Börse am Morgen: Bayer, EnBW, Vonovia, ZEW-Index - Nord LB

Vergangenheit negativ: Das Geschäftsklima im Großhandel mit Rohstoffen, Zwischenprodukten, Maschinen und Ausrüstungen ist im April auf -33 Punkte eingebrochen (März: -22 Punkte). Grund für die schlechte Stimmung bei den deutschen Großhändlern sind laut einer Ifo-Umfrage fehlende Aufträge. In diesem sogenannten Produktionsverbindungshandel, der als Bindeglied zwischen den Herstellern resp. Abnehmern und Erzeugern sowie den Weiterverarbeitern in der Bauwirtschaft, Handwerk und Industrie fungiert, klagen laut Ifo-Branchenexpertin Ulrike Mandalka fast 2/3 der Großhändler über eine mangelnde Nachfrage.
Zukunft positiv: Die gestern vom ZEW Institut veröffentlichte Befragung von Finanzmarktexperten zur Einschätzung der Lage und Konjunktur zeichnet indes ein positives Bild für die Zukunft. Die Konjunkturerwartungen für Deutschland und die Eurozone konnten wieder in den Expansionsbereich klettern, wonach die Befragungsteilnehmer von einer anziehenden Wirtschaft ausgehen. Die Lagebewertung für Deutschland sank zwar leicht um 0,8 Saldenpunkte, der Blick in die Zukunft – also die Erwartungshaltung – gleicht dies aber mehr als aus. Als Gründe wurden vor allem die sich entspannende Handelspolitik der Trump-Administration, die nun stehende 25. Bundesregierung und auch die stabile Inflationsentwicklung genannt. Vor allem der in Handelsfragen zunehmend konstruktive Ton zwischen China und den USA dürfte künftig die Stimmung noch weiter heben.
Tagesausblick
Heute ist datenseitig mit viel Input zu rechnen, wobei die ersten BIP-Zahlen für Q1 aus UK und der Schweiz gemeldet werden. Unserer Einschätzung nach dürfte die Konjunktur in beiden Jurisdiktionen leicht angezogen haben, große Sprünge sind aber zunächst nicht zu erwarten. Von hoher Relevanz für die US-Geldpolitiker werden außerdem die Einzelhandelsumsätze sowie der NAHB-Hausmarktindex sein. Bei beiden Datenpunkten gehen wir für den April resp. Mai von mäßiger Dynamik aus.
Aktienmärkte
Im dt. Leitindex wurden am Dienstag die Aktien des Agrar- und Pharmakonzerns Bayer auf den höchsten Stand seit sieben Monaten katapultiert und setzten sich Intraday deutlich an die Spitze im DAX. Im Handelsverlauf ging es für die Leverkusener zwischenzeitlich sogar zweistellig (über 11%) nach oben (für den größten Tagesgewinn seit 2009 hat es am Ende aber nicht gereicht /+2,83%). Ursächlich für den Kurssprung waren News, dass der oper. Gewinn zum Jahresauftakt nun doch weniger stark (als von Marktexperten befürchtet) nachgegeben hat.
DAX +0,31%; MDAX -0,10%; TecDAX +0,60%; Dow Jones -0,64%; S&P 500 +0,72%; Nasdaq Comp. +1,61%.
Unternehmen
Der Versorger EnBW bestätigt seinen Jahresausblick. Im ersten Quartal legte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um rd. 5% auf EUR 1,41 Mrd. zu. Für das Gesamtjahr geht der Energiekonzern von einem bereingten EBITDA in einer einer Bandbreite von EUR 4,8 Mrd. bis EUR 5,3 Mrd. aus. Unvorteilhafte Wetterbedingungen bei den Erneuerbaren Energien führten Konzernangaben zu Folge zwar zu Einbußen, das Geschäft mit Strom- und Gasnetzen konnte dafür aber deutlich zulegen.
Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia plant die Emission von Wandelanleihen i. H. v. EUR 1,3 Mrd. Die Erlöse sollen für allgem. Unternehmenszwecke (einschliesslich der Refinanzierung von Schulden) verwendet werden. Naturgemäß kamen diese Nachrichten bei den bestehenden Aktionären nicht gut an. Vonovia-Papiere flogen gestern aus den Depots der Investoren. Die Aktie tummelte sich bei den Tagesverlierern im DAX.
Vonovia pfui, Bayer hui. Wie bereits im Aktiensegment erwähnt, führte schon ein leichtes Übertreffen einer bereits sehr geringen Erwartung beim vom Krisen geplagten Bayer Konzern zu einem Kursfeuerwerk. Das bereinigte operative Ergebnis sinkt „nur“ noch um 7,4% (auf EUR 4,09 Mrd.). Positiv gewürdigt wurde auch die Tatsache, dass man in Deutschland keine weiteren Standortschließungen plant. Zur Information: Konzernchef Bill Anderson hat seit seinem Antritt bei Bayer vor zwei Jahren bereits 11.000 Arbeitsplätze gestrichen. Der Industriepark Frankfurt-Höchst (hier erfolgt die Produktion und die Forschung von Pflanzenschutzmitteln) soll bis zum Ende des Jahres 2028 aufgrund hoher Energiekosten aufgegeben werden. Die Schließung des Parks gleicht laut Bayer-Betriebsrat einer Zäsur in der 162-jährigen Konzerngeschichte. 500 Stellen werden hier abgebaut.
Devisen
Eine rückläufige US-Inflation belastete gestern den USD.
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