Lufthansa: Einer der Gewinner aus der Marktkonsolidierung - Commerzbank Kolumne

Immer noch wird um die Reste der insolventen Air Berlin gerungen. Zunächst gingen wesentliche Teile der Konkursmasse, vor allem Flugzeuge, die dazugehörigen Start- und Landerechte sowie die kleinere Tochtergesellschaft Walter an die Lufthansa. Wie erwartet lag der Fokus auf der Kurzstrecke und im Ferienflug-Geschäft. Der deutsche Marktführer übernimmt vor allem Besatzungen zu günstigen Eurowings-Konditionen. Ein Betriebsübergang fand nicht statt. Die Leasingverträge werden neu ausgehandelt. Kartellauflagen vereitelten eine Übernahme der Ferienflugtochter Niki, die prompt in die Insolvenz fiel. Auch der neue Favorit für die Übernahme, die britisch-spanische IAG (Muttergesellschaft von British Airways und Iberia) kämpft mit erheblichen Problemen. Der Fortbestand der österreichischen Linie ist offen. Viele der Flugzeuge, die für Air Berlin und deren Tochtergesellschaften flogen, mussten während der Umstellung- und Unsicherheitsphase zunächst am Boden bleiben. Die fehlenden Kapazitäten wirkten zunächst preistreibend. Wir rechnen nun aber mit einer allmählichen Entspannung. Die Lufthansa bringt Flugzeuge nach und nach wieder in Betrieb. Ungenutzte Start- und Landerechte werden mittlerweile von easyJet besetzt. Damit kommt auch der Preiswettbewerb wieder in Gang. Unzweifelhaft hat das Verschwinden von Air Berlin die Position der Lufthansa verbessert. Der Markt konzentriert sich nun auf das weitere Schicksal der maroden Alitalia. Auch hier ist die Lufthansa als übernehmende Fluglinie im Gespräch. Wir halten das aber für zunehmend unwahrscheinlich, die unverändert hohe Einflussnahme von Staat und Gewerkschaften schaffen ein hohes Risiko für eine erfolgreiche Integration einer solchen Fluglinie. Die Lufthansa hat allerdings bereits jetzt eine sehr starke Position im Italienischen Markt. Und auch im Langstreckengeschäft gibt es wegen der Schwäche der Golf-Wettbewerber Rückenwind.
Anleihen
Deutschland: Erzeugerpreise (Dez.), 08:00 Uhr
Großbritannien: Einzelhandelsums. (Dez.), 10:30 Uhr
USA: Verbrauchervertr. Michigan (Jan.), 16:00 Uhr
Die Rentenmärkte tendierten gestern leicht schwächer. Die Bundesanleihen holten die schwächere Tendenz vom Mittwoch in den USA zunächst nach. Nachdem die Rendite 10-jähriger US-Treasuries gestern Vormittag über die Marke von 2,60% anstieg, den höchsten Stand seit März 2017, stieg die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen in Richtung 0,60%. Grund für die Stimmungseintrübung waren die freundliche Tendenz an den Aktienmärkten sowie gute Konjunkturdaten aus China. Gefragt waren dagegen Anleihen aus dem südlichen Euroraum wie Staatsanleihen aus Spanien, Italien und Portugal. Die Nachfrage nach den neu emittierten Staatsanleihen war hoch und verhalf zur guten Stimmung bei Euro-Peripherieanleihen. Die Daten vom US-Immobilienmarkt sahen auf den ersten Blick schwächer als erwartet aus. So gingen die Hausbaubeginne im Dezember um 8,2% M/M zurück. Der Rückgang konzentrierte sich aber auf den Einfamilienhaussektor und war wohl auch wegen der Stürme verzerrt. Die Baugenehmigungen zeigten sich dagegen relativ stabil und gingen nur minimal zurück. Das Wachstum der US-Baubeginne ist nicht sehr dynamisch. Somit dürften die Bauinvestitionen in den USA einen geringeren Wachstumsbeitrag für das 4. Quartal liefern als ursprünglich erwartet. Dagegen gab es wieder Hinweise auf einen sehr robusten US-Arbeitsmarkt. So fiel die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung in der Vorwoche auf 220.000, den niedrigsten Niveau seit den 70er Jahren. Nachdem der Euro am Mittwoch auf 1,2180 USD gesunken war, erholte er sich gestern. Nach den durchwachsenen US-Zahlen nahm die Erholung an Fahrt auf und der Euro stieg auf über 1,2260 USD.
Aktien
Schlumberger, Ergebnis Q4
Die europäischen Aktienmärkte gaben gestern ein gemischtes Bild ab. Die Performancespanne der größeren Indizes reichte zwischen -0,4% (IBEX35) und +0,7% (Dax). Während am spanischen Markt nach einer negativen Brokerstudie insbesondere die Versorger unter Druck kamen, waren es beim Dax zyklische Titel, die den Markt nach oben brachten. Während das stärkere britische Pfund beim FTSE 100 (-0,3%) offensichtlich die Kurse drückte, konnte der stärkere Euro auch gestern nicht die gute Stimmung der Investoren trüben. An der Dax-Spitze standen Infineon (+5,6%), die von einer positiven Analystenstudie profitierten. Am Nachmittag brachte auch BASF (+2,8%, gute Geschäftszahlen) den Dax kurzfristig in Bewegung. Die Aktie konnte zwischenzeitlich um 3,5% steigen. Die Bewegungen auf Einzelwertebene schlugen sich dann auch entsprechend in der Branchenperformance nieder. Chemie (+1,4%) und IT (+1,4%, neben Infineon gab es positive Analystenstimmen zu ASML (+3,3%) und STMicroelectronics (+3,8%)) führten die Gewinner an, während die Versorger (-0,8%) und Immobilientitel (-0,7%) am deutlichsten nachgaben. An den US-Märkten notierten die Indizes etwas leichter. Positive Impulse von der Makroseite fehlten und auch bei den Quartalsberichten fielen die Ergebnisse gemischt aus. Nach Handelsschluss enttäuschten American Express und IBM mit ihren Zahlen und verloren nachbörslich 2,5% bzw. 4,4%. Zudem belastete der drohende „Regierungsstillstand“ angesichts des Erreichens der festgelegten Schuldengrenze. Nach dem Repräsentantenhaus gestern muss nun noch der Senat der Erhöhung der Schuldengrenze zustimmen. In Asien notieren die Indizes per saldo etwas freundlicher. Insgesamt scheint den Märkten aktuell etwas die Luft auszugehen. Für mehr Bewegung werden in der kommenden Woche Makro- und Unternehmensdaten sowie die Notenbanken sorgen.