Börse am Morgen: U.a. mit Bayer, Delivery Hero, Konjunkturdaten - Nord LB
Die Zuversicht unter den Finanzmarktexperten ist im Mai weiter gewachsen. Die ZEW Konjunkturerwartungen setzten ihren seit August anhaltenden Aufwärtstrend fort und verbesserten sich auf 47,1 Saldenpunkte. Die aktuelle Lage (-72,3) wird zwar weiter als schlecht angesehen, aber auch hier ging es im Mai aufwärts. Dies fügt sich nahtlos ein in die zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten, wonach die deutsche Wirtschaft deutlich besser als befürchtet ins Jahr gestartet ist. Auch die Konjunktur im Euroraum und China wird positiver beurteilt. Zudem rechnen die Finanzexperten fest mit einer baldigen Lockerung der restriktiven Geldpolitik, womit sich auch die Perspektiven für sehr zinssensitive Sektoren wie dem Baugewerbe allmählich wieder aufhellen. Im laufenden Quartal wird hingegen die vorgezogene Frühjahrsbelebung das Wachstum bremsen. Für das Gesamtjahr 2024 halten wir daher an unserer Wachstumsprognose von +0,2% fest.
Die große Mehrheit der deutschen Exporteure rechnet in diesem Jahr trotz geopolitischer Spannungen mit steigenden Einnahmen. 81% erwarten ein Umsatzwachstum von mehr als 2%, wie aus der Umfrage des Kreditversicherers Allianz Trade hervorgeht. 2023 waren nur 54% der Exportunternehmen zuversichtlich.
Im Auftaktquartal 2024 haben in Deutschland weniger größere Betriebe dicht gemacht als im Vorjahreszeitraum. Die Gesamtzahl der Gewerbeaufgaben war mit rund 27.400 um 5% geringer als von Januar bis März 2023. Die Zahl der Gründungen größerer Betriebe lag mit rund 32.800 um 0,9% unter dem Vorjahresniveau.
Der Rückgang der Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte hat sich auch im März abgeschwächt, allerdings langsamer als zuletzt. Sie sanken um durchschnittlich 2,2% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Preise für pflanzliche Produkte stiegen im März auf Erzeugerebene um 1,9% zum Vorjahresmonat, während die für tierische Erzeugnisse um 4,9% sanken. Getreide -29%, Obst +27,3%, Gemüse +4,1%, wobei insbesondere für Tomaten (+46,7%) und Kohlgemüse (+45%) deutlich mehr bezahlt werden musste. Speisekartoffeln +51,7%. Milch -7,1%, Schlachtschweine -3,4%, Rinder -5,2%, Geflügel -7,8%.
Die Stimmung in der deutschen Chemie-Industrie hat sich im April trotz eines weit verbreiteten Auftragsmangels den 3. Monat in Folge aufgehellt. Das Barometer für das Geschäftsklima stieg auf -6,0 Punkte, nach -10,1 Punkten im März. Die aktuelle Geschäftslage beurteilten die Unternehmen mit -16,0 Punkten etwas besser als im März. Die Geschäftserwartungen haben sich zugleich deutlich aufgehellt und sind wieder positiv. Allerdings bleibt die Nachfragesituation in der Chemiebranche angespannt. Fast die Hälfte der Unternehmen klagt über zu wenig Aufträge. Allerdings werden mehr Aufträge aus dem Ausland erwartet. Erstmals seit Januar 2023 planen zudem erste Firmen mit steigenden Verkaufspreisen. Auch wollen mehr Unternehmen ihre Produktion in den nächsten Monaten ausweiten.
Tagesausblick
Heute dürften die Marktteilnehmer v.a. auf Wirtschafsdaten aus den USA achten. Neben den Zahlen zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze haben zunächst die Angaben zu den Konsumentenpreisen eine große Bedeutung. Hier sollten sich noch keine Anzeichen für eine nachhaltige Entspannung an der makroökonomischen Preisfront ergeben. Später wird schließlich auf die Daten zum NAHB Bauklima zu warten sein. Dieser Stimmungsindikator kann bekanntlich bei der Prognose der US-Immobilienpreise helfen. Mit einer schwindenden Aussicht auf zügige Zinssenkungen durch die Fed sollte die Stimmung in der nordamerikanischen Bauwirtschaft wohl eher nicht deutlich besser werden.
Aktienmärkte
Der deutsche Aktienmarkt musste eine Flut an Quartalsberichten verdauen – mit Höhen und Tiefen. Der MDAX profitierte u.a. von einem Kurssprung beim Index-Schwergewicht Delivery Hero. DAX -0,14%; MDAX +1,47%; TecDAX +0,74%.
Die Wall Street hat vor den heute mit Spannung erwarteten Daten zu den Verbraucherpreisen zugelegt. Dow Jones +0,32%; S&P 500 +0,48%; Nasdaq Comp. -+0,75%.
Unternehmen
Ein schwaches Agrargeschäft hat Bayer den Jahresstart vermasselt. Der bereinigte operative Gewinn (EBITDA) sank in Q1 um 1,3% auf gut 4,4 Mrd. EUR. Der Umsatz schrumpfte auch wg. negativer Wechselkurseffekte um mehr als 4% (13,77 Mrd. EUR).
Devisen und Rohstoffe
Dank freundlicher Konjunkturdaten legte der EUR zu.
Die Ölpreise standen nach der Veröffentlichung der US-Erzeugerpreise unter Druck.
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