Deutscher Arbeitsmarkt: Ungebrochen hohe Beschäftigungsdynamik - Nord LB Kolumne

Soeben hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg ihren Arbeitsmarktbericht für den vergangenen Monat veröffentlicht. Im Dezember 2016 waren demnach unter Ausschaltung saisonaler Einflüsse 17.000 Personen weniger arbeitslos gemeldet als im Vormonat. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte bei 6,0%. Die in der Öffentlichkeit stärker im Fokus stehende nichtsaisonbereinigte Arbeitslosenzahl liegt zum Jahresende 2016 bei 2,568 Mio., dies ist der niedrigste Stand in einem Dezember seit der Wiedervereinigung. Im Gesamtjahr 2016 waren im Durchschnitt weniger als 2,7 Mio. Personen arbeitslos gemeldet – auch dies stellt einen Rekord im wiedervereinigten Deutschland dar.
Die bemerkenswert guten Zahlen im Dezember sind sicher auch ein Resultat der günstigen Witterungsbedingungen im abgelaufenen Monat. Für einen Monat Dezember fiel der Anstieg der Arbeitslosigkeit diesmal mit nur 36.000 Personen auffallend gering aus. Aber auch die anhaltend robuste Konjunkturentwicklung in Deutschland kommt in den Arbeitsmarktdaten zum Ausdruck. Zum Jahresende 2016 dürfte sich das BIP-Wachstum sogar wieder merklich beschleunigt haben. Auch die Stimmungsindikatoren deuten auf eine hohe konjunkturelle Dynamik im aktuellen Winterhalbjahr hin.
Im November waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 43,8 Mio. Personen (mit Wohnort in Deutschland) erwerbstätig. Damit ist die Beschäftigungsdynamik ungebrochen hoch. Erste Anzeichen einer leichten Moderation beim Tempo des Beschäftigungsaufbaus sind aus unserer Sicht weniger mit einer nachlassenden Konjunktur, sondern vielmehr mit dem allmählich knapper werdenden Arbeitskräftereservoir zu erklären. Die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften ist jedenfalls ungebrochen, wie u.a. der Rekordstand beim vom ifo Institut erhobenen Beschäftigungsbarometer signalisiert. Bei der BA war im Dezember erneut ein Anstieg der Zahl offener Stellen auf nun 658.000 zu verzeichnen. Auch der Stellenindex der BA legte deutlich auf 227 Punkte zu.
Die gute Arbeitsmarktlage wird sich auch weiterhin günstig auf den privaten Konsum auswirken. Allerdings gibt es bislang noch keine Zeichen, dass der niedrige Stand bei der Arbeitslosigkeit zu einem deutlich beschleunigten Lohnwachstum führen würde. Dass sich die Reallöhne in den vergangenen Jahren so gut entwickelt haben, ist vor allem der viel zu niedrigen Inflation geschuldet gewesen. Diese Phase ungewöhnlich schwach steigender Verbraucherpreise geht jedoch allmählich zu Ende. Zwar haben im Dezember vor allem Basiseffekte zu dem starken Anstieg der Inflationsrate geführt. Dennoch muss für 2017 mit einer Inflationsrate von 1,5% Y/Y gerechnet werden, wobei ein stärkerer Ölpreisanstieg sogar noch etwas Luft nach oben bieten würde. Daher wird der private Konsum 2017 eine geringere Dynamik aufweisen als im abgelaufenen Jahr. Dennoch bleiben wir optimistisch, dass sich die positive Konjunkturentwicklung fortsetzt und damit auch weitere Beschäftigungszuwächse im Jahr 2017 anstehen.
Fazit: Zum Jahresende 2016 zeigt sich der deutsche Arbeitsmarkt noch einmal von seiner Schokoladenseite. Günstige Witterungsbedingungen und die zuletzt noch einmal gestiegene Konjunkturdynamik haben zur geringsten Arbeitslosigkeit in einem Dezember seit der Wiedervereinigung geführt. Die wichtigsten Indikatoren haben sich zudem noch einmal verbessert, der positive Trend wird sich somit auch im Jahr 2017 fortsetzen. Im Jahresmittel wird die Quote unter die Marke von 6% rutschen. Allmählich stellt sich die Frage, wann Engpässe stärker spürbar werden und der Beschäftigungsboom nachhaltigere Lohnzuwächse auslösen wird.