Dax mit Allzeithoch – US-Einzelhandelsumsätze schwach – Fed am Zuge - Nord LB Kolumne
Soeben sind in den USA aktuelle Zahlen zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze gemeldet worden. Im Berichtsmonat Mai kam es zu einem unerwartet deutlichen Rückgang um 0,3% M/M. Gleiches gilt für die Retail Sales exklusive Autos, bei denen der Vormonat auf (ebenfalls) 0,4% M/M leicht nach oben revidiert wurde. Damit muss von einer nahezu kompletten Gegenbewegung zum Vormonat – oder einem Stillstand im Zweimonatsdurchschnitt – gesprochen werden.
Der Blick auf die Details zeigt, dass die Verkäufe in den Autohäusern der USA nach dem deutlichen Plus im April um 0,5% M/M erwartungsgemäß schwächer ausfielen. Im Mai war ein Minus von 0,2% M/M zu verzeichnen. Rückgänge waren allerdings auch in vielen anderen Unterkomponenten zu beklagen (Elektronik, Tankstellen, Einkaufszentren, Sport).
Auch die Zahlen zur Entwicklung der für die BIP-Berechnung maßgeblichen Kontrollgruppe der Einzelhandelsumsätze (exklusive Nahrung, Autoverkäufe, Tankstellen, Baumaterialien) waren im Mai als schwach zu bezeichnen – sie stagnierten. Einziger freundlicher Aspekt: Der Anstieg im April wurde von 0,2% M/M auf 0,6% M/M deutlich nach oben revidiert. Insofern sicherlich ein positives Signal bei ansonsten tatsächlich überwiegend unfreundlichen Zahlen.
Ein gewisses Fragezeichen hinter der Konsumfreude der US-Amerikaner taucht mit diesen Bekanntgaben sicherlich auf, obwohl ein intakter Arbeitsmarkt samt stabilem Immobilien- und Aktienmarkt die Ausgabenfreude der Verbraucher eigentlich weiterhin noch beflügeln sollte.
Zeitgleich wurden die Entwicklungen bei den Konsumentenpreisen bekannt gegeben. Mit einem Rückgang um 0,1% M/M im Mai fällt die Inflationsrate auf 1,9%. Größtenteils sind diese Entwicklungen zwar den auslaufenden Basiseffekten über den Ölpreis zuzuschreiben, eine Inflationsrate von wieder unter 2% lässt aber durchaus wieder aufhorchen! Die Kernrate (0,1% M/M) exklusive der volatilen Bereiche Nahrung und Energie geht in der Jahresrate sogar auf 1,7% zurück.
Im Vorfeld der heute stattfindenden FOMC-Sitzung sind diese Veröffentlichungen von großer Relevanz und passen nicht ganz ins Konzept der Mehrheit der Notenbanker. Unter den Tauben im FOMC können sie sicherlich einige Bedenken auslösen. Fraglich wird sein, wie die FOMC-Mitglieder die neuen Informationen in ihre Entscheidungsprozesse einfließen lassen. Letztlich sollte aber weiterhin von einer Zinsanhebung heute Abend ausgegangen werden, dafür ist der Zinsschritt von den US-Notenbankern im Grunde zu gut vorbereitet worden.
Bereits im Tagesverlauf konnte der Deutsche Aktienindex DAX ein neues Allzeithoch bei über 12.900 Punkten markieren. Die Stimmung für die deutsche Wirtschaft bleibt positiv, die Aussichten gut und die anhaltend niedrigen Zinsen – zumindest in Euroland – lassen die Dividendenpapieren auch lukrativ erscheinen. Alternativen zu Aktien als Anlageform sind Mangelware! Die Risiken nehmen aber gleichzeitig zu, da die globalen Unsicherheiten keineswegs zurückgehen.
Fazit: Die US-Einzelhandelsumsätze fielen nach einem starken Vormonat nun im Mai mit einem deutlichen Minus von 0,3% M/M unerwartet schwach aus. Die für die BIP-Berechnung relevante Kontrollgruppe stagnierte, einzig der auf +0,6% hoch revidierte Vormonatswert ist noch als positiv zu bewerten. Die zeitgleich veröffentlichte Inflationsrate für den Monat Mai weist mit 1,9% auf noch weniger Preisdruck nach oben als erwartet hin. Die heutigen Daten stellen hinter der erwarteten Konjunkturbelebung und dem einhergehenden Anziehen der Inflation gewisse Fragezeichen, ändern aber nur wenig an der weiterhin hohen Wahrscheinlichkeit, dass die Federal Reserve am Abend die Fed Funds Target Rate zum zweitem Mal in diesem Jahr anheben wird! Alles andere wäre überraschend! Das Statement und die Pressekonferenz Janet Yellens werden aber spannend!