Börse am Morgen: BMW, Ceconomy, JD.com, Lufthansa - Nord LB Marktbericht

Die Inflationsrate ist in Deutschland im Juli mit 2,0% y/y im Stabilitätsbereich geblieben, die für die Geldpolitik relevantere HVPI-Jahresrate sank sogar auf 1,8% y/y. Niedriger lag die Teuerungsrate zuletzt im Februar 2021. Anhaltend niedrige Energiepreise und moderate Nahrungsmittelpreise dämpfen weiterhin den Preisauftrieb. Die Kernrate bleibt zwar mit 2,7% y/y erhöht, aber immerhin hat sich bei Dienstleistungen der Abwärtstrend fortgesetzt. Für den gesamten Euroraum ist im Juli mit wenig Bewegung bei der Inflationsrate zu rechnen. Für die EZB ist mit Blick auf die Feinsteuerung ihrer Zinspolitik entscheidender, wie sich die Konjunktur – auch unter dem Eindruck der jüngsten Handelsverabredung mit den USA – entwickelt. Aus konjunktureller Sicht spricht viel für eine weitere Zinssenkung, die hohe Unsicherheit über die kurzfristigen Inflationswirkungen der Handelspolitik liefert aber auch Argumente für eine Verlängerung der Zinspause.
Die gestern veröffentlichten Daten zum PCE-Deflator signalisieren mit 0,3% m/m ein leichtes Anziehen der Preise an den US-Ladenkassen. Reale Einkommenszuwächse ließen sich nicht feststellen – allerdings auch keine Verluste. Mit einer Wachstumsrate von 0,3% m/m bei den persönlichen Einkommen und Ausgaben hob sich die Entwicklung folglich auf. Wir gehen allerdings davon aus, dass die Inflationsdynamik nicht nachhaltig anhält. Im Jahresmittel werden wir bei verschiedenen Inflationsdaten voraussichtlich keine Werte oberhalb von 3,0% sehen. Dies dürfte letztlich auch dem FOMC ermöglichen, im September die Fed Funds Target Rate zu senken.
Tagesausblick
Nachdem die chinesische Wirtschaft heute bereits mit den Caixin PMIs vorgelegt hat, folgen aus der Eurozone pünktlich zum Monatswechsel die jüngsten Inflationsdaten für den Juli. Spannend wird es auch in den USA, wo sowohl der Arbeitsmarktbericht als auch die PMIs des produzierenden Gewerbes präsentiert werden und den neuen Datenkranz für die kommende FOMC-Sitzung im September befüllen. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass spätestens dann die nötigen Daten vorliegen, um den Leitzins endlich senken zu können – hierauf legte Powell jedenfalls am vergangenen Mittwoch sehr viel Wert.
Aktienmärkte
Gebremst von abnehmenden Zinssenkungsfantasien sowie der Aussicht auf steigende Zölle gaben die Börsen in Europa gestern nach. DAX -0,81%; MDAX +0,21%; TecDAX -1,44%.
An der Wall Street sorgten gute Zahlen von Microsoft und Meta zunächst für neue Höchststände, bevor auch hier Zollsorgen um sich griffen und die Indizes in den roten Bereich drehten. Dow -0,74%; S&P 500 -0,37%; Nasdaq Comp. -0,03%.
Unternehmen
Die chinesische JD.com will die Düsseldorfer Holding Ceconomy mit den beiden Einzelhandelsketten MediaMarkt und Saturn übernehmen und bietet EUR 4,60 je Stammaktie, womit Ceconomy mit gut EUR 2,2 Mrd. bewertet wird. Nach eigenen Angaben haben sich die Chinesen bereits 57,1% der Anteile gesichert. Die Transaktion soll vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen in HJ1/2026 abgeschlossen werden und die Ceconomy-Aktie (WKN: 725750, ISIN: DE0007257503, Chart, News) anschließend von der Börse genommen werden.
Bei BMW brach in Q2 das Vorsteuerergebnis unter anderem belastet durch Zölle um nahezu ein Drittel (-32,3%) auf gut EUR 2,6 Mrd. ein. Anders als bspw. Mercedes-Benz und Porsche halten die Münchener aber an ihrer Prognose fest. BMW betreibt sein größtes Automobilwerk in Spartanburg (USA) und profitiert bei Importen nach Europa auch von den hiesigen Zollsenkungen. Andererseits belasten die hohen Zölle auf Stahl und Aluminium und der erhöhte Zollsatz für US-Importe aus Mexiko (3er BMW).
Der Lufthansa-Konzern konnte seinen bereinigten Betriebsgewinn trotz Belastungen in dreistelliger Millionenhöhe durch Flugstreichungen infolge des Nahost-Krieges in Q2 kräftig um 27% auf EUR 871 Mio. steigern. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde bestätigt. Alle Fluggesellschaften der Gruppe schrieben schwarze Zahlen, Lufthansa Technik und Lufthansa Cargo konnten ihre Ergebnisse deutlich verbessern. Der wichtige Nordatlantik-Markt läuft trotz der Zurückhaltung von USA-Reisenden aus Deutschland gut, wohingegen der Wettbewerb in Europa härter wird und der Gewinn zusätzlich durch hohe Kosten für Klimaschutz, Steuern und Gebühren sowie Lohnsteigerungen belastet wird.
Rohstoffe
Bei den Rohölpreisen setzte gestern eine technische Gegenbewegung ein, nachdem diese in den Tagen zuvor aufgrund neuer Zollentscheidungen kräftig gestiegen waren.
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