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co.don auf Wachstumstour: „Wir haben den Außendienst verdoppelt“ - Exklusiv

10.11.2015 07:45 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Mit Implantaten gegen Knorpelschäden. Die co.don AG aus Teltow will die Marktzulassung in Europa erhalten, in Deutschland ist man bereits aktiv. Foto und Copyright: co.don.

Nicht nur ältere Menschen, sondern auch viele sportbegeisterte Personen kennen das Problem: Kniebeschwerden. Die Gründe hierfür sind vielfältig, lassen sich aber oft auf Knorpelschäden zurückführen. Rund 0,44 Millionen Arthroskopien werden in Deutschland pro Jahr im klinischen und ambulanten Bereich durchgeführt. Bei jeder zweiten Spiegelung wird ein Knorpelschaden diagnostiziert. Sportarten mit häufigen Richtungswechseln, zum Beispiel Fußball, Handball oder auch Badminton, belasten den Kniegelenkknorpel, der für eine reibungslose Bewegungsfähigkeit sorgen soll. Abnutzungserscheinungen aufgrund der sportlichen Belastungen oder altersbedingter Verschleiß führen zu Schäden, die Beschwerden verursachen und alles andere als selten in Arthroseerkrankungen des Kniegelenks münden.

Was also fast schon als „Volkskrankheit“ bezeichnet werden kann und viele Patienten stark einschränkt, ist für die Gesundheitsbranche ein riesiges Geschäft. Kliniken, Ärzte, Pharmafirmen und Prothesenhersteller verdienen glänzend, für die Krankenkassen entstehen zugleich immense Kosten. Dabei haben Injektionsbehandlungen und Gelenkspiegelungen allenfalls temporäre Wirkung, ihr Nutzen ist laut medizinischen Studien zumindest umstritten. Am Ende der Leidenszeit steht für den Patienten in vielen Fällen trotz der Behandlung die Gelenkprothese.

Alternative Behandlungsformen zu Spritzenkuren mit Hyaluronsäure oder der Mikroperforation des Gelenkknorpels bei einer Kniespiegelung sind bisher alles andere als weit verbreitet. Dirk Hessel möchte das ändern. Der 46-jährige ist seit dem Sommer Vorstandschef von co.don. Das kleine Healthcare-Unternehmen, das rund 35 Millionen Euro Börsenwert auf die Waage bringt, züchtet Knorpel, der in die geschädigten Gelenke implantiert wird. Als einziger Anbieter setzt man bei der Nachzüchtung ausschließlich auf körpereigene Zellen des jeweiligen Patienten – personalisierter gehe es in der Medizin nicht, wie Hessel im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de sagt. Rund sechs bis acht Wochen benötigt die Gesellschaft, bis genügend Gewebe aus einer Probe nachgezüchtet wurde und die Implantation bei einem minimalinvasiven Eingriff beginnen kann.

Krankenkassen erstatten Behandlung mit co.don chondrosphere

In Deutschland ist das Unternehmen bereits seit längerer Zeit aktiv, die gesetzlichen Krankenkassen und auch die meisten „Privaten“ erstatten die Behandlung. In den kommenden Jahren plant co.don im Inland und im europäischen Ausland eine deutliche Expansion. Hierfür will sich die Aktiengesellschaft aus Teltow bei Berlin im Rahmen einer Kapitalerhöhung 5 Millionen Euro besorgen. 2,5 Millionen Aktien sollen per Bezugsrecht platziert werden, der Ausgabepreis liegt bei 2,00 Euro je Aktie. Hessel rechnet fest mit einem Platzierungserfolg, nachdem 2014 eine Kapitalmaßnahme zu 1,90 Euro je Aktie deutlich überzeichnet war.

Viele Aktionäre der Gesellschaft haben einen mittelfristigen Anlagehorizont, sagt Hessel mit Verweis auf das Jahr 2017. Dann soll die europaweite Zulassung von „co.don chondrosphere“ erfolgen, mit dem Gelenkknorpelschäden der Grade III und IV behandelt werden können. Analysten rechnen mit einer Zulassung in der zweiten Jahreshälfte, Hessel 2018 mit ersten Umsätzen im europäischen Ausland. Ein wesentlicher Meilenstein wird Ende 2016 erreicht sein - „dann ist die Studie abgeschlossen“, so Hessel. Alle Patienten, die in der Studie beobachtet werden sollen, sind bereits operiert, nun läuft die Nachbeobachtungsphase. Diese ist „länger als im Pharmabereich üblich“, sagt Hessel. Man müsse schauen wie der Knorpel beim Patienten wächst – ein langwieriger Prozess.

Die Arbeit an der Markteinführung des Produktes beginnt allerdings weit vor Ende 2017, „mindestens 24 Monate“, wie Hessel betont, und soll durch die Kapitalerhöhung finanziert werden. Auf der To-Do-Liste des Unternehmens stehen unter anderem Marktstudien, zum Beispiel bezüglich Kosten und Erstattungsfähigkeit von co.don chondrosphere oder auch regulatorische Eigenheiten der jeweiligen Länder. In welchem europäischen Land man nach einer möglichen Zulassung als erstes an den Markt gehen will, ist derzeit offen und Teil der anstehenden Marktanalysen. Hessel favorisiert als „Pilotprojekt“ ein kleineres Land, zum Beispiel die Niederlande oder Belgien, um Erfahrungen zu sammeln. Zudem seien Länder wie Großbritannien und Spanien für co.don „sehr interessant“, so Hessel – hier dürfte co.don recht schnell aktiv werden, wenn die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMEA) co.don chondrosphere zulässt. Endgültige Entscheidungen müssen aber noch gefällt werden.

Produktionskapazitäten sollen steigen – Absatz wächst

Zudem soll die Kapitalerhöhung eine Ausweitung der Kapazitäten am Standort Teltow finanzieren. Aktuell produziert co.don dort bis zu rund 1.500 Transplantate pro Jahr. Damit deckt man gerade einmal einen kleinen Teil des Marktes ab. Einige zehntausend Implantate könnten allein in Deutschland jährlich möglich sein. Die geringe Marktdurchdringung der Implantationstechnik hat unter anderem regulatorische Gründe: Kliniken, die die Behandlungstechnik anwenden wollen, müssen gemäß Transplantationsgesetz entsprechend zertifiziert werden – ein langwieriges Verfahren.

Hinzu kommen Engpässe bei den Kapazitäten im Vertrieb. Rund 200 Kliniken seien zertifiziert, sagt Hessel. Bisher fehlten die finanziellen Ressourcen, den Vertrieb entsprechend aufzustellen, die Studien standen bei den Investitionen im Vordergrund. „Jetzt befinden wir uns in einer Phase, wo wir dies ändern können“, so Hessel. Der Umsatz erhöht sich, operativ liegt man mittlerweile in den schwarzen Zahlen. Die zusätzlichen