Börse am Morgen: Fraport, Michelin, Gold, Beige Book - Nord LB Marktbericht

Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich im Oktober leicht verbessert und liegen nun bei 39,3 Saldenpunkten (zuvor: 37,3). Die Hoffnung auf einen mittelfristigen Aufschwung bleibt damit bestehen, auch wenn neue Ernüchterungen im Inland die Stimmung belasten. Passend dazu fällt die aktuelle Lagebeurteilung mit -80 Punkten auf den tiefsten Stand seit Mai. Analysten und Volkswirte hatten dies mehrheitlich nicht erwartet, was den Anstieg der Erwartungen relativiert. Deutschland wird die wirtschaftliche Stagnation in diesem Jahr voraussichtlich nicht überwinden. Erst 2026 ist mit Hilfe einer expansiveren Fiskalpolitik eine Rückkehr zu Wachstum möglich. Das geopolitische Umfeld bleibt jedoch ein Hemmnis – wie zuletzt von der US-Administration eindrücklich betont.
Laut dem aktuellen Weltwirtschaftsausblick des IWF wächst die globale Wirtschaft 2025 um 3,2% und 2026 um 3,1% – leicht unter dem Niveau von 2024 (3,3%). Die Folgen des US-Handelsstreits bleiben begrenzt: Der effektive Zollsatz auf US-Exporte ist kaum gestiegen. Deutschland hinkt im Vergleich zu anderen Industrienationen hinterher, höhere deutsche Investitionen stützen jedoch das Wachstum in Europa.
Tagesausblick
Für die Eurozone werden heute August-Industriedaten gemeldet, welche vorrausichtlich eine rückläufige Dynamik signalisieren. Da die vergangenen sechs Monate stets positiv waren mit einem zuletzt starken Wert im Juli, sollte diese Nachricht an dieser Stelle aber nicht übermäßig pessimistisch gewertet werden. Die für heute terminierten Inflationszahlen aus den USA werden sich hingegen verschieben – voraussichtlich gen Ende der nächsten Woche. Trotz Shutdowns der US-Regierung wurde ein Notfallteam für diese wichtige Zeitreihe aufgestellt, da hieraus einige sehr relevante Ableitungen resultieren, die keinen größeren Aufschub dulden. Das Federal Reserve System ist von diesem Shutdown aber nicht betroffen – aus diesem Grund dürfen wir am Abend auch das Beige Book erwarten und hierin lesen, wie es auf regionaler Ebene um die US-Wirtschaft bestellt ist.
Aktienmärkte
Nach der Eskalation im Handelsstreit am Freitag und versöhnlichen Tönen von US-Präsident Trump am Sonntag, bekräftigte China am Montag seine Entschlossenheit, den Konflikt auszutragen – trotz offener Tür für Verhandlungen. Gleichzeitig traten neue Hafengebühren für US-Frachtschiffe in Kraft, während die USA Gebühren für chinesische Schiffe erhoben. Entsprechend verbuchten die europäischen Aktienmärkte nach einem positiven Wochenstart am Montag gestern wieder Verluste. DAX -0,64%; MDAX -1,23%; TecDAX -1,00%.
Dies galt zunächst auch für die Wall Street. Mit dem Satz „Auf Grundlage der uns vorliegenden Daten lässt sich sagen, dass sich der Ausblick für Beschäftigung und Inflation seit unserer Sitzung im September vor vier Wochen nicht wesentlich verändert hat“ von US-Notenbank-Chef Powell verbesserte sich hier aber die Stimmung. Die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen wurde hierdurch befeuert und überlagerte den Streit zwischen den USA und China. Zudem eröffneten US-Banken die Quartalsberichtssaison mit überzeugenden Zahlen. Schlussendlich beendeten die US-Indizes den Handel uneinheitlich. Dow Jones +0,44%; S&P 500 -0,16%; Nasdaq Comp. -0,76%.
Unternehmen
Im September zählte der Frankfurter Flughafen 6 Mio. Passagiere – ein Plus von 2,2%. Treiber waren die späten Sommerferien in Süddeutschland. Konzernweit stieg das Passagieraufkommen beim Flughafenkonzern Fraport um 5,3% auf 20,5 Mio. Reisende. Das Frachtvolumen legte leicht zu (+0,6%), die Flugbewegungen nahmen um 5,5% zu. Einzige Ausnahme: Lima mit einem Rückgang von 2,8%.
Der französische Reifenhersteller Michelin hat seine Prognose für das operative Ergebnis 2025 drastischer als erwartet auf EUR 2,6 Mrd. bis EUR 3,0 Mrd. gesenkt. Zuvor waren EUR 3,4 Mrd. in Aussicht gestellt. Begründung: schlechter als erwartete Geschäftsbedingungen auf dem nordamerikanischen Markt. Die Papiere des Unternehmens brachen ein. Der Newsflow belastete auch die Aktien der Wettbewerber Continental und Pirelli.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR erhielt gestern Auftrieb – zum einen durch den Powell-Kommentar und zum anderen durch die gestiegene Hoffnung auf eine Haushaltsverabschiedung in Frankreich.
Gold setzte angesichts der Sorgen im Handelsstreit und der Spekulationen um Zinssenkungen seinen Höhenflug fort und erreichte ein neues Rekordhoch bei zwischenzeitlich USD 4.186,68.
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