Börse am Morgen: U.a. mit Deutz, EZB, Gold und Ölpreis - Nord LB

Laut dem Ifo-Chef Clemens Fuest erlaubt die derzeit stagnierende dt. Wirtschaft kaum Spielraum für hohe Tarifabschlüsse. Das häufig angebrachte Argument eines Nachfrageimpulses laufe ins Leere. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten legen die Menschen das Geld lieber auf die hohe Kante. Es sei daher eher damit zu rechnen, dass bei hohen Gehaltsabschlüssen die Arbeitsproduktivität weiter sinke. Dies schade dem Standort Deutschland und dessen Wettbewerbsfähigkeit.
Eine zurückhaltende Lohn-Politik ist Wasser auf die Mühlen der Europäischen Zentralbank (EZB). EZB-Vize Luis de Guindos bezeichnete am Freitag die jüngst gemeldeten Inflationsdaten als positive Überraschung (erstmalig seit Mitte 2021 notiert die Inflation in der Euro-Zone unterhalb der Zielmarke von zwei Prozent). Laut de Guindos könne damit zum Ende des Jahres 2025 das Ziel der Preisstabilität erreicht werden. Den Kampf gegen die Inflation für beendet zu erklären, wäre derzeit aber noch verfrüht.
Während die Wirtschaft in Deutschland schwächelt, sind in den USA im September 254.000 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse entstanden. Der amerk. Job-Motor läuft im Vergleich zum Autostandort Deutschland also keineswegs auf drei Töpfen. Diese Nachricht ist damit eindeutig als positive Überraschung zu bewerten. Zudem fiel die separat erhobene Arbeitslosenquote auf 4,1% (durchschnittl. Stundenlöhne zogen um 0,4% M/M an). Es handelt sich also um in der Summe ziemlich erfreuliche Zahlen zur Beschäftigungssituation in den USA. Die aktuellen Daten sprechen aus Sicht unserer US-Volkswirte gegen zukünftig weiterer, offensiver Zinssenkungen durch die Fed.
Wochenausblick
In der neuen Woche stehen die Wortmeldungen von Offiziellen der EZB und der Fed im Fokus. Zudem dürfte genau auf die Angaben zur Preisentwicklung in den USA zu achten sein. Dabei sollten vor allem die aktuellen Angaben zu den Konsumentenpreisen ins Blickfeld der Marktteilnehmer rücken. Hier ist grundsätzlich mit keinem größeren Gegenwind für die Notenbanker in Washington zu rechnen. Allerdings wird bei dieser Zeitreihe genau auf die Entwicklung der Lebenshaltungskosten im wichtigen Segment Wohnung zu achten sein. An dieser Stelle ist wohl allenfalls mit leichten Besserungstendenzen zu rechnen. Zudem sollte das FOMC Sitzungsprotokoll im Auge behalten werden. Dieses Dokument kann den Märkten vielleicht dabei helfen, die Diskussionsprozesse innerhalb der Fed etwas besser zu verstehen.
Aktien- und Rentenmärkte
Der starke US-Arbeitsmarktbericht am vergangenen Freitag verhalf die europ. und amerik. Aktienbörsen zum Ende der Woche ins Plus. Auf Wochensicht bleibt für die Anleger aber ein Minus. Die Lage im Nahen Osten überlagert und belastet. An der Wall Street blicken die Anleger nach dem Ende der Hafenarbeiter-Streiks an der Ostküste zuversichtlicher in die Zukunft. Die Aussicht auf weniger starke (und schnelle Zinssenkungsschritte der Fed (siehe oben)) ließen indes die Rentenmärkte zum Wochenausklang schwächeln.
DAX +0,55%; MDAX +1,03%; TecDAX +0,41%; Dow Jones +0,81%; S&P 500 +0,90%; Nasdaq Comp. +1,22%.
Unternehmen
Der Motorenbauer Deutz leidet unter rückläufigen Absatz und Auftragseingängen. Das Unternehmen hat seine Prognosen revidiert, die Geschäfte laufen schlecht, es herrscht Kurzarbeit. Der Umsatz wird jetzt mit nur noch mit EUR 1,8 Mrd. antizipiert (zuvor EUR 1,9 Mrd. bis EUR 2,1 Mrd.). Die EBIT-Rendite vor Sondereffekten wird auf 4,0 bis 5,0 Prozent gestutzt (bislang 5,0 bis 6,5 Prozent). Für das laufende Geschäftsjahr verschärfen die Kölner den Sparkurs.
Bei der Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main AG (RWZ) steht die Ampel auf gelb. Das Jahresziel 2024 wird verfehlt, rote Zahlen werden laut Vorstand im GJ aber wohl nicht geschrieben. Das Unternehmensergebnis wird durch die Agrartechnik belastet (hohe Bestände an Neu- und Gebrauchtmaschinen samt Zinsen und notwendiger Wertberichtigungen belasten).
Devisen und Rohstoffe
Rohöl verlässt die Handelswoche mit einem Plus von10,74%. Die kriegerischen Entwicklungen im Nahen Osten und Sorgen über einen bevorstehenden israelischen Vergeltungsschlag auf Ölanlagen im Iran haben die Nordsee-Sorte Brent innerhalb nur weniger Tage wieder in Richtung USD 80 pro Barrel katapultiert.
Das gelbe Edelmetall setzt seine Konsolidierung fort und handelt am Freitag nur unwesentlich niedriger im Vergleich zu seinem Rekordhoch vom 26.09.2024 (USD 2.686).
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!