Deutsche Unternehmer dürften erneut bester Stimmung sein - National-Bank Kolumne
Der oberste britische Gerichtshof hat die Situation für die britische Regierung komplizierter gemacht: Er entschied, dass das britische Parlament einem formalen Austrittsgesuch aus der EU zustimmen muss und widersprach damit der Position der Regierung. Ob es sich bei der Einholung der Zustimmung lediglich um einen formalen Akt oder doch um einen wesentlich aufwendigeren Rechtsakt handeln wird, ist zurzeit nicht abzusehen. Einerseits gilt das britische Parlament überwiegend als europafreundlich, erst recht, nachdem wohl intensiver über die potenziellen Auswirkungen des Austritts nachgedacht wurde. Andererseits gibt es den Willen des Volkes, der diesbezüglich eindeutig ausgefallen ist. Will die Regierungschefin ihren Zeitplan noch halten, wird sie jetzt schnell handeln müssen und entsprechende Gesetzesvorlagen in das Parlament einbringen müssen. Nach Medienberichten sollen diese bereits erarbeitet worden sein. Möglicherweise werden die britischen Parlamentarier dem formalen Prozess auch nur zustimmen, wenn bestimmte Bedingungen eingehalten werden. Es gibt nicht wenige Stimmen, die die Zustimmung an die Beibehaltung des Zugangs zum EU-Binnenmarkt knüpfen wollen. Das wiederum würde zentralen anderen Forderungen wie bspw. der Hoheit über die Einwanderungspolitik entgegenstehen. Schließlich haben die EU-Vertreter klar gemacht, dass der Zugang zum Binnenmarkt an die Freizügigkeit im Personenverkehr gebunden ist. Außerdem müsste UK dann weiterhin zahlreiche Regelungen der EU übernehmen. Und genau das wollte man mit dem Austritt aus der EU ja nicht mehr.
Obwohl diejenigen, die immer noch darauf hoffen, UK könne Mitglied der EU bleiben bzw. den Zugang zum Binnenmarkt behalten, Morgenluft schnuppern, hat die Entscheidung zwei negative Effekte: Wird die Zustimmung zum Austrittsprozess durch das Parlament an Bedingungen gebunden, verschlechtert sich die Verhandlungsposition der britischen Regierung deutlich. Außerdem gibt es nun wieder Unsicherheit. Die Unternehmen in UK, aber auch die ausländischen Unternehmen wissen derzeit nicht, worauf sie sich einstellen sollen. Das dürfte lähmend wirken.
An Konjunkturdaten wird heute der Ifo im Mittelpunkt des Interesses stehen. Die vorläufigen Werte der Markit Einkaufsmanagerindizes haben gestern bereits auf eine Fortsetzung des Wachstums im Euroraum hingewiesen. Die deutschen Unternehmer werden ebenfalls guter Stimmung sein. Noch werden die Sorgen über die Auswirkungen eines protektionistischeren US-Wirtschaftskurses keine Rolle spielen, zumal die Binnenwirtschaft läuft. Die übrigen Daten werden keine Rolle spielen. Dafür dürfte es einige Blicke auf die laufende Berichtssaison geben. Aus den USA kamen zwar keine überragend guten Nachrichten. Allerdings blieben auch die negativen aus. Bislang konnte man kaum Klagen über den hohen Außenwert des USD vernehmen. Die Unternehmen scheinen sich diesbezüglich in Zurückhaltung zu üben.
Der Bund Future dürfte heute mit Kursverlusten in den Handelstag starten. Anders als die sehr gute Aufnahme der neuen spanischen 10jährigen, das Orderbuch wurde bei etwa 34 Mrd. € geschlossen, dürfte die Aufstockung der 2046er Bund zu leichten Belastungen am Vormittag führen. Auch die Emission der 5jährigen US-T-Notes am Abend dürfte Spuren hinterlassen. Die 2jährigen Floater sollten sich dagegen in Erwartung weiterer US-Leitzinserhöhungen gut platzieren lassen. Im weiteren Tagesverlauf sollte sich der Bund Future zwischen 162,10 und 163,40 bewegen. Die Renditen der 10jährigen US-Treasuries sollten zwischen 2,40 und 2,53% schwanken.