ZEW-Umfrage: Konjunkturmotor noch auf Touren, Risiken bleiben virulent - Nord LB Kolumne
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat soeben die Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter rund 200 Volkswirten, Analysten und Fondsmanagern für den Berichtsmonat September veröffentlicht. Demnach haben sich die Konjunkturerwartungen für Deutschland mit nun -10,6 Saldenpunkten abermals stabilisiert. Das negative Vorzeichen bringt allerdings zum Ausdruck, dass eine – wenn auch schwindende – Mehrheit der Finanzmarktexperten pessimistisch in die Zukunft blickt. Die Erwartungen für die Eurozone haben sich ebenfalls leicht verbessert, auch sie verbleiben aber in negativem Terrain.
Bereits gestern hatte die auf Sentiment-Analysen spezialisierte sentix GmbH die Ergebnisse ihrer bei rund 1.000 privaten und institutionellen Anlegern durchgeführten monatlichen Befragung vorgestellt. Darin dokumentierte sich eine Stimmungseintrübung für Deutschland und die Eurozone, auf die vor allem die pessimistischen Einschätzungen zu den Emerging Markets ausgestrahlt hatten. Nach Angaben des ZEW haben die jüngsten Turbulenzen in Argentinien und der Türkei auch auf den Erwartungen der Teilnehmer des Finanzmarkttests gelastet. Die Vereinbarung eines Handelsabkommens zwischen den USA und Mexico konnte aber offenbar noch größere Sorgen um das weltwirtschaftliche Gefüge abwenden.
Die Beurteilung der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage verbleibt auf auskömmlichem Niveau und konnte sich im September sogar noch einmal leicht verbessern. Damit steht außer Frage, dass der deutsche Konjunkturmotor augenblicklich noch rund und mit recht hoher Drehzahl läuft. Dies materialisiert sich nicht zuletzt in den weit überwiegend positiven Brancheneinschätzungen. Dass sich hier insbesondere für die Automobilwirtschaft und die Banken ein anderes Bild zeigt, verwundert nicht und hat naheliegende Ursachen.
Zusammengenommen zeichnen die Daten des ZEW für den Moment ein durchaus freundliches Bild der deutschen und europäischen Wirtschaft. Die vielfältigen Risiken wie die Handels- und Außenpolitik des US-Präsidenten Trump, die Angst vor einem ungeordneten Brexit, die krisenhafte Zuspitzung in einigen Emerging Markets und der Unmut über die fremden- und stabilitätsfeindliche Politik der italienischen Regierung lassen aber für die Zukunft allerhand Störungen und Friktionen erwarten.
Für den am Donnerstag tagenden EZB-Rat wird sich mit den heutigen Informationen nicht allzu viel an der Konjunktureinschätzung ändern. Die Notenbank wird an ihrem sehr vorsichtigen und dosierten Kurs festhalten und angesichts des fragilen weltwirtschaftlichen Umfelds keine schärfere Gangart riskieren.
Fazit: Die vom ZEW für den Berichtsmonat September erhobenen Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich abermals stabilisiert. Das negative Vorzeichen bringt allerdings zum Ausdruck, dass eine – wenn auch schwindende – Mehrheit der Finanzmarktexperten pessimistisch in die Zukunft blickt. Die Beurteilung der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage verbleibt demgegenüber auf auskömmlichem Niveau und konnte sich sogar noch einmal leicht verbessern. Damit steht außer Frage, dass der deutsche Konjunkturmotor augenblicklich noch rund und mit recht hoher Drehzahl läuft. Die vielfältigen Risiken lassen aber für die Zukunft allerhand Störungen und Friktionen erwarten. Der am Donnerstag tagende EZB-Rat wird an seinem sehr vorsichtigen und dosierten Kurs festhalten und angesichts des fragilen weltwirtschaftlichen Umfelds keine schärfere Gangart riskieren.