Im Euroraum geht die Inflationsrate im April überraschend zurück - Commerzbank Kolumne
Im April hat sich im Euroraum der Verbraucherpreisanstieg deutlich abgeschwächt. Die sogenannte Kernrate, welche die schwankungsanfälligen Komponenten Energie, Lebens- und Genussmittel außen vor lässt, fiel im Jahresvergleich von 1,0% im März auf 0,7% im April. Das ist der niedrigste Wert seit März 2017. Die Gesamtrate sank von 1,3% auf 1,2% J/J. Ein Grund für die jetzige schwache Preisentwicklung dürfte der starke Rückgang bei den Dienstleistungspreisen sein, denn letztes Jahr fiel Ostern in den April, 2018 aber in den März, so dass die teuren Pauschalreisen aktuell aus dem Vorjahresvergleich herausfallen. Dieser Effekt dreht sich im Mai wieder um.
Anleihen
USA: Arbeitsmarktbericht (April), 14:30 Uhr
USA: Stundenlöhne (April), 14:30 Uhr
Für Überraschung sorgten gestern die Inflationsdaten aus dem Euroraum: Die Kernrate (Verbraucherpreisentwicklung zum Vorjahr, ohne Energie und Nahrungsmittel) ging deutlich von 1,0% im März auf nur 0,7% im April zurück. Erwartet wurde nur ein Rückgang um ein Zehntel. Maximal zwei Zehntel des Rückgangs dürften jedoch auf die frühe Lage von Ostern zurückzuführen sein (vgl. „Im Blickpunkt“). Die Renditen von 10-jährigen Bundesanleihen fielen gestern um etwa fünf Basispunkte und liegen derzeit bei 0,53%. Der Hochpunkt im Februar von knapp 0,80% rückt weiter in die Ferne. Angesichts der überraschend niedrigen Inflation und den in diesem Jahr bislang eher schwachen Konjunkturdaten dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni nicht nur ihre Wachstumsprojektion sondern auch den Inflationsausblick senken. Eine erste Zinserhöhung rückt vor diesem Hintergrund nach unserer Ansicht tiefer in die zweite Jahreshälfte 2019. Ihr Anleihekaufprogramm dürfte die EZB dennoch zum Jahresende einstellen. Mehr Momentum zeigt dagegen die US-Wirtschaft. Die Analysten erwarten vom heutigen Arbeitsmarktbericht einen Zuwachs von etwa 190.000 Stellen in der Privatwirtschaft. Angesichts der in der letzten Woche erneut rekordverdächtig niedrigen Zahl von Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung und dem positiven ADP-Bericht erscheinen die Schätzungen realistisch. Viel Augenmerk wird die Entwicklung der Stundenlöhne auf sich ziehen. Bislang stieg der Lohndruck trotz der niedrigen Arbeitslosigkeit nur moderat an. Die Konjunkturdaten zeigen darüber hinaus gestern folgendes Bild: Die Dynamik im Servicegewerbe hat sich etwas abgeschwächt – der ISM-Index ging um 2 Punkte zurück. Die Exporte steigen dagegen wohl auch wegen der Dollarabwertung recht kräftig, während die Investitionsdynamik nachlässt.
Aktien
BASF / BMW / Gea / Lanxess, Zahlen Q1
BNP / Generali / HSBC, Zahlen Q1
Société Générale / Swiss Re, Zahlen Q1
Vestas Wind / Rhön Klinikum / Rheinmetall, Zahlen Q1
Nach den Kursgewinnen der vergangenen Tage, ging es an den europäischen Aktienmärkten gestern abwärts. Allerdings konnten sich die Indizes mit der sich nach einem schwachen Start wieder erholenden Wall Street von ihren Tagestiefs lösen. Das Fed-Protokoll wurde unterschiedlich interpretiert und viele Quartalsgewinnausweise konnten nicht überzeugen, so dass Gewinnmitnahmen das Bild dominierten. Dass die europäische Kommission die Wachstumsprognose heruntergenommen hat, passt in das Bild der Makrofrühindikatoren. Am konjunkturellen Bild für die Aktienmärkte dürfte sich das Bild eines soliden Wachstums mit nachlassender Dynamik weiter verfestigen, was aus dieser Perspektive zunächst nur begrenztes Kurspotenzial verheißt. Die Kursreaktionen auf die gestrigen Quartalszahlen passten auch in das bisherige Bild der Berichtssaison, wo schwache Zahlen abgestraft und gute Zahlen kaum honoriert wurden. So erging es z.B. Infineon (-0,4%), die zunächst ordentlich zulegen konnten, dann aber doch noch leicht im Minus schlossen. Adidas legt ebenfalls solide Zahlen vor. Am Ende ging es um fast 7% nach unten, wobei auch Spekulationen darüber, dass die Zusammenarbeit mit dem Rapper Kanye West ein Ende gefunden haben könnte, auf die Stimmung drückten. In den USA konnten sich die Kurse nach einem schwachen Start wieder erholen, wobei allerdings keine klaren übergeordneten Treiber erkennbar waren. Während der Markt in Japan feiertagsbedingt noch geschlossen ist, zeigten die übrigen Märkte in Asien heute Morgen eine überwiegend leichtere Tendenz. Vor den heutigen US-Arbeitsmarktdaten und angesichts der noch laufenden Gespräche zwischen den USA und China über ihre Handelsbeziehungen hielten sich viele Investoren zurück.