Anstieg der Inflationserwartungen ist ein zweischneidiges Schwert - Commerzbank-Kolumne
Die Aussicht auf konjunkturstimulierende Maßnahmen durch Donald Trump ließ die Inflationserwartungen anziehen. Eigentlich ist es genau das, was die Notenbanken mit ihrer jahrelangen expansiven Geldpolitik bewirken wollen – Donald Trump schafft es in wenigen Tagen! Die Aktienmärkte, vornehmlich Zykliker und Finanzwerte, feiern. Aber die Sache hat einen Haken, denn sie führt gleichzeitig zu einer globalen Liquiditätsverknappung, da die Nominalzinsen schneller an-ziehen als die Inflationserwartungen. Der Anstieg der realen Zinsen belastet so zwar zunächst die Edelmetallpreise. Er ist angesichts der hohen Schuldenniveaus aber ein Faktor, der die Risikoaversion an den Märkten rasch erhöhen könnte, was positiv für Gold und Co. wäre.
Zinsen und Anleihen
Euroraum: Verbrauchervertrauen (Nov.), 16:00 Uhr
USA: Verkäufe bestehender Häuser (Sept.), 14:30 Uhr
Die Rentenmärkte bewegten sich gestern nur wenig, sie tendierten per Saldo überwiegend freundlich. Ihnen fehlten klare Impulse, da gestern keine wichtigen Konjunkturdaten gemeldet wurden. Die Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi vor dem EU-Parlament am Nachmittag hatten keinem Einfluss auf die Märkte. Draghi forderte erneut die Finanzpolitik auf, die wirtschaftliche Erholung zu stützen. Die Ölpreise stiegen gestern an, nachdem Hinweise auf eine Einigung wichtiger Förderländer in Detailfragen bekannt wurden. So soll bei einem Treffen in Doha dem Iran angeboten worden sein, seine Produktionsmenge konstant zu halten, was in etwa dem entspräche, was der Iran zuletzt gefordert hatte.
Die deutsche Bundesbank rechnet nach einem schwächeren dritten Quartal mit einem spürbaren Anstieg des Wachstumstempos im Schlussquartal. Die Stimmung habe sich zuletzt wieder aufgehellt, insbesondere in der Industrie. Daher ist davon auszugehen, dass die Industrieproduktion im Schlussquartal wieder stärker zur gesamtwirtschaftlichen Dynamik beitragen sollte. Die hohe Kapazitätsauslastung dürfte die rückläufige Investitionstätigkeit in Ausrüstung und Maschinen beleben. Außerdem dürften die Ausfuhren wieder kräftiger als im Sommer wachsen. Der Private Konsum dürfte unterstützt bleiben von den günstigen Einkommens- und Arbeitsmarktperspektiven sowie der guten Stimmung der Verbraucher. Diese Woche stehen wichtige Frühindikatoren an. So werden am Mittwoch die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland gemeldet, die im letzten Monat beide über Erwarten deutlich angestiegen waren. Am Donnerstag werden der Ifo-Geschäftsklimaindex, der ebenfalls positiv überrascht hatte sowie das GfK-Verbrauchervertrauen gemeldet. Besseren Aufschluss über das schwache 3. Quartal könnten die BIP-Details geben, die am Donnerstag gemeldet werden.
Aktien
Uniper, 9-Monatszahlen
Celesio, Halbjahreszahlen
Hewlett Packard, Zahlen Q4
HP Enterprise, Zahlen Q4
Auch wenn es zwischenzeitlich nach unten ging: am Ende schlossen die europäischen Aktienmärkte doch noch leicht im Plus und blieben damit auch weiterhin innerhalb ihrer Handelsspannen der vergangenen Wochen. Seitens der Makrodaten kamen gestern keine Impulse – der IFO-Geschäftsklimaindex und die Einkaufsmanagerindizes kommen erst am Donnerstag –, dafür stand aber die Politik einmal mehr im Fokus. Nach der US-Wahl konzentrierte sich das Interesse der Investoren verstärkt auf die Lage in Italien. Das Parlamentsreferendum (4.12.) rückt näher und damit auch die Sorge über die Auswirkungen auf die Aktienmärkte. So kam es gestern zu Abgaben bei italienischen Banken, nachdem eine Brokerstudie davor gewarnt hatte, dass ein Scheitern des Referendums möglicherweise negative Folgen für die Rekapitalisierung des angeschlagenen Bankensektors haben könne. Die Handelsvolumina bewegten sich allerdings auf einem durchschnittlichen Niveau. Bei den Einzelwerten ging es für VW (+2,5%) aufgrund einer Kaufempfehlung aufwärts, während Aixtron (-5,5%) unter dem stärker werdenden sicherheitspolitischen Gegenwind aus den USA litt. Auf der Branchenebene waren zyklische Sektoren gefragt; Healthcare und Finanzdienstleister (je -0,5%) gaben am deutlichsten nach. Am US-Markt konnte der S&P500 ein neues Allzeithoch erzielen. Dafür sorgten sowohl steigende Öl- und Rohstoffpreise als auch rückläufige Renditen am Rentenmarkt, die zumindest den zinssensitiven Versorgern (+1,1%) halfen, während Immobilien (-0,2%) im Minus schloss. In Asien notieren fast alle Märkte klar im Plus. Das Erdbeben in Japan hatte lediglich zu Handelsbeginn belastet. In China sorgt u.a. der steigende Yuan für Kursgewinne.