Deutschland: Phantastisches 2016, Wiederholung 2017 unwahrscheinlich - Nord LB Kolumne

Heute hat das Statistische Bundesamt die Schnellschätzung zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts veröffentlicht. Und diese ist hervorragend: 1,9% ist die deutsche Wirtschaft im Jahr 2016 gewachsen. Der Brexit und andere politische Verunsicherungen haben (noch) keine nennenswerten Spuren hinterlassen.
Wichtigster Wachstumstreiber war der deutsche Konsument. Der private Konsum legte um knapp 2% Y/Y zu. Rekordbeschäftigung und Lohnentwicklungen stützen hier. Der öffentliche Konsum wird gar voraussichtlich um mehr als 4% Y/Y zugelegt haben – das stärkste Wachstum seit 1992. Dabei halfen auch die Ausgaben im Rahmen der Bewältigung der Flüchtlingskrise. Eher enttäuschend entwickelten sich hingegen im Gesamtjahr die Nettoexporte und die Ausrüstungsinvestitionen.
Im Jahr 2017 stehen uns noch weitere Unwägbarkeiten bevor. Rein von den Zahlen her dürfte der Start ins neue Jahr mit ordentlichem Schwung erfolgt sein. Die globale Konjunktur zieht derzeit an. Allerdings dürfte aufgrund der anhaltend hohen politischen Unsicherheiten die Investitionszurückhaltung zunächst noch anhalten. Die Trump-Euphorie sollte relativ bald verfliegen und wenn die ökonomische Realität wieder ohne die rosa Brille wahrgenommen wird und sich das merkantilistische Programm des neuen US-Präsidenten als schädlich herausstellt, könnten Verwerfungen ebenso drohen wie durch einige Wahlen in Europa. Im Prinzip wird an den Wahlurnen von Holland und Frankreich auch über die Zukunft der Europäischen Union entschieden. Apropros EU: Auch die Brexit Folgen werden im aktuellen Jahr stärker zum Tragen kommen. Die Premierministerin May hatte den März ja als den Termin avisiert, an dem der Artikel 50 des EU-Vertrages gezogen wird.
Eine Wiederholung eines solch hervorragenden Wachstumswertes dürfte schwer werden. Für das Jahr 2017 rechnen wir derzeit mit einem BIP-Wachstum von 1,5%. Das Prognoserisiko diesbezüglich ist allerdings so hoch wie selten zuvor.
Fazit: Das Jahr 2016 ist für die deutsche Wirtschaft ein phantastisches geworden. Die Wirtschaft wuchs um 1,9%. Dies reflektiert sich auch in einer hohen Beschäftigung und einem geringen Verschuldungswachstum. Die aktuellen Konjunkturindikatoren versprechen auch einen sehr guten Start in das neue Jahr. In 2017 drohen jedoch erhebliche Unsicherheiten, die die Wiederholung dieses Erfolges schwer machen werden. Europäische Wahlen entscheiden über die Zukunft der Europäischen Union und der neue amerikanische Präsident dürfte auch eher für mehr Verunsicherung sorgen. Das laufende Jahr ist auch das entscheidende für den Brexit, auch dies wird nicht spurlos an der Wirtschaft vorbei gehen.