DAX: Hoffen auf eine Beilegung des Handelskonfliktes mit Washington - Nord LB Kolumne
Die internationalen Aktienmärkte profitieren aktuell von der Hoffnung auf eine Beilegung des Handelskonfliktes zwischen der EU und den USA. Entsprechend kann der DAX heute zum Handelsstart deutlich zulegen. Nicht nur die deutschen Automobilwerte, die stark unter den angedrohten neuen US-Zöllen gelitten hätten, präsentieren sich freundlicher. Damit rückt die psychologisch wichtige Marke von 13.000 Punkten beim deutschen Leitindex wieder ins Blickfeld.
Donald Trump und der EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker konnten gestern nach Gesprächen in Washington wichtige Schritte hin zu einer Einigung im Zollstreit verkünden. Brüssel und Washington haben sich verpflichtet, nun grundsätzliche Gespräche zum Abbau von Handelsbarrieren zu beginnen. Solange diese Verhandlungen andauern, verzichten beide Seiten auf die Einführung neuer Strafzölle. Zudem wird Washington die bereits umgesetzten Abgaben auf Einfuhren von Stahl und Aluminium aus der EU überprüfen. Brüssel versprach als Gegenleistung, verstärkt Sojabohnen aus den USA zu importieren und Maßnahmen zu ergreifen, die zu einer höheren Einfuhr von Flüssiggas aus den USA führen werden.
Vor allem in Nordamerika hatten Anleger nach einem Politico-Bericht auf konkrete Maßnahmen zur Beilegung des Handelsstreits zwischen der EU und den USA gesetzt. Brüssel hat in den europäischen Medien dann allerdings Erwartungsmanagement betrieben und die Hoffnungen auf einen Deal wieder etwas gedämpft. Folglich kann das Resultat der gestrigen Gespräche in Washington sicherlich doch als positive Überraschung gewertet werden.
Die aktuell zu beobachtende Reaktion der internationalen Aktienmärkte ist folglich gut nachvollziehbar. Die US-Handelspolitik kann aber auch wieder zu einem belastenden Faktor werden. Mit Blick auf China dürfte es nämlich noch zu kontroversen Diskussionen kommen. Zudem bleibt die Zukunft der NAFTA unsicher. Die USA scheinen inzwischen bilaterale Abkommen mit Mexiko und Kanada zu favorisieren. Beim südlichen Nachbarn findet diese Idee mittlerweile sogar Anklang. Mit Kanada wird es dagegen wohl noch sehr schwierige Gespräche geben müssen. In jedem Fall dürfte aber wohl festzuhalten sein, dass die Ergebnisse der gestrigen Verhandlungen positiv für den globalen Aktienmarkt sind.
Aufgrund von niedrigen Risikoprämien und bereits recht ambitionierten Erwartungen bezüglich der zukünftigen Unternehmensgewinne darf vor allem der nordamerikanische Aktienmarkt als nicht mehr günstig bewertet angesehen werden. Das KGV des S&P 500 notiert auf Basis der Konsensgewinnschätzung für das Jahr 2018 momentan bereits bei fast 17,8. Die Marktteilnehmer sollten nun auf die Zahlen zur Entwicklung des US-BIP achten müssen, die eine deutliche Wachstumsbeschleunigung anzeigen dürften. Diese positiven Nachrichten zur Lage der Wirtschaft der USA werden aber auch benötigt, um das derzeitige Bewertungsniveau der US-Dividendenpapiere zu rechtfertigen. In der Tat scheinen die nordamerikanischen Aktienmärkte derzeit bereits eine Menge an Konjunkturoptimismus einzupreisen.
Fazit: An den internationalen Aktienmärkten beginnt sich die Furcht vor einem globalen Handelskrieg momentan etwas zu legen. Die aktuellen Entwicklungen bei den Kursen sind angesichts der Ergebnisse der gestrigen Gespräche in Washington zwar gut nachvollziehbar, es kann nun aber auch wieder Gegenwind geben. Die Markteilnehmer werden in diesem Kontext auch nach Peking und Ottawa blicken müssen.