4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

SGT German Private Equity

German Startups Group: „Es gibt derzeit einen regelrechten Gründerboom in Deutschland“

14.12.2015 16:45 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: katjen / shutterstock.com.

Man merkt Christoph Gerlinger an, wie glücklich er ist, dass die Erstnotiz der German Startups Group erfolgreich verlaufen ist. Im Interview mit der Redaktion von BondInvestor macht er deutlich, wie dies möglich war. Er spricht über die vielfältigen Opportunitäten seines Unternehmens und über die VC-Szene. Der CEO des Börsenneulings spricht aber auch offen über die Risiken in seinem Geschäft.


BondInvestor: Noch im Juli wurden Sie für die Verschiebung des Börsengangs verspottet und deshalb seither von vielen Investoren gemieden. Nun ist der zweite Anlauf geglückt und hat Aussicht als einer der jahrgangsbesten IPOs in die Statistik 2015 einzugehen. Wie haben Sie das geschafft?

Gerlinger:
Mit dem Kopf durch die Wand. Wir hatten sehr viele Widerstände zu überwinden, aber am Ende des Tages haben doch unsere besondere Equity-Story und unsere guten Zahlen überzeugt. Im ersten Anlauf hatten wir sehr viel Pech mit dem Market-Timing. In die Zeit der Vermarktung unserer Aktie fiel der Kurssturz an den Börsen wegen des Referendums in Griechenland und der daraus drohenden Euro-Krise, aber auch wegen der Konjunktureintrübung in China und mehrerer anderer Faktoren, die letztlich die Aufmerksamkeit der Investoren gebunden haben und es uns dann in Verbindung mit der beginnenden Urlaubszeit deutlich erschwert haben, die Investoren überhaupt zu treffen, geschweige denn für ein neues Investment zu begeistern.

Im zweiten Anlauf haben wir uns noch stärker auf unsere Alleinstellungsmerkmale konzentriert und weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Rahmen einer Privatplatzierung neue Aktien platziert und dann parallel ein Listing im Entry Standard an der Börse durchgeführt. Das war ein großer Erfolg. Der Ausgabekurs betrug 2,50 Euro, die Kurse an der Börse lagen seither in der Spanne zwischen 2,85 Euro bis 4,30 Euro. Aktuell sind es 3,25 Euro, also deutlich über dem Ausgabekurs. Wir haben also den Zeichnern unserer Aktie in der Privatplatzierung zu einem ordentlichen Zeichnungsgewinn verholfen.

BondInvestor: Womit verdient die German Startups Group als VC-Beteiligungsgesellschaft Geld, wenn überhaupt?

Gerlinger:
Die German Startups Group ist dreieinhalb Jahre alt und bis auf das erste Rumpfgeschäftsjahr von Anfang an profitabel und zwar in zunehmendem Umfang. Wir verdienen unser Geld letztlich mit der Wertschöpfung von Unternehmenswert, die Jungunternehmer durch den Aufbau ihrer Startups in Deutschland schaffen, vor dem Hintergrund der tiefgreifenden Umwälzungen der Digitalen Revolution.

Hier bauen erfolgreiche Jungunternehmer mit sehr viel Wissen, Fleiß und Sorgfalt oft binnen weniger Jahre tolle international tätige Unternehmen auf, oft nicht zum ersten, sondern sogar schon zum zweiten oder dritten Mal. Es gibt derzeit einen regelrechten Gründerboom in Deutschland, was eine sehr erfreuliche Entwicklung für den Einzelnen, wie auch für das Land ist. Hier werden viele qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen. Der Mittelpunkt der deutschen Startup-Szene ist Berlin und deswegen haben wir uns auch dort positioniert.

Die Jungunternehmer gehen ganz systematisch, sehr zahlengetrieben und zielorientiert zu Werke. Die digitalen Geschäftsmodelle sind oft hochskalierbar, also sehr schnell zu vergrößern. Es ist in der Menschheitsgeschichte noch nie so schnell gegangen, ein bedeutendes und wertvolles Unternehmen aufzubauen wie heute. Das einzige Problem ist, dass außer den Gründern kaum jemand davon profitiert, außer den sogenannten VC-Gebern. Das sind die Investoren, die diesen Gründern das Kapital bereitstellen, um ihre Pläne zu verwirklichen. Dieses Venture Capital wird zumeist bereit gestellt von VC-Fonds, die nur ausgewählten Investoren zugänglich sind und auch nur für bestimme Investoren in Frage kommen, weil sie oft hohe Mindestinvestment-Volumina und eine sehr lange Kapitalbindung vorrausetzen. Das kommt für viele normale Anleger nicht in Frage.

