Schweiz: SNB steuert in unsicherem Umfeld Nullzinsbereich an - Nord LB
Die Schweizerische Nationalbank hat anlässlich ihrer ersten Zinsentscheidung im laufenden Jahr beschlossen, den SNB-Leitzins um weitere 25 Basispunkte auf 0,25% zu senken. Dies ist die fünfte Zinssenkung in Folge seit dem Beginn des Lockerungskurses vor einem Jahr, mit der das niedrigste Zinsniveau seit September 2022 erreicht wird. Sichtguthaben von Banken werden weiterhin ab einem bestimmten Schwellenwert mit 0,00% verzinst. Die Währungshüter signalisieren zudem, dass die Zentralbank bei Bedarf bereitstehe, am Devisenmarkt zu intervenieren. Die heutige Zinsentscheidung war von der überwiegenden Zahl der zuvor befragten Analysten und Volkswirte so erwartet worden.
Mit dem heutigen Zinsschritt nähert sich die SNB weiter dem Nullzinsbereich an. Sie reagiert damit auf den schwachen Inflationsdruck und erhöhte Abwärtsrisiken für die Preisniveaustabilität. Vor dem Hintergrund der hohen Unsicherheit der weltwirtschaftlichen Entwicklung sollen so auch internationale Investoren davon abgehalten werden, übermäßig Mittel in den Schweizer Franken umzuschichten.
Die Inflation hatte sich zuletzt weitgehend so entwickelt wie von der SNB erwartet. Mit 0,3% Y/Y lag die VPI-Jahresrate im Februar jedoch nur noch leicht im positiven Terrain. Hintergrund ist der zusätzliche Abwärtsdruck durch die seit Jahresbeginn niedrigeren Strompreise. Die Währungshüter passten ihre bedingte Inflationsprognose minimal an und erwarten nun – unter Annahme eines konstanten Leitzinses von 0,25% – für 2025 eine jahresdurchschnittliche Inflation von 0,4% Y/Y und für 2026 und 2027 von jeweils 0,8% Y/Y. Damit liegt die Inflationsrate über den gesamten Prognosezeitraum zwar tendenziell im unteren bis mittleren Bereich des Zielbands, bei der SNB gibt es aber keine Präferenz für die Position innerhalb des Zielbandes von 0,0% bis 2,0%.
SNB-Präsident Martin Schlegel bezeichnete das aktuelle Zinsniveau als angemessen. Zugleich betonte er auch, dass die SNB bei Bedarf bereit sei, das gesamte geldpolitische Instrumentarium zu nutzen, um auf neue Entwicklungen zu reagieren. Besonders durch Veränderungen in der Handels- und Geopolitik sieht die SNB Risiken für schnelle und auch starke Veränderungen des gesamtwirtschaftlichen Umfelds. Zunehmende Handelsbarrieren werden von der SNB dabei eher als Abwärtsrisiko für die Weltwirtschaft und die Preisniveaustabilität in der Schweiz angesehen. Allerdings verweisen die Währungshüter auch auf mögliche stimulierende Wirkungen auf mittlere Sicht durch die expansivere Fiskalpolitik in Europa, speziell in Deutschland.
Der Franken hat auf die heutige Zinsentscheidung mit einer etwas schwächeren Tendenz reagiert. Allerdings zeichnete sich in den vergangenen Tagen und Wochen auch ein sukzessive wieder zunehmender Aufwertungsdruck ab. Mit dem aktuellen Wechselkursniveau von knapp 0,96 CHF je EUR dürfte die Preisniveaustabilität nicht übermäßig zusätzlich unter Druck geraten. Jedoch muss die SNB gerade in Phasen hoher globaler Unsicherheiten dem Status der Schweiz als sicherer Hafen Rechnung tragen und sehr wachsam bezüglich der Entwicklung des Außenwertes des Frankens sein. Vor diesem Hintergrund muss die heutige Zinssenkung noch nicht die letzte gewesen sein. Andererseits dürfte die SNB eine Rückkehr zu Negativzinsen wahrscheinlich möglichst vermeiden wollen, um nicht unnötig ins Visier der neuen US-Administration zu geraten wegen einer vermeintlichen „unfreundlichen Währungsmanipulation“.
Fazit: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihren Leitzins auf der heutigen Sitzung um weitere 25 Basispunkte auf 0,25% gesenkt. Damit lockert sie ihre Geldpolitik zum fünften Mal in Folge und erreicht das niedrigste Leitzinsniveau seit September 2022. Die Zentralbank steht weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren. Die SNB reagiert auf die niedrige Inflation und die Abwärtsrisiken für die Preisniveaustabilität. Vor allem von der Handels- und der Geopolitik gehen hohe Unsicherheiten für die globale Wirtschaft aus. Für den traditionellen sicheren Hafen Schweizer Franken könnte dies neuen Aufwertungsdruck bedeuten, weshalb die SNB wachsam bleibt und sich auch weitere Zinssenkungen offenhält. Gleichwohl dürfte sie FX-Interventionen und Negativzinsen möglichst vermeiden wollen, um nicht unnötig ins Visier der US-Regierung wegen einer vermeintlichen „unfreundlichen Währungsmanipulation“ zu geraten.
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