US-Notenbank Fed: Nächster Straffungsschritt nur eine Frage des Timings - Commerzbank-Kolumne
Die Fed ließ bei ihrer FOMC-Sitzung wie erwartet nicht nur die Leitzinsen unverändert, sondern bis auf geringfügige Aktualisierungen und Nuancierungen auch ihre Pressemitteilung. Aus dieser ist etwas mehr Überzeugung herauszulesen, dass das Inflationsziel von 2% bald erreicht werden sollte. Unsere Einschätzung: Noch fehlen der Fed entscheidende Hinweise, wie die Finanzpolitik der Regierung Trump konkret aussehen wird – und welche Schlüsse für die Geldpolitik zu ziehen sind. Bei faktischer Vollbeschäftigung und näher rückendem Inflationsziel ist die nächste Leitzinsanhebung um 25 BP freilich nur eine Frage des Timings. Wir rechnen damit spätestens im Juni; ihr dürfte dann in diesem Jahr noch mindestens eine weitere folgen.
Zinsen und Anleihen
Großbritannien: Zinsankündigung der BoE 13:00 Uhr
USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
Die Meldung an positiven Wirtschaftsdaten setzte sich auch gestern fort. Dies treibt die Renditen nach oben. Zehnjährige Bundesanleihen notierten bei fast 0,48%. Die gute Stimmung der Industrieunternehmen im Euroraum für Januar wurde bestätigt. Der vom Institut Markit berechnete Indikator erreichte den höchsten Stand seit fast sechs Jahren. In den großen europäischen Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich und Spanien gab es Steigerungen, dagegen wies Italien eine schlechtere Stimmung als im Vormonat aus. In den USA wuchs die Beschäftigung im Privatsektor wohl deutlich stärker als erwartet. Laut des Dienstleisters ADP wurden im Januar 246.000 neue Stellen gezählt. Dies lässt auf eine ebenfalls positive Entwicklung für die morgen zu veröffentlichte amtliche Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft schließen. Aufgrund der wachsenden Bevölkerung muss der Arbeitsmarkt mindestens 80.000 bis 100.000 neue Stellen im Monat absorbieren. Aktuell prognostizieren Analysten einen Zuwachs von 175.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft. Bei der niedrigen Arbeitslosenquote von 4,7% wächst allmählich die Gefahr, dass die Wirtschaft überhitzt. Sollten die Zuwächse am Arbeitsmarkt weiterhin über der Schwelle von 200.000 Beschäftigten liegen, erhöht sich der Druck auf die Notenbank Fed, an der Zinsschraube zu drehen. Auch der ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes präsentierte sich stark: Er stieg gegenüber dem Vormonat um 1,3 Punkte auf 56,0 Zähler. Die Unterkomponenten erfreuten ebenfalls: Neuaufträge und die Beschäftigungskomponente wuchsen schneller. Wie erwartet, hat die Fed ihren Leitzins unverändert gelassen und machte auch sonst keine konkreten Angaben bezüglich weiterer Zinsschritte (siehe auch „Im Blickpunkt“).
Aktien
Daimler/Deutsche Bank/DNB ASA, Jahreszahlen
Infineon, Ergebnis Q1
Glencore, Produktions-Report 2016
ING/Nokia, Jahreszahlen
Royal Dutch Shell, Ergebnis Q4
Amazon/Amgen, Ergebnis Q4
An den letzten beiden Handelstagen war der Optimismus, der angesichts der angekündigten Wirtschaftspläne Donald Trumps herrschte, wegen seiner Dekrete einer spürbaren Verunsicherung gewichen. Auch der wieder erstarkte Euro hatte belastet. Gestern drehte die Stimmung dank starker Wirtschaftsdaten und guter Unternehmensberichte aber bereits wieder. Unter der Führung des Schwergewichts Siemens (+5,6%) konnte insbesondere der Dax 30 deutlicher zulegen. Das Industriekonglomerat hatte einen überzeugenden Quartalsbericht vorgelegt. Am Ende der Kursliste befanden sich dagegen die Aktien des Versorgers RWE (-1,4%). Im Leitindex des Euroraums, dem EUROSTOXX 50 konnten sich Grundstoffe (+2,2%) teilweise von den starken Einbußen der Vortage erholen. Auch Banken (+1,6%) befanden sich wieder im Aufwärtstrend. Schwächer entwickelten sich lediglich die defensiven Sektoren Versorger und Telekommunikation (jeweils -0,5%). Auch an der Wall Street sorgte ein Börsenschwergewicht mit seinem Quartalsbericht für das Highlight. Am Vorabend hatte Apple (+6,1%) besser als erwartete Zahlen vorgelegt und dabei vor allem mit den Servicediensten und den iPhone-Absätzen überzeugt. Darüber hinaus gab es trotz der überwiegend starken Wirtschaftsdaten keine stärkeren Kursavancen. Am besten entwickelte sich neben dem erneut festen Pharmasektor (+0,7%) unter der Führung von Apple die IT-Branche (+0,8%). Deutlich schwächer tendierten dagegen die Immobilienaktien (-1,2%). An den asiatischen Märkten leidet der Nikkei 225 weiterhin an der Yen-Stärke. Chinas Festlandbörsen blieben weiter geschlossen.