Commerzbank: US-Einzelhandelsumsätze legen im Mai deutlich stärker zu als erwartet
Die Einzelhandelsumsätze in den USA haben sich im Mai besser als vorhergesagt entwickelt. Im Vergleich zum Vormonat legten sie um 0,5% zu. Allerdings waren sie im April mit 1,3% sogar noch stärker angestiegen. Schaut man sich die sogenannte „Kontrollgruppe“ an – welche die schwankungsanfälligen Umsätze aus Autoverkäufen, Tankstellen, Gastronomie und Baustoffen außen vor lässt – so wuchsen die Umsätze um 0,4% (M/M), nach 0,9% im April. Nach den jüngsten eher schwach ausgefallenen Lohnzuwächsen ist dies erfreulich. Damit entwickeln sich die Einzelhandelsumsätze im zweiten Quartal weiter positiv.
Zinsen und Anleihen
Euroraum: Handelsbilanz (April) 11.00 Uhr
USA: Produzentenpreise (Mai) 14.30 Uhr
USA: New York Fed Index (Juni), 14.30 Uhr
USA: Industrieproduktion (Mai), 15.15 Uhr
USA: Fed-Zinsentscheid, 20.00 Uhr
Die Risikoaversion hielt auch gestern die Märkte fest im Griff. Treibende Kraft ist unverändert das nahende Referendum in Großbritannien zum Verbleib oder Ausscheiden aus der Europäischen Union; den jüngsten Meinungsumfragen zufolge scheint das Lager der Austrittsbefürworter die Oberhand zu gewinnen. Entschieden ist freilich noch nichts. Was aber klar ist: An der ausgesprochen nervösen Marktstimmung wird sich bis einschließlich zum 23. Juni, dem Tag des Referendums, wenig ändern. Wie stark die Suche nach relativer und vermeintlicher Sicherheit ist, zeigt das erstmalige Abtauchen der Rendite 10-jähriger Bundesanleihen unter die magische 0%-Marke. 10-jähriger US-Treasuries rentierten zeitweise bei 1,57% und damit nur noch 20 Basispunkte über ihrem Allzeit-tief vom Sommer 2012: der Zeit, als die Krise im Euroraum ihren Höhepunkt erreicht hatte und EZB-Chef Draghi mit seiner „whatever-it-takes-Rede“ eine eindrucksvolle Stimmungswende einleitete. Ein „Bremain-“ statt Brexit-Votum am 23.6. könnte eine ähnliche Reaktion auslösen – aber was, wenn es anders kommt? Über die besser als erwarteten US-Einzelhandelsumsätze, die im Mai um 0,5% M/M angestiegen sind und im bisherigen Quartalsverlauf stattliche 1,4% über dem Mittelwert des 1. Quartals liegen, ging der Markt großzügig hinweg. Denn die heutige Zinsentscheidung der Fed steht wohl schon fest: Die Fed wird das Brexit-Referendum abwarten. Fällt dieses „marktberuhigend“ aus, wird schon bald die Diskussion auf-kommen, ob nicht beim nächsten FOMC-Termin Ende Juli eine Anhebung um 25 Basispunkte angemessen ist.
Aktien
Der Ausverkauf an den europäischen Aktienmärkten setzte sich auch am gestrigen Handelstag fort. Der Dax hat damit in den vergangenen fünf Handelstagen rd. 7,5% seines Wertes verloren. Die Angst der Börsianer vor einem möglichen Brexit (Abstimmung am 23. Juni) sowie das alles in allem weiterhin recht mäßige Weltwirtschafts- und Unternehmensgewinnwachstum setzen den Aktienmärkten zu, was sich auch in einer spürbar gestiegenen Volatilität und in einer unverändert regen Nachfrage nach „Fluchtwährungen“ wie dem japanischen Yen ausdrückt. Seit Jahresbeginn wertete der Yen ggü. dem US-Dollar um fast 14% auf. Kurzfristig fehlen somit weiterhin positive Impulse. Immerhin verteidigte der deutsche Leitindex gestern knapp die Marke von 9.500 Punkten. Tagesverlierer war die Notierung von RWE (-5,1%). Die Aktie litt u.a. unter der Herabstufung der Kreditbonität durch die Ra-tingagentur Standard & Poor´s. Die Aktie der Lufthansa ist weiterhin im Sinkflug. Sie verlor u.a. infolge einer weiteren Votenherabstufung durch einen Broker rd. 2,6%. Im Fokus des Verkaufsdrucks standen ebenfalls erneut Werte aus dem Banken- und Automobilsektor (Deutsche Bank: -2,9%; Daimler: -2,3%). In der zweiten Reihe büßte die Aktie von Gerry Weber nach Vorlage von Geschäftszahlen rd. 5,2% ein. Auf europäischer Sektorebene notierten am gestrigen Handelstag alle Branchen im Minus. Am Ende der Performanceskala rangierten Titel aus dem Bereich Rohstoffe mit durchschnittlichen Verlusten in Höhe von 3,5%. Am besten hielten sich noch Werte aus dem Bereich Nahrungsmittel & Getränke (-0,9%). Die Börsen in den USA tendierten am Dienstag et-was schwächer. Der Dow Jones-Index verlor 0,3%. Auf Sektorebene standen v.a. Titel aus der Finanzbranche (-1,5%) unter Druck. Die Börsen in Asien tendierten erstmals seit vier Tagen wieder mit Aufschlägen. Der Nikkei 225-Index gewann unterstützt von einem etwas schwächeren Yen rd. 0,4%.