ifo-Geschäftsklima: Unternehmen von Trumps Äußerungen eiskalt erwischt - Nord LB Kolumne
Soeben hat das Münchner ifo Institut aktuelle Zahlen seiner viel beachteten Konjunkturumfrage veröffentlicht. Demnach hat sich die Stimmung bei den befragten deutschen Unternehmenslenkern zum Jahresauftakt unerwartet kräftig eingetrübt. Im Berichtsmonat Januar sank der ifo Geschäftsklimaindex von 111,0 auf nur noch 109,8 Punkte. Zwar schätzen die Umfrageteilnehmer die aktuelle Geschäftslage nochmals etwas besser als im Vormonat ein, der entsprechende Teilindex kletterte leicht auf 116,9 Punkte. Allerdings haben sich die Erwartungen mit Blick auf die Geschäftsentwicklung in sechs Monaten merklich auf 103,2 Punkte abgekühlt.
Die Umfragen von sentix und dem ZEW hatten bereits vorab angedeutet, dass die aktuelle Lage weiterhin als sehr gut einzuschätzen ist. Auch die gestern gemeldeten Zahlen vom Markit Einkaufsmanagerindex hatten ein kräftiges Wachstum in der Industrie zum Jahresauftakt angezeigt. Für das laufende erste Quartal ist somit durchaus mit einer robusten konjunkturellen Entwicklung zu rechnen. Einzig ein anhaltend harter Winter könnte die Expansionskräfte aktuell noch etwas dämpfen.
Einen gewissen Anlass zur Sorge bietet hingegen der deutliche Rückgang der Erwartungskomponente. Hiermit war nach den zuvor bereits gemeldeten Frühindikatoren so nicht zu rechnen gewesen. Offenbar wurden die deutschen Unternehmen von den Aussagen Trumps mit Blick auf deutsche Exportunternehmen sowie durch den Auftritt Donald Trumps bei dessen Inauguration eiskalt erwischt. Bis zum 20. Januar hatten viele gehofft, dass es schon nicht so schlimm werden würde. Die bereits in den ersten Tagen erlassenen Dekrete des neuen US-Präsidenten bestätigen jedoch leider, dass dieser vieles aus dem Wahlkampf ernst gemeint hat. Ausstieg bei TPP, Vorbereitungen für Neuverhandlungen von NAFTA, damit auch eine faktische Beerdigung von TTIP und Drohungen gegen Unternehmen, die Vorleistungen aus dem Ausland beziehen – dieser neue Protektionismus trifft die deutsche Wirtschaft an einer ihrer empfindlichsten Stellen.
Man darf aber jetzt nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten. Aktuell scheint sich etwas von der Euphorie zu legen, die wir mit Blick auf Trump immer für völlig überzogen gehalten hatten. Grundsätzlich ist der Zustand der deutschen Wirtschaft ausgesprochen robust. Wir rechnen für das IV. Quartal 2016 mit einem kräftigen Wachstum von mindestens 0,5% Q/Q, und dieser Schwung dürfte auch noch in das neue Jahr mitgenommen werden.
Allerdings wird der Gegenwind rauer. Neben dem neuen Unsicherheitsfaktor Trump steht in absehbarer Zeit auch noch der Beginn der Verhandlungen zum Brexit an, und Europa steht vor einem Superwahljahr. Die Ergebnisse bei den Urnengängen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland können wegweisend für die Zukunft der EU sein. Wegen dieser hohen Unsicherheit werden sich die Unternehmen mit Investitionen weiter zurückhalten. Wir rechnen daher für das Jahr 2017 mit einem moderaten BIP-Wachstum von 1,5%.
Fazit: Zum Jahresauftakt hat sich die Stimmung der deutschen Unternehmen überraschend deutlich eingetrübt. Der viel beachtete ifo Geschäftsklimaindex ist im Januar auf 109,8 Punkte gesunken. Die aktuelle Lage wird zwar noch als sehr gut angesehen. Die Erwartungen sind aber deutlich weniger optimistisch als im Vormonat. Die Gründe hierfür sind schnell ausgemacht: Trump! Die Hoffnungen auf einen Präsidenten Trump, der gemäßigter als der Kandidat Trump auftritt, haben sich in Kürze zerschlagen. Sollte Trump mit seinem protektionistischen Kurs ernst machen, droht der globale Konjunkturwind eisiger zu werden – dies wäre sicher zum Schaden aller Beteiligten!