Börse am Morgen: Porsche, VW, Vodafone, Gold - Nord LB Marktbericht

Ein am Montag von der Europäischen Zentralbank (EZB) veröffentlichter Fachartikel bestätigt, was die Konsumenten intrinsisch schon seit Monaten fühlen. Das Konsumverhalten in der Euro-Zone hat sich aufgrund der US-Zollpolitik verändert. Die EZB Consumer Expectations Survey (CES) bestätigt die Zurückhaltung bei amerikanischen Produkten, das Ausgabeverhalten ändert sich deutlich. Die EZB-Studie zeigt, dass 26% der Umfrageteilnehmer US-Produkten den Rücken zukehren; rd. 16% geben sogar an, ihre Gesamtausgaben reduziert zu haben.
Derweil hat sich die Verbraucherstimmung im Euro-Raum im Monat September etwas stärker aufgehellt als erwartet. Einer Umfrage der EU-Kommission zufolge steigt das Konsumklimabarometer leicht (um 0,6 Punkte auf minus 14,9 Zähler), verharrt aber damit weiter störrisch im negativen Terrain. Das Verbrauchervertrauen offenbart somit offensichtlich die anhaltende Unsicherheit. Es notiert immer noch unterhalb seines langfristigen Mittelwerts.
Tagesausblick
Am heutigen Handelstag steht datenseitig vor allem die Eurozone mit den September-Daten zu den Einkaufsmanagerindizes im Vordergrund. In den Himmel wachsen dürften die Einschätzungen aus vielen Einkaufsetagen derzeit wohl kaum, schließlich haben sich die bisherigen stimmungsbasierten Umfrageergebnisse im Berichtsmonat bereits vielfach uneinheitlich präsentiert. Am Nachmittag richten sich die Blicke dann auch auf die PMIs aus den USA. Für die Märkte bleibt eine Veränderung im Wachstumstempo ein neuralgischer Punkt.
Renten- und Aktienmärkte
Die Bonitätsverbesserung Italiens (Hochstufung der Kreditwürdigkeit um eine Note durch die Ratingagentur Fitch) hat sich am Markt für europ. Staatsanleihen nicht nennenswert niedergeschlagen. Die Musik spielt weiter in unserem Nachbarland Frankreich. Hier hat die Ratingagentur DBRS die Kreditwürdigkeit ebenfalls gesenkt (ein Notch Downgrade). Investoren verlangen jetzt für eine Geldanlage in 10-jährige franz. OATS (3,56%) mehr Risikokompensation als für ein Investment in ital. BTPS (3,55%).
Im deutschen Leitindex kamen zu Wochenbeginn Automobilaktien sprichwörtlich unter die Räder. Die Papiere des Sportwagenherstellers Porsche vollzogen eine Vollbremsung. Minus 9% Wertverlust in der Spitze. Seit Jahresbeginn sind schon rd. 30% an Marktkapitalisierung der Porsche AG im Auspuff verschwunden. Anlegern bringt die Senkung der Gewinnprognose wahrlich kein Investment in seiner schönsten Form. Die Verzögerung bei der Markteinführung einiger vollelektrischer Porsche-Modelle belastet natürlich auch die Mutter in Wolfsburg. VW und Porsche Automobilholding SE Papiere halten die rote Laterne im DAX.
DAX -0,48%; MDAX -0,14%; TecDAX -0,10%; Dow +0,15%; S&P 500 +0,44%; Nasdaq Comp. +0,70%.
Unternehmen
Vodafone erteilt Ericsson und Nokia einen Milliardenauftrag. Für die kommenden 10 Jahre sollen der britischen Tochter VodafoneThree (Gemeinschaftsunternehmen von CK Hutchison und Vodafone) Ausrüstungen nach dem 5G-Standard geliefert werden. Nokia kümmert sich unter anderem um Geräte für das Kernnetz. Ericsson ist für KI-unterstützende und energiesparende Hardware verantwortlich. Das Gesamtvolumen wird auf umgerechnet EUR 2,29 Mrd. beziffert.
Devisen und Rohstoffe
Die aktuelle Euro-Stärke bereitet Bundesbankchef Joachim Nagel kein Kopfzerbrechen. Seit Jahresbeginn hat der Euro ggü. dem Dollar um rd. 14% aufgewertet. Nagel plädiert für eine stärkere internationale Rolle des Euro.
Wohin mit dem Ersparten in einer unsicheren Welt? Entspricht das Papier, auf dem der Betrag steht, wirklich dem Wert? Gold ist eine eigene Währung. Gold ist endlich und nicht reproduzierbar. Die Rallye findet jedenfalls (noch) kein Ende und die Chance auf fallende Zinsen in den USA beflügeln die Wertentwicklung weiter. Konsequenz: Wieder ein neues Allzeithoch beim gelben Edelmetall. Investoren müssen immer mehr Papierscheine aus der Tasche holen, um etwas Physisches zu bekommen. Gestern schon USD 3.748,70 pro Feinunze. Ein neuer Rekord.
Die Entwicklung der Getreidepreise bereitet den Landwirten Sorgen. Ein kostendeckendes Wirtschaften ist trotz der sehr guten Ernte teilweise nicht möglich. Am Markt gibt es derzeit ein höheres Angebot im Vergleich zur Nachfrage. Und die Ernteprognosen auf dem Weltmarkt steigen. Der IGC (internationale Getreiderat) hat erst in der vergangenen Woche seine Prognose für die weltweite Weizenproduktion auf 818,7 Mio. Tonnen (+7,7 Mio t) angepasst.
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