Börse am Morgen: Commerzbank / Unicredit, Lufthansa, PDD - Nord LB Marktbericht

Die Wirtschaftsstimmung der deutschen Unternehmen hat sich im August überraschend leicht verbessert. Zum sechsten Mal in Folge kletterte der ifo-Geschäftsklimaindex dank verbesserter Geschäftserwartungen auf nun 89,0 Punkte, bleibt aber auf niedrigem Niveau. Der „Zoll-Deal“ sorgt zwar nicht für Begeisterung, scheint aber angesichts des bevorstehenden starken binnenwirtschaftlichen Stimulus verkraftbar. Die Zinssenkungserwartungen dürften durch die soliden ifo-Zahlen keinen Auftrieb erhalten, frühestens im Dezember dürfte die EZB dieses Thema wieder ernsthaft in Erwägung ziehen. Im September werden die Projektionen der EZB kaum verändert ausfallen. Auch wir haben trotz der Datenrevisionen nur marginal unsere Konjunkturprognose angepasst: Nach mehr oder weniger Stagnation des realen Bruttoinlandsprodukts im laufenden Jahr (+0,2%) erwarten wir eine deutliche Konjunkturbelebung im Jahr 2026 (+1,2%).
Im 1. Halbjahr 2025 stieg der Auftragseingang im deutschen Bauhauptgewerbe um y/y real 7,3% und nominal 9,4%. Dabei verzeichneten laut Statistischem Bundesamt beide Bauarten Steigerungen, der Hochbau legte um 5,6% und der Tiefbau um 8,7% zu. Allerdings erfolgte der Anstieg ausgehend von einem niedrigen Niveau. Im Juni wies der Trend aber nach unten. Die Aufträge fielen zum Vormonat Mai um real 2,6%, wobei die Bestellungen im Hochbau um 12,2% zulegten und diejenigen im Tiefbau um 13,1% sanken.
Tagesausblick
Der heutige Handelstag ist vor allem von US-seitigen Makrodaten geprägt. Die Auftragseingänge der langlebigen Güter sind dabei besonders interessant, wobei wir bei der Headline Rate von einem Rückgang im Juli ausgehen. Der Blick in die Details dürfte dabei besonders lohnen, denn die ein oder andere Branche dürfte noch immer gefragt sein. Außerdem wird der Case Shiller Hauspreisindex zeigen, wie es um den dortigen Immobilienmarkt bestellt ist. Dieser tritt nunmehr bereits seit Jahren auf der Stelle und dürfte auch im Juni kaum an Dynamik gewonnen haben.
Renten- und Aktienmärkte
An den Anleihemärkten beiderseits des Atlantiks kam es am Montag zu Gewinnmitnahmen, nachdem diese am Freitag noch Schub von der Rede des US-Notenbankchef Powell bekamen. Deutsche Bundesanleihen wurden zudem durch den überraschend positiven ifo-Geschäftsklimaindex belastet.
Nach der Kauflaune zum Wochenende stellte sich zum Start der neuen Woche an den europäischen Aktienmärkten wieder Ernüchterung ein. Während sich die Euphorie bzgl. der Zinssenkungsfantasien etwas legte, gerieten auch die Friedensbemühungen für die Ukraine bzw. die ausbleibenden Erfolgsmeldungen wieder stärker in den Fokus. Entsprechend legten Rüstungswerte gegen den Trend zu. DAX -0,37%; MDAX +0,24%; TecDAX -0,29%.
Auch an der Wall Street kühlte sich die Stimmung wieder ab. Nach der Euphorie am Freitag kam es gestern zu Gewinnmitnahmen. Zudem rückte die zollbedingte Inflation wieder in den Fokus. Dow -0,76%; S&P 500 -0,43%; Nasdaq Comp. -0,43%.
Unternehmen
Medienberichten zufolge will die Lufthansa ab kommendem Jahr mit einer neuen Organisationsstruktur ihre Zentrale stärken und damit Effizienz, Profitabilität und Kundennutzen steigern. Künftig sollen die Netzwerkmarken Lufthansa Airlines, Swiss, Brussels Airlines und Austrian Airlines nur noch für das verantwortlich sein, was den Fluggast an Bord betrifft, wie z. B. das Catering. Zentrale Aufgaben wie Angebotssteuerung, Netz und Vertrieb sollen durch den Konzern erfolgen.
Die italienische Großbank Unicredit weitet ihren Einfluss bei der Commerzbank wie geplant aus und kündigte die Umwandlung von Derivaten in Aktien der Frankfurter an, womit sich der Stimmrechtsanteil auf 26% erhöht. Zu gegebener Zeit sollen weitere Derivate getauscht und der Anteil auf 29% erhöht werden.
PDD, der Mutterkonzern der Billigplattform Temu, hat durch Rabattaktionen seine Erlöse in Q2 um 7% auf USD 14,5 Mrd. gesteigert. Der operative Gewinn (non-GAAP) fiel dagegen – auch belastet durch Zölle – um 21% auf USD 3,9 Mrd.
Devisen und Rohstoffe
Der USD ging am Montag auf Erholungskurs, nachdem er zuletzt unter Druck war.
Sorgen hinsichtlich einer Lieferunterbrechung aufgrund der ukrainischen Angriffe auf russische Energieinfrastruktur sowie möglicher weiterer US-Sanktionen führten gestern zu steigenden Rohölpreisen.
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