Börse am Morgen: U.a. mit Deutsche Bank, Stellantis, STMicro und Kering - Nord LB

Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich im Juli überraschend eingetrübt. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 87,0 Punkte. In allen Sektoren hat der Pessimismus zugenommen, vor allem jedoch im verarbeitenden Gewerbe. Der Export lahmt, die wirtschaftspolitische Unsicherheit ist hoch und Wachstumsimpulse sind allenfalls vom Konsum zu erwarten. Der Konjunkturmotor stottert in den beiden größten Volkswirtschaften der Eurozone erheblich (das französische Geschäftsklima sackte im Zuge der turbulenten Neuwahlen um ganze fünf Punkte auf den schlechtesten Wert seit Februar 2021 ab), was die EZB unter Druck setzt, nicht zu zögerlich bei der Lockerung der Geldpolitik zu agieren.
Die US-Wirtschaft konnte nach ersten Angaben in Q2 2024 annualisiert um immerhin 2,8% zulegen. Diese Nachricht ist eher eine positive Überraschung. Die Zahlen sind allerdings noch sehr revisionsanfällig. Eine Bewegung hin in Richtung einer Wachstumsrate von 2,5% (oder knapp darunter) scheint uns angesichts von zwei weiteren Datenveröffentlichungen also noch möglich. Grundsätzlich präsentiert sich die Lage der Ökonomie der Vereinigten Staaten somit nicht unerfreulich. In den kommenden Quartalen ist allerdings wieder eher mit gewissen Tendenzen hin zu einer leichten Entschleunigung des US-Wirtschaftswachstums zu rechnen. Da sich auch die Inflationsgefahren weiter zu verringern scheinen, kann im Laufe des 2. Halbjahres 2024 weiterhin auf vorsichtige Leitzinssenkungen durch die Fed gesetzt werden.
Tagesausblick
Heute wird von den Märkten vor allem auf die Zahlen zur Entwicklung der persönlichen Einkommen in den USA zu achten sein. Hier sind insbesondere die Angaben zu den PCE-Deflatoren sehr genau im Auge zu behalten. Diese sind seit den Zeiten Alan Greenspans an der Spitze der Fed das zentrale Instrument zur Messung der Inflation in den Vereinigten Staaten.
Aktien- und Rentenmärkte
Der schwache ifo-Geschäftsklimaindex stützte die Kurse deutscher Anleihen. Auch in den USA stiegen die Kurse.
Deutsche und europäische Aktien litten dagegen unter dem Rückgang des ifo-Index sowie unter enttäuschenden Quartalszahlen. Technologiewerte und Luxustitel kamen unter die Räder. DAX -0,48%; MDAX -0,43%; TecDAX -0,50%.
In den USA sorgte die positive BIP-Überraschung dagegen an den Aktienmärkten zunächst überwiegend für positive Vorzeichen. Im späteren Handel trübte sich die Stimmung im Gesamtmarkt dann aber infolge weiterer Kursverluste bei Technologiewerten ein. Dow Jones +0,20%; S&P500 -0,51%; Nasdaq Comp. -0,93%.
Unternehmen
Die Deutsche Bank vermeldete aufgrund einer EUR 1,3 Mrd. schweren Rückstellung für einen Rechtsstreit im Zusammenhang mit der Tochter Postbank für Q2 2024 einen Konzernverlust von EUR 143 Mio. Immerhin: Analysten rechneten im Schnitt mit einem Minus von EUR 281 Mio.
Bei Stellantis (Opel, Peugeot, Citroen, Fiat, Chrysler, Jeep u.a.) sank der bereinigte Betriebsgewinn in H1 2024 unerwartet stark um 40% auf rund EUR 8,5 Mrd. Vor allem auf dem nordamerikanischen Markt bestehe nach Unternehmensangaben Handlungsbedarf.
STMicro hat zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate seine Prognose für 2024 gesenkt. Es wird jetzt nur noch ein Umsatz zwischen EUR 13,2 Mrd. und EUR 13,7 Mrd. nach zuletzt EUR 14 Mrd. bis EUR 15 Mrd. erwartet. Auch die operative Marge dürfte mit etwa 40% etwas niedriger als bislang prognostiziert liegen. „Entgegen unseren Erwartungen haben sich die Aufträge aus der Industrie nicht erholt, und die Nachfrage im Bereich Automotive ist zurückgegangen“ hieß es bei dem Chiphersteller.
Beim französischen Luxuskonzern Kering (u.a. Gucci, Yves Saint Laurent, Balenciaga, Bottega Veneta) gaben die Umsätze in Q2 um 11% auf 4,5 Mrd. nach. Nachdem das Betriebsergebnis in H1 2024 um 42% eingebrochen war, erwartet das Unternehmen für H2 einen Rückgang um 30%.
Konkurrent LVMH (u.a. Louis Vuitton, Dior, Tiffany) meldete bereits tags zuvor enttäuschende Erlöszahlen.
Devisen und Rohstoffe
Konjunkturdaten sorgten im Devisenhandel kaum für Impulse. Der EUR bewegte sich gegenüber dem USD nur wenig.
Rohölnotierungen setzten nach der Stabilisierung vom Mittwoch gestern ihre Talfahrt wieder fort. Im späten US-Handel konnten die Verluste aber begrenzt werden.
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