Deutsche Inflationsrate steigt zum ersten Mal seit 4 Jahren über 2 Prozent - Commerzbank-Kolumne
Im Februar ist die Inflationsrate in Deutschland erstmals seit viereinhalb Jahren über zwei Prozent gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat legten die Verbraucherpreise um 2,2% zu. Zum Preisauftrieb trugen vor allem höhere Preise für Energie (+7,2% J/J) und Nahrungsmittel (+4,4% J/J) bei. Für die kommenden Monate erwarten wir aber wieder deutlich geringere Inflationsraten, da der stark preistreibende Effekt des Ölpreisanstiegs wohl ausläuft. Heute werden die Verbraucherpreise für den Euroraum ähnliche Daten zeigen. Die EZB wird jedoch keine Änderung ihrer Geldpolitik vornehmen, solange die Kernteuerungsrate bei 1% verharrt.
Zinsen und Anleihen
Euroraum: Arbeitslosenquote (Januar), 11:00 Uhr
Euroraum: Verbraucherpreise (Februar), 11:00 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosengeld, 14:30 Uhr
Eine Zinserhöhung seitens der Fed bereits im März ist nach guten Daten zunehmend wahrscheinlich zumal sich der Preisauftrieb beschleunigt. Die vom Markt eingepreiste Wahrscheinlichkeit eines Zinsschritts im März sprang u.a. nach Äußerungen von Fed-Mitgliedern am Dienstag auf jetzt 82%. Die US-Notenbänker schauen zur Bewertung des Preisauftriebs bevorzugt auf den Deflator für den privaten Verbrauch. Während normalerweise gemessen wird, wie sich die Preise für einen festen Warenkorb im Zeitverlauf ändert, misst der Deflator, wie sich die Preise der tatsächlich konsumierten Waren geändert haben. Lag die Veränderungsrate Mitte 2016 noch unter einem Prozent, so liegt sie nun bereits bei 1,9%. Ein Großteil des Anstiegs lässt sich sicher der Energiepreisentwicklung zuschreiben, doch die Sorge vor Zweitrundeneffekten ist berechtigt. Hinzu kommt die positive Stimmung, die sich in den Marktdaten aber auch in den Unternehmensumfragen zeigt. So vermeldete das Institute for Supply Management gestern einen Sprung des ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe von 56 auf 57,7 Punkten. Die Firmen berichten insbesondere von schneller steigenden Aufträgen. Dies ist sicher noch kein Effekt der „Trumponomics“, sondern vor allem einer möglicherweise zu expansiven Geldpolitik geschuldet. Auch im Euroraum steigen die Preise und Bundesbankpräsident Weidmann redet der Inflationsrückkehr das Wort. Doch bei knapp 10% Arbeitslosigkeit im Euroraum dürfte der Inflationsanstieg nur vorübergehend sein: Wenn der Ölpreis sich verfestigt und nicht weiter ansteigt, dann werden sich die disinflationären Kräfte wieder durchsetzen. Zweitrundeneffekte, die die Kerninflation treiben, mag es geben (z.B. bei Flug-reisen, Taxifahrten) – doch auch diese sind nicht von Dauer.
Aktien
Dt. Telekom, Jahreszahlen
Lafarge-Holcim, Engie, Jahreszahlen
Continental, endgültige Jahreszahlen
Rio Tinto, Geschäftsbericht
Sah es in den vergangenen Tagen noch so aus, als ob die europäischen Aktienmärkte konsolidieren würden, wurden die Investoren gestern eines Besseren belehrt. Die Indizes stiegen kräftig an und erwischten viele Investoren (und auch uns) auf dem falschen Fuß. So erreichte der Euro Stoxx 50 ein neues Jahreshoch und der Dax den höchsten Stand seit zwei Jahren. Die gestrige Kursreaktion lässt sich zwar erklären, kam aber dennoch überraschend. So brachte die Rede von Donald Trump vor dem Kongress inhaltlich nun wirklich nichts Neues. Offensichtlich war die Erwartungshaltung im Vorfeld doch sehr gering. Wichtigster Treiber dürfte die Währungsseite gewesen sein. Wie schon im asiatischen Handel der schwache Yen den japanischen Markt nach oben zog, so half der schwache Euro/Dollar auch den exportorientierten europäischen Indizes. Da sich die Dollar-Stärke aus der zunehmenden Erwartung speiste, dass die Fed bereits im März die Leitzinsen anhebt, ging es neben den Zyklikern (die von weiterhin positiven Überraschungen auf der Makrodatenseite profitierten) insbesondere für Finanzwerte (+3,0%) nach oben. Damit standen Märkte mit hohen Gewichtungen an Finanztiteln wie z.B. Italien (+2,4%) im Performanceranking vorne. In den USA ging die Rekordjagd ebenfalls weiter. Da-bei halfen auch hier über den Erwartungen liegende Makrofrühindikatoren und gute Unternehmensberichte. Die Zinsfantasie sorgte – wie schon in Europa – dafür, dass Finanzwerte (+2,8%) das Performanceranking anführten. Klassischerweise litten in diesem Umfeld Immobilienwerte und Versorger (-0,3% bzw. -1,0%) unter Abgaben. In Asien setzt sich der positive Grundton fort, Finanz- und Rohstoffwerte sind besonders stark gefragt. Der Dax wird leicht höher erwartet.