Wir verdienen also unser Geld damit, dass wir uns durch die Bereitstellung von Venture Capital an aussichtsreichen Wachstumsunternehmen oft in einer sehr frühen Phase beteiligen und dann auf den Wertzuwachs dieser Unternehmen setzen. Gewinne realisieren wir dadurch, dass wir die Anteile zu einem späteren Zeitpunkt und hoffentlich zu einem deutlich höheren Preis wieder verkaufen. Man kann seinen Kapitaleinsatz nur einmal verlieren, aber auf der anderen Seite deutlich mehr als den einmaligen Einsatz gewinnen, sondern ihn auch verfünf-, verzehn- oder sogar verzwanzigfachen. Das sind Größenordnungen, die im Venture-Capital-Bereich durchaus üblich sind.

BondInvestor: Was haben Sie sich mit der German Startups Group zum Ziel gesetzt?

Gerlinger:
Wir sind schon heute, also dreieinhalb Jahre nach der Aufnahme der Beteiligungstätigkeit, der aktivste private Venture-Capital-Investor in Deutschland. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, dass wir auch gemessen an den investierten Volumina eine führende Marktposition erreichen und damit zur führenden privaten deutschen Venture-Capital-Plattform werden.

BondInvestor: Wieso sollten erfolgreiche Jungunternehmer und erfolgversprechende Startups ausgerechnet von der German Startups Group Geld nehmen? Es gibt ja auch noch andere Venture-Capital-Anbieter im Markt.

Gerlinger:
Das ist völlig richtig. Wir sind nicht der einzige Venture-Capital-Anbieter, auch wenn wir in Deutschland auch immer noch einen Käufermarkt haben. Das heißt es gibt sehr viele attraktive Beteiligungsopportunitäten, aber nur relativ wenige Kapitalgeber, anders als zum Beispiel im Silicon Valley in den USA, wo oft sehr viel Kapital relativ wenigen guten Ideen hinterherjagt. Dennoch müssen wir uns auch hier um die besten Opportunitäten und die besten Gründer im Wettbewerb behaupten, können dabei auf einige Vorteile unseres Angebots verweisen. Zunächst reichern wir unser Kapital, das letztlich austauschbar ist, an durch die Bereitstellung unseres Wissens, unserer Erfahrung und unseres Netzwerks, was man dann „Smart Money“ nennt, das heißt wir stehen den Gründern auch mit Rat und Tat zur Seite, auch mit dem Leistungsspektrum unserer Mehrheitsbeteiligung Exozet, einer Digitalagentur mit rund 70 Softwareingenieuren. Aber unser Kapital hat auch noch ein paar strukturelle Vorteile gegenüber VC-Fonds. So investieren wir reifegradunabhängig und unabhängig von bestimmten Zeitfenstern für Investment- und Desinvestmentphasen und finanzieren Startups somit langfristig. Wir investieren auch in sogenannte Secondary Shares, also schon bestehende nicht neue Anteile, zum Beispiel von Mitgründern oder Business Angels. Durch unseren Kapitalmarktzugang sind wir unabhängig von der Auflage und Platzierung neuer Fondsgenerationen. Das hat alles spürbare Vorteile für Startups.

BondInvestor: Wie sieht Ihr Portfolio aus und auf was setzen Sie, wenn Sie sich Beteiligungsopportunitäten anschauen? Wie viele Beteiligungsopportunitäten sehen Sie sich im Jahr an?

Gerlinger:
Wir schauen uns in der Regel über 600 Beteiligungsopportunitäten aus Deutschland im Jahr, mit einem Team von insgesamt 10 Mitarbeitern, in Berlin an. Wir selektieren die Unternehmen nach dem Innovationsgehalt und nach ihrer Skalierbarkeit, aber vor allem danach, welchen Track Record die jeweiligen Gründerteams mitbringen, also ob sie über eine geeignete Ausbildung und Berufserfahrung verfügen und schon einmal prägende Erfahrungen in Startups gemacht haben, ob das erfolgreich war und welche Lehren sie daraus gezogen haben. Am allerliebsten sind uns sogenannte Serial Entrepreneurs, die schon zum wiederholten Male ein Startup gründen und vielleicht sogar schon das ein oder andere Unternehmen erfolgreich verkaufen konnten.

Bei unserem Portfolio haben wir den Anspruch, Anteile an den besten Startups in Deutschland in ihm zu vereinen. Das wird nicht bei jeder einzelnen Beteiligungsentscheidung gelingen, aber im Mittel glauben wir, dass unser Portfolio eine sehr gute Qualität aufweist. Es sind einige der prominentesten und erfolgreichsten reiferen deutschen Startups darunter, aber auch sehr viele erfolgreiche jüngere Startups, die von den eben genannten Serial Entrepreneurs gegründet wurden, die in ihrer meist relativ kurzen, aber dennoch steilen Unternehmerkarriere schon viele Erfolge vorweisen können.

BondInvestor: Worin unterscheiden Sie sich zum Beispiel von Rocket Internet, die ja auch börsennotiert sind?

Gerlinger:
Wir haben mit Rocket Internet weit weniger gemein, als es der normale Anleger auf den ersten Blick unterstellen würde, nur weil wir uns beide in einem Segment von Startups tummeln. Aber bei Rocket Internet handelt es sich um einen Company Builder, der selbst aus eigener Initiative und übrigens auch im entfernten Ausland Firmen gründet, weil er Märkte oder Geschäftsmodelle für interessant hält und sich dann passende Teams oder Gründer zusammensucht und sozusagen automatisch für diese jeweiligen Gründungen sog. Lead Investor und so in der Verantwortung ist, sie auch zum Erfolg zu führen, was natürlich viele Ressourcen und Kapital verschlingen kann.

Wir investieren hingegen in reife Serial Entrepreneurs, die keine Betreuung durch einen Company Builder mehr brauchen, sondern autonom agieren und genau wissen, was sie tun. Wenn sie mehr Zeit, Ressourcen oder Kapital benötigen, ist es nicht unsere Verantwortung, das bereitzustellen. Somit sind wir nach unserer Überzeugung deutlich geringeren Risiken ausgesetzt, als Company Builder. Außerdem glauben wir, dass wir eine größere Anzahl von Beteiligungsopportunitäten sehen, da wir nicht selber Firmen gründen, und damit auch nicht zu Gründern und deren Startups in Wettbewerb treten, sie also nicht befürchten müssen, dass wir ihre Ideen und Konzepte selber in irgendeiner Form an anderer Stelle realisieren.

BondInvestor: Was hat Venture Capital an der Börse zu suchen? Eignet sich dieses Geschäft überhaupt, um es an die Börse zu bringen?

Gerlinger:
Ja, wir glauben das sehr wohl, jedenfalls wenn man bestimmte Anpassungen an dem typischen Venture-Capital-Geschäftsmodell vornimmt. So brauchen wir ein etwas größeres, breiteres und reiferes Portfolio von Unternehmen, die zeitlich nicht mehr so weit vom sogenannten Exit entfernt sind, auch um genügend Newsflow zu generieren, damit die Kapitalmarktteilnehmer die Aktie fortlaufend bewerten können und ein reger Handel der Aktie aufrecht erhalten bleibt. Wir glauben aber, dass auf beiden Seiten, nämlich auf der Seite der Anleger wie auch der Startups, durch die Börsennotierung einer VC-Aktie wie die der German Startups Group Wert geschaffen wird, denn zunächst mal erschließen wir für die Startups über den Kapitalmarkt eine zusätzliche Finanzierungsquelle. Startups in Deutschland sind ohnehin strukturell unterfinanziert im Vergleich zum Ausland, nicht nur den USA, sondern auch England, Frankreich, Israel usw.. Fast alle westlichen Länder haben gemessen am Bruttosozialprodukt eine deutlich höhere Ausstattung mit Venture Capital, als das in Deutschland der Fall ist, obwohl wir eine starke unternehmerische Tradition haben. Auf der anderen Seite schaffen wir für die Anleger eine der wenigen Möglichkeiten, an den Leistungen, also den Wertschöpfungen der Startup-Gründer teilzuhaben, also mit ihnen Geld zu verdienen, was ihnen sonst verwehrt ist.

BondInvestor: Wie groß ist die German Startups Group jetzt und wie profitabel?

Gerlinger:
Die German Startups Group hat 24 für sie wesentliche Minderheits- und eine Mehrheitsbeteiligung, eine Konzernbilanzsumme von etwa 35 Millionen Euro und alleine im ersten Halbjahr 2015 0,30 Euro pro Aktie verdient. Das ist unseres Erachtens sehr profitabel, nämlich gemessen am aktuellen Börsenkurs, nur das knapp elffache des Halbjahresgewinns. Natürlich lässt sich so ein Gewinn in unserem Geschäft nicht ohne weiteres in die Zukunft extrapolieren oder überhaupt vorhersagen, sondern ist Schwankungen unterworfen. Wir sind aber der Ansicht, dass wir durch den Börsengang und die damit einhergehende Bekanntheit, aber vor allem die längerfristige Finanzierungskraft weiter an Attraktivität für Startups gewonnen haben, so dass wir in der Zukunft möglicherweise sogar noch bessere Beteiligungsopportunitäten angeboten bekommen werden. Schon in der Zeit von der Geschäftsaufnahme Mitte 2012 bis Ende Juni 2015 ist es uns gelungen, eine Bruttorendite von 33 Prozent p. a. auf das investierte Kapital zu erzielen. Durch unsere mit dem Börsengang gestiegene Größe stehen zudem bestimmte Fixkostenbelastungen in einem besseren Verhältnis zum investierten Kapital.

Natürlich muss man an dieser Stelle auch immer wieder auf die systemimmanenten Risiken bei der Bereitstellung von Venture Capital hinweisen, die wir allerdings versuchen, durch eine gute Auswahl der Startups, durch die Portfoliomischung, sprich Risikodiversifikation, aber auch durch eine enge Beobachtung der Entwicklung der Portfoliounternehmen zu verringern, bisher per Saldo mit gutem Erfolg, wie man an unseren Zahlen ablesen kann, unter anderem durch die Auswertung der Reportings und durch den Versuch früher Einflussnahme, wenn wir das Gefühl haben, das etwas nicht in die richtige Richtung läuft.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne aus der aktuellen Ausgabe des BondInvestor, einer redaktionellen Kooperation der wallstreet:online AG mit www.4investors.de. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

4investors-News - SGT German Private Equity

29.09.2021 - SGT German Private Equity: Zusammenarbeit mit Tyrus Capital ...
13.08.2021 - SGT German Private Equity: Fonds kauft Utimaco ...
23.06.2021 - SGT German Private Equity: 2 Milliarden Dollar als Ziel für Ende 2022 ...
18.06.2021 - SGT German Private Equity: Hauptaktionär will „Kursdellen auch in Zukunft fü ...
01.06.2021 - SGT German Private Equity legt Bilanz vor - Meilenstein für neue Aktivitäten i ...
27.04.2021 - SGT German Private Equity: Das Jahr des Umbruchs ...
09.04.2021 - SGT German Private Equity: Zwei Verkäufe ...
26.01.2021 - SGT German Private Equity: Fusion perfekt ...
21.12.2020 - SGT Capital: COVID-19 sorgt für Verzögerungen ...
27.10.2020 - SGT German Private Equity: Gute Entwicklung für Altaktionäre ...
16.10.2020 - SGT German Private Equity: Ansturm auf Rückkauf-Angebot ...
06.10.2020 - German Startups Group meldet Halbjahresverlust - Fortschritte bei Neuausrichtung ...
15.09.2020 - German Startups Group verkauft Fiagon-Beteiligung ...
10.09.2020 - German Startups Group: Weg zur Fusion ist frei ...
21.08.2020 - German Startups Group startet Aktienrückkaufprogramm ...
13.08.2020 - German Startups: Eigene Aktien werden eingezogen ...
07.08.2020 - German Startups Group: Aktionäre machen Weg für SGT-Deal frei ...
04.08.2020 - German Startups Group: SGT mit neuen Zusagen - Zustimmung bei Großaktionären ...
22.07.2020 - German Startups Group: Pläne für Aktienrückkauf ...
17.07.2020 - German Startups Group: Eine deutsche Blackstone? „Es wird Zeit!“ ...

DGAP-News dieses Unternehmens

22.03.2024 - EQS-News: SGT German Private Equity: VC Beteiligung AuctionTech setzt auf ...
13.03.2024 - EQS-News: SGT German Private Equity - Strategischer Fokus auf Artificial ...
13.03.2024 - EQS-Adhoc: SGT German Private Equity GmbH & Co. KGaA: SGT German Private Equity ...
11.12.2023 - EQS-News: SGT German Private Equity aktualisiert Planzahlen für ...
18.09.2023 - EQS-News: SGT German Private Equity GmbH & Co. KGaA: Im ersten Halbjahr 2023 ...
30.05.2023 - EQS-News: SGT German Private Equity GmbH & Co. KGaA: SGT German Private Equity ...
24.05.2023 - EQS-News: SGT German Private Equity GmbH & Co. KGaA: SGT German Private Equity ...
16.05.2023 - EQS-News: SGT German Private Equity GmbH & Co. KGaA: SGT German Private Equity ...
08.02.2023 - EQS-News: SGT German Private Equity GmbH & Co. KGaA: SGT German Private Equity ...
10.01.2023 - EQS-News: SGT German Private Equity GmbH & Co. KGaA: SGT German Private Equity ...