Wirtschaft im Euroraum wächst auch im Schlussquartal 2016 robust - Commerzbank-Kolumne

Das Wachstum im Euroraum hat weiter angezogen. Im 4. Quartal 2016 stieg das reale BIP um 0,5% Q/Q bzw. 1,8% J/J. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Wachstum weiterhin von Land zu Land sehr unterschiedlich verläuft. Während das BIP sich in Deutschland genauso wie im Euroraum um 0,5% Q/Q erhöht hat, legte es im Spanien mit 0,7% Q/Q kräftiger und in Frankreich mit 0,4% Q/Q schwächer zu. Sorgenkind bleibt innerhalb der großen Länder Italien, wo noch immer Lethargie vorherrscht. Die Frühindikatoren weisen weiterhin auf ein robustes Wachstum hin. Wir haben unsere Wachstumsprognose für den Euroraum für 2017 deshalb von 1,5% auf 1,8% erhöht.
Zinsen und Anleihen
Euroraum: PMI Verarb. Gewerbe (Jan.), 10.00 Uhr
Großbritannien: PMI Verarb. Gewerbe (Jan.), 10.30 Uhr
USA: ADP-Beschäftigungsbericht (Jan.) 14.15 Uhr
USA: ISM-Index Verarb. Gewerbe (Jan.), 16.00 Uhr
USA: Fed-Zinsentscheid, 20.00 Uhr
Bei wieder etwas risikoaverserer Stimmung tendierten Bundesanleihen gestern trotz des unerwartet starken Preisauftriebs im Januar freundlich. Laut Schnellschätzung von Eurostat sind die Verbraucherpreise im Euroraum um 1,8% (Dez. +1,1%) gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Der Anstieg der Jahresrate resultierte aber ausschließlich aus einem Basiseffekt: So waren vor Jahresfrist die Verbraucherpreise unter dem Eindruck eines langjährigen Tiefstandes des Ölpreises um satte 1,4% M/M gesunken und im Februar dann nur um bescheidene 0,2% M/M und im März dann um kräftige +1,2% M/M angestiegen. So gesehen wird der ölpreisbedingte Basiseffekt im Januar/Februar seinen Höhepunkt erreichen, hernach wären aus dieser Sicht wieder niedrigere Jahresraten beim Verbraucherpreisauftrieb zu erwarten. Dafür spricht auch, dass die Kerninflationsrate (sie klammert die volatilen Nahrungsmittel- und Energiepreise aus der Betrachtung aus), bei 0,9% J/J verharrte, also noch keine Verbreiterung des Preisauftriebs zu beobachten ist. In diesem Sinne wird jedenfalls die EZB das Inflationsgeschehen deuten. Sie wird weiterhin die Botschaft senden, ihr Anleihekaufprogramm wie geplant bis Jahresultimo durchzuziehen. Auf einem anderen Blatt steht, welche Impulse sie damit noch zu setzen vermag, zumal die Kritik – auch innerhalb der EZB – an der ultraexpansiven Linie wächst; die Exit-Frage wird den Rentenmarkt mehr und mehr beschäftigen. In den USA ist das Verbrauchervertrauen nach dem Schub der Vormonate leicht gesunken, bleibt aber auf Niveaus, die zuletzt vor 15 Jahren nachhaltig übertroffen wurden.
Aktien
BBVA, Jahresergebnis
Qiagen, Ergebnis Q4
Roche, Jahresergebnis
Siemens, Ergebnis Q1
Nachdem die europäischen Aktienmärkte einen schwachen Wochenauftakt erlebt haben, beruhigte sich das Geschehen am Dienstagvormittag wieder etwas. Das von der neuen US-Regierung unter der Führung von Donald Trump verabschiedete Einreiseverbot für Menschen aus sieben muslimischen Ländern hatte die Kurse am Montag spürbar gedrückt. Doch mit dem erneut schwächeren Start der Wallstreet gingen die Kurse am Nachmittag rasch in die Knie. Tagesgewinner im Dax, der um 1,3% fiel (im Januar verbuchte der Dax damit einen Gewinn von knapp 0,5%), war die Aktie der Deutschen Börse (+1,5%), die vor allem von einer Votenheraufstufung durch einen Broker profitierte. Die Notierung der Deutschen Bank büßte nach zwischenzeitlichen Gewinnen um rd. 1,2% ein. Vormittags hatte hier insbesondere die Nachricht über eine geringer als erwartet ausgefallene Strafzahlung im Zusammenhang mit dem Geldwäsche-Skandal in Russland beflügelt. Vonovia (+0,7%) profitierte u.a. von der gesunkenen Rendite für die 10-jährige deutsche Bundesanleihe. Auf europäischer Sektorebene waren am gestrigen Handelstag insbesondere Aktien aus dem Bereich Immobilien gefragt, die im Schnitt um 0,5% kletterten. Am Ende der Performancerangliste notierten Aktien aus dem Sektor Chemie, die durchschnittlich um 1,4% fielen. Die US-Börsen tendierten nach dem schwachen Wochenauftakt erneut mit Verlusten. Der Dow Jones-Index sank um 0,5%. Der Kurs von UPS verlor nach Vorlage von Zahlen 6,8%. Auf Sektorebene (S&P 500) waren v.a. Werte aus dem Bereich Versorger (+1,6%) gefragt. Industrieaktien büßten als Tagesverlierer rd. 0,9% ein. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Der Nikkei-Index gewann 0,6%. H-Aktien (HK) standen leicht unter Druck.