Weberbank: Aktien bleiben der Favorit im Portfolio
2015 war das Jahr der Notenbanken. Und wie bei einem guten Film kam das Spannendste zum Schluss. Beginnend mit der EZB Sitzung am 3. Dezember. Die beiden wichtigsten Entscheidungen – Senkung der Einlagenzinsen auf -0,3 Prozent und Verlängerung des Anleihenkaufprogramms – wurden den hohen Erwartungen der Marktteilnehmer nicht gerecht. Hatten sich doch viele auf eine Steigerung der monatlichen Käufe gefreut und die zusätzliche Liquidität als weiteren Treiber für die Aktienmärkte fest verplant. Die Enttäuschung an den Märkten war dementsprechend hoch. Aus unserer Sicht zu Unrecht, da die EZB in dieser Situation richtig agiert hat. Warum? Erstens haben wir keine historischen Anhaltspunkte darüber, wie ein so negativer Einlagesatz auf das Finanzsystem wirkt. Niemand möchte wieder über neue Stützungsmaßnahmen für südeuropäische Banken sprechen. Ein behutsames Vorgehen der Notenbank ist sehr zu begrüßen. Zweitens spricht derzeit vieles dafür, dass wir in den kommenden Monaten wieder mit fallenden Inflationsraten zu kämpfen haben. In diesem Umfeld werden die Spekulationen über zusätzliche Maßnahmen erneut schnell aufflammen. Daher ist es ebenfalls positiv, dass sich die EZB eine Ausweitung des Kaufprogramms noch vorbehalten hat. Es bleibt also auch im ersten Quartal 2016 spannend. Den notenbankpolitischen Höhepunkt setzte jedoch die amerikanische Notenbank (Fed) am 16. Dezember und beendete die Ära der Nullzinspolitik. Sieben Jahre nach der letzten Zinssenkung erfolgte nun eine erste vorsichtige Erhöhung. Auch wenn die Fed das Gegenteil von der EZB macht, bewerten wir diesen Schritt positiv. Er zeigt uns wie gut es der amerikanischen Volkswirtschaft geht. Und da die Fed recht deutlich signalisiert hat, dass sie vorsichtig und maßvoll agieren wird, sollte sich das Wachstum in den USA unseres Erachtens fortsetzen.
Konjunktur: Industrieländer hui, Schwellenländer pfui
Politische Börsen haben bekanntlich kurze Beine. Für geldpolitische Beine gilt dies nicht. Im Gegenteil können die Maßnahmen der Zentralbanken auf die Märkte eine sehr lange Wirkung entfalten. Insbesondere dann, wenn die Liquiditätssteuerung im Finanzsystem verbleibt und nicht den Weg in den Wirtschaftskreislauf findet. Für Europa bedeutet dies, dass uns eigentlich ein wunderbares Aktienjahr bevorstehen sollte. Auch die soliden, wenn auch nicht euphorischen Wirtschaftsperspektiven, stellen ein gutes Fundament für weitere Kursteigerungen dar. Daraus lässt sich eigentlich nur eine klare Kaufempfehlung ableiten, der wir uns auch anschließen möchten. Die Frage wird nicht sein, ob Sie in Aktien investieren, sondern nur in welcher Höhe. Dabei möchten wir auf einen wichtigen Punkt hinweisen. Die hohe Liquidität hat einen entscheidenden Nebeneffekt – sie führt zu sehr hoher Schwankungen an den Börsen, besonders wenn der Markt negativ reagiert. Aus unserer Sicht sollte dies im kommenden Jahr noch mehr zu spüren sein. Schwankungen innerhalb eines positiven Umfelds sind grundsätzlich nichts Negatives. Bei zu hoher Ausprägung können sie jedoch nicht nur zu Magengrummeln, sondern auch zu Magenverstimmungen führen. Wir empfehlen Ihnen jetzt nicht, zu Nebenwirkungen den Beipackzettel für Aktienanlagen zu lesen, sondern sich zu überlegen, ab welcher Schwankung Sie nervös werden. Klingt einfach, ist aber in Wahrheit sehr schwierig zu beantworten. Jeder Anleger, der hierfür eine Antwort findet, wird nicht im falschen Moment den Ausstieg suchen. Denn auch 2016 sollten Schwächephasen zum Kauf genutzt werden, und dafür braucht man ein kühlen Kopf und einen gesunden Magen.
Renten: Auf zu neuen Höchstständen
Auch für den Rentenmarkt erwarten wir 2016 noch höhere Schwankungen, jedoch kein per se positives Umfeld. So ist während der ersten Jahreshälfte eher mit weiteren Renditerückgängen zu rechnen. Neue Rekordtiefstände sind durchaus möglich. Auch wenn sich viele von Ihnen sagen, noch niedriger geht es doch gar nicht. Aber schauen Sie nur einmal kurz auf den Schweizer Anleihenmarkt: Um hier noch eine positive Rendite zu finden, sind schon Laufzeiten länger als 12 Jahre notwendig. Kürzere Fälligkeiten, also auch für 10 jährige Anleihen, bieten nur noch negative Renditen. Das Argument, es ginge nicht mehr niedriger, sollten wir also schnell vergessen. Dennoch sollte der Rentenmarkt im weiteren Jahresverlauf in schwieriges Fahrwasser geraten. Aus unserer Sicht besteht eine nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit, dass wir in Europa anfangen werden, über ein Ende der Anleihenkäufe zu debattieren. Die Diskussion allein würde für Preisrückgänge ausreichen. Fraglich wird sein, ob der Markt gleich einen Schiffbruch erleidet oder lediglich mit sehr heftigem Seegang zu rechnen hat. Dies wird, und dafür muss man kein Prophet sein, von der Kommunikation der EZB abhängen. Daher sollten Sie auch im kommenden Jahr besonders auf die Notenbanken achten und bereit sein, schnell zu handeln.
Wir wünschen allen Lesern frohe Weihnachten und einen guten Start ins Jahr 2016!