index hinkt leider häufig der tatsächlichen Entwicklung hinterher. Solide ist dagegen das Expansionstempo der US-Industrie – im Vorjahresvergleich wird aktuell ein Zuwachs um 3,5% ausgewiesen. Fallende Ölpreise hatten 2016 die US-Ölproduktion ausgebremst und zu einer Kontraktion der Industrieproduktion geführt. Seither beschleunigt sich das Wachstum von Quartal zu Quartal.
Aktien
Abbott Labs., Ergebnis Q3
Carrefour, Umsatz Q3
Danone, Umsatz Q3
Roche, Ergebnis Q3
US Bancorp, Ergebnis Q3
Am zweiten Handelstag der neuen Woche konnten die europäischen Aktienbörsen den am Vortag noch zaghaften Erholungstrend verstärkt weiter fortsetzen. Dabei legten die Indizes ab der Mittagszeit fast stetig zu. Im Dax 30 zählten erneut VW Vz. (+2,1%) zu den stärksten Einzelwerten. Noch stärker entwickelten sich die Aktien des IT-Titel Infineon (+4,5%) und SAP (+3,0%). Besser als der deutsche Leitindex performten allerdings die Indizes der kleineren Werte, der MDax und der SDax, welche am Vortag noch Verluste verbucht hatten. Im EUROSTOXX legten bis auf Öl und Gas (+0,6%) alle Bran-chen deutlicher zu. Angeführt wurde diese Erholungsbewegung von der Informationstechnologie (+3,2%) und dem Industriesektor (+2,9%). Im Gegensatz zu den Vortagen fand an der Wall Street die steigende Anzahl von Gewinnvorlagen positiven Anklang. So standen insbesondere die Aktien von UnitedHealth (+4,7%) nach starken Zahlen und einer erhöhten Prognose an der Spitze des Dow Jones. Die Titel von Johnson & Johnson (+2,0%) konnten da trotz eines ebenfalls angehobenen Gewinnziels nicht ganz mithalten. Auch Morgan Stanley (+5,6%) legte nach einer positiv aufgenommenen Quartalspräsentation im S&P 500 deutlicher zu. Rückenwind gab es von der Konjunktur, da die Industrieproduktion im September stärker als erwartet gestiegen war. Im beschriebenen Umfeld konnten alle Branchen deutlicher zulegen, allen voran die Informationstechnologie (+3,0%) und der Gesundheitssektor (+2,9%). Im Sog des starken US-Handels konnten auch die Börsen in Asien in den Erholungstrend einschwenken. Die europäischen Märkte werden mit diesen Vorgaben heute Morgen erneut fester in den Handel starten.