USA - Fed: Leitzins und Zinsaussichten moderat angehoben - Nord LB Kolumne
Die Federal Reserve hat auf ihrer gestrigen Sitzung die Leitzinsen in den USA wenig überraschend um 25 Basispunkte auf 0,75% angehoben (obere Grenze für die Fed Funds Target Rate). Im FOMC-Statement wurden einige wenige Anpassungen vorgenommen, um den Zinsschritt zu rechtfertigten. So habe die wirtschaftliche Aktivität moderat an Dynamik gewonnen und die Arbeitslosenquote sei weiter gefallen. Aufgrund der realisierten und zu erwartenden Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt und der etwas erhöhten Inflationstendenzen sei der Zinsschritt notwendig. Diesmal zeigten sich die FOMC-Mitglieder in vorweihnachtlicher Eintracht (keine abweichende Meinungen).
In den Projektionen hoben die Notenbanker die Wachstumserwartung für 2017 marginal an. Die Währungshüter rechnen mit einem BIP-Wachstum von 1,9% bis 2,3% (bisher: 1,9% - 2,2%). Für 2018 sehen sie ein BIP-Wachstum von ebenfalls etwas höheren 1,8% bis 2,2% (bisher: 1,8% - 2,1%) voraus. Die Projektionen für die Inflationsrate wurden leicht nach oben korrigiert.
Im Fokus standen die Projektionen für die Fed Funds Target Rate: Demnach geht die Notenbank in 2017 nun von drei statt bisher zwei Zinsanhebungen aus – allerdings legte der Median der Gremiumsmitglieder nur marginal zu (genau: um 7 Bp von 1,31% auf 1,38%). Dese leicht nach oben verschobene Tendenz in den Projektionen ist auch für das übernächste Jahr erkennbar, wobei es in 2018 bei dem anvisierten Leitzins von 2,00% bleibt. Insofern wird bis Ende 2018 unverändert mit noch fünf Zinsschritten gerechnet, nun aber drei in 2017 und nur zwei in 2018.
In der anschließenden Pressekonferenz betonte Notenbankpräsidentin Janet Yellen, dass sie perspektivisch eine etwas höhere Dynamik beim Wirtschaftswachstum erwarte. Derzeit sei es aber noch zu früh, die Wirkungen einer neuen Fiskalpolitik unter Trump genau abschätzen zu können. Inwiefern die neue Politik zu einer Verschärfung der geldpolitischen Gangart führen könnte, ließ sie entsprechend offen. Der Weg zu einer von der Fed angestrebten langsamen Normalisierung der US-Geldpolitik ist aber eingeschlagen worden.
Der Euro geriet unter Druck und fiel unter 1,05 USD. Perspektivisch sehen wir ihn aber nicht deutlich unter seinem derzeitigen Niveau: Die Fed wird weiterhin vorsichtig vorgehen nur bei intaktem Konjunkturverlauf handeln. Während derzeit zwei oder sogar drei Zinsschritte in 2017 eingepreist sind, dürften im kommenden Jahr die Diskussionen über ein mögliches Tapering der EZB beginnen, was den Druck auf die Gemeinschaftswährung bremsen wird.
Für die internationalen Aktienmärkte müsste das leichte Anheben der US-Leitzinsen nicht zwangsläufig zum Problem werden. Schließlich dürfte die US-Notenbank nur dann handeln, wenn die Wirtschaftslage in den USA eine Leitzinsanhebung auch wirklich zulässt. Insofern wäre ein Zinsschritt der Zentralbank in Washington vor allem ein Signal in Richtung einer erfreulichen Entwicklung der US-Konjunktur – genau so sollte dies aktuell auch aufgefasst werden.
Fazit: Die Fed hat – wie erwartet – das US-Leitzinsniveau moderat angehoben. Die Signale aus dem Statement, den Projektionen und von Janet Yellen lassen erwarten, dass weitere Leitzinsschritte auch in 2017 klar auf der Agenda bleiben. Dazu bedarf es aber weiterer guter Wirtschaftsdaten, wovon die Notenbank aber tendenziell ausgeht. Entsprechend hat sie die Aussichten auf weitere Zinsanhebungen verstärkt – auch das Tempo dürfte etwas höher ausfallen als mit nur einem Zinsschritt jeweils in 2015 und 2016. Eine Stellungnahme zu der Trump’schen Politik vermied Janet Yellen aus gutem Grund. Der Weg einer Normalisierung der US-Geldpolitik ist nun eingeschlagen worden. Dennoch bleibt es dabei, dass sich die Federal Reserve im Falle von kurzzeitigen Marktirritationen oder Wachstumsdellen auch immer wieder zurückhalten kann.