MPH Health Care: Ein strategisches Trüffelschwein
In den vergangenen drei Monaten hat der Kurs von MPH Health Care rund 20 Prozent zugelegt. Im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert Patrick Brenske, Vorstand von MPH, was sich in den vergangenen Monaten verändert hat. Er spricht über die Pläne bei den verschiedenen Beteiligungen, über die Dividendenpolitik und über die Prognose. Auch der Abschlag beim Kurs von MPH ist ein Thema im Gespräch mit Brenske.
www.4investors.de: Herr Brenske, es gibt einen neuen Namen, „MPH Health Care”. Das klingt flotter als die bisherige Bezeichnung als „MPH Mittelständische Pharma Holding”. Ist mit dieser Neuerung nun auch eine veränderte Unternehmensstrategie zu erwarten? Oder bleibt alles beim Alten?
Brenske: Der neue Name MPH Health Care adressiert die bereits eingeleitete Ausrichtung deutlicher. Mit den Schwerpunkten Pharma, Schönheitsbehandlungen und Gesundheitsimmobilien bleibt alles beim Alten; dennoch wird die MPH zukünftig die Synergien zwischen den Bereichen deutlicher entwickeln. Die MPH hat das Ziel, dass die Beteiligungsunternehmen die Wertschöpfungspotenziale auf jeder Stufe realisieren. Da jede Beteiligung strategisch auf die kostengünstigste Lösung ausgerichtet ist, sind die Produkte und Leistungen am Ende der Wertschöpfungskette sehr attraktiv.
www.4investors.de: Derzeit ist MPH vor allem an drei börsennotierten Unternehmen beteiligt: Haemato, M1 Kliniken und CR Capital Real Estate. Bleibt es dabei oder sind Veränderungen im Portfolio in Planung?
Brenske: Die MPH plant auch in Zukunft in attraktive Geschäftsfelder zu investieren. Es befinden sich mehrere Optionen in der Diskussion. Voraussetzung für eine Erweiterung des Portfolios ist aber, dass sich die Optionen im Rahmen eines „proof of concept“ am Markt etabliert haben und die strategischen Zielsetzungen der MPH unterstützen.
www.4investors.de: Zum MPH-Portfolio gehört laut ihrer Internetseite auch die Pharmigon GmbH, die die wenigsten kennen dürften und die bisher auch kaum im Fokus stand. Können Sie in ein paar Sätzen etwas mehr zu der Beteiligung und deren finanziellen Details sagen?
Brenske: Die Pharmigon stellt patientenindividuelle Infusionslösungen für die Krebsbehandlung her. Der Umsatz beträgt ca. 10 Millionen Euro pro Jahr. Der Jahresüberschuss liegt bei ca. 1 Million Euro. Die MPH hält 50 Prozent der Anteile. Moderne Krebsbehandlungen setzten zunehmend individualisierte d.h. auf den einzelnen Patienten zugeschnittene Medikamente ein. Hier ist die Pharmigon seit Jahren ein Vorreiter und plant, ihre Vorreiterrolle durch den weiteren Ausbau ihrer Geschäftstätigkeiten auf diesem Gebiet zu behaupten.
www.4investors.de: Wie passt das Immobilienunternehmen CR Capital Real Estate in das Bild der „Healthcare-Holding”? Das Unternehmen gibt seinen Schwerpunkt in der „Projektentwicklung mit dem Fokus auf den Wohnungsneubau vorwiegend für Selbstnutzer” an. Wird es hier einen Schwenk in der Strategie oder eine Erweiterung der Aktivitäten auf den Gesundheitssektor geben?
Brenske: Die CR hat ihr Schwerpunkt-Know-how im kostenoptimierten Neubau. Der Kostendruck im Gesundheitswesen und die Preissensibilität der Kunden verlangen zukünftig nach industriellen, kostengünstigen baulichen Konzepten. Die CR optimiert diesen gewichtigen Teil der Wertschöpfungskette. Die CR hat das Potential, sich durch standardisierte bauliche Konzepte mit hoher Qualität, strategisch im Bereich Health Care Immobilien zu positionieren. Als Teil der Prozesskette kann der Wert der Immobilie deutlich gesteigert werden.
www.4investors.de: Wäre zum Beispiel denkbar, dass ihre Beteiligung CR Capital Real Estate als Immobilien-Projektentwickler Kliniken neu baut und dann an M1 Kliniken weiter vermietet?
Brenske: Auch das wäre denkbar.
www.4investors.de: M1 Kliniken soll in den nächsten Jahren stark expandieren. Steht schon fest, ob kurzfristig Standorte im europäischen Ausland, sprich vor allem in Österreich und der Schweiz, hinzu kommen werden?
Brenske: Die Expansion in die deutschsprachigen Länder befindet sich in der Umsetzung. Hier ist der erste Standort im 1. Halbjahr 2018 geplant.
www.4investors.de: Jährlich sollen vier neue M1-Standorte gegründet werden. Wie werden Sie diese Investitionen finanzieren?
Brenske: Im Jahr 2017 wurde erfolgreich eine Kapitalerhöhung platziert. Auch in Zukunft beabsichtigt die M1 Kliniken AG, das Wachstum aus Eigenmitteln zu finanzieren.
www.4investors.de: M1 gilt im Bereich der plastischen Chirurgie als günstiger Anbieter. Wie schafft die Gesellschaft es, die durchschnittlichen Marktpreise so deutlich zu unterbieten?
Brenske: Es sind drei Faktoren. Zunächst die Konzentration auf wenige Anwendungen, dann die konsequente Optimierung der Qualität, Prozesse und der Wertschöpfungskette und last but not least der kostengünstige Einkauf, der uns als Marktführer möglich ist. Daneben gibt es noch einen anderen Effekt, den wir aber nicht direkt beeinflussen können. Die Wettbewerber der M1 haben sehr hohe Margen auf Ihre Leistungen. Die M1 verzichtet lieber auf hohe Margen zu Gunsten einer größeren Zahl von Anwendungen.
www.4investors.de: Im Mai gab es bei Haemato eine Kapitalerhöhung, die ausschließlich durch MPH gezeichnet wurde. Sind die geplanten Expansionsvorhaben durchfinanziert, oder wird zusätzliches Kapital bei MPH bzw. den Beteiligungen CR Capital Real Estate bzw. M1 Kliniken benötigt werden?
Brenske: Die Haemato Kapitalerhöhung dient ausschließlich der Finanzierung der Haemato und wird dort für die Finanzierung der Entwicklung weiterer Angebote verwendet.
www.4investors.de: Haemato hatte die Kapitalerhöhung mit der Entwicklung neuer Produkte begründet. Wie ist das Unternehmen dabei voran gekommen?
Brenske: Die ersten neuen Produkte sind im Dezember 2017 auf den Markt gekommen. Weitere Produkte sollen im ersten Halbjahr 2018 folgen.
www.4investors.de: Die letzte Dividende von MPH lag bei 0,12 Euro je Aktie. Sie wollen diese konstante Dividendenpolitik fortführen?
Brenske: Wenn unsere Beteiligungen weiterhin so erfolgreich sind, dann sehe ich keinen Grund die Dividendenpolitik zu verändern.
www.4investors.de: Sie haben jüngst auf der MKK in München für 2017 ein Umsatzziel von 350 Millionen Euro ausgegeben. Bleibt es bei dieser Prognose? Und wie wird sich der Gewinn entwickeln?
Brenske: Kumuliert betrachtet erwarten wir für 2017 einen Umsatz aller MPH - Beteiligungen von 350 Millionen Euro. Der vorläufige IFRS Periodenüberschuss der MPH lag nach den ersten neun Monaten bei 11,22 Millionen Euro. Wir gehen davon aus, dass sich diese positive Wertentwicklung auch in Zukunft fortsetzen kann.
www.4investors.de: Der MPH-Aktienkurs liegt deutlich unter dem inneren Wert, den die Beteiligungen ausmachen, der Abschlag beträgt rund 25 Prozent. Zwischen dem Eigenkapital und dem Börsenwert klafft ebenfalls eine Lücke. Was ist geplant, damit sich diese Bewertungsdifferenzen verkleinern?
Brenske: Das ist wohl zumindest zum Teil auf den Holding-Abschlag zurück zu führen. In der Regel werden Holdings nicht höher bewertet als die Summe Ihrer Töchter. Die MPH ist aber der Wegbereiter und das strategische „Trüffelschwein“ für sich und ihre Beteiligungsunternehmen. Diesen Mehrwert der MPH zu kommunizieren steht bei mir ganz oben auf der Agenda.
www.4investors.de: Die MPH-Aktie notiert derzeit im eher wenig beachteten Open Market, wäre auch vor dem Hintergrund des Bewertungsabschlags zum inneren Wert ein Wechsel in ein höheres Marktsegment denkbar?
Brenske: Ein höheres Marktsegment erhöht möglicherweise den Aufmerksamkeitswert bei Investoren. Auf der anderen Seite verursacht ein höheres Marktsegment höhere Kosten und den regulatorischen Aufwand. Daher prüfen wir im Augenblick welche Auswirkungen ein Segmentwechsel haben wird und ob er sich für unser Unternehmen und unsere Aktionäre lohnt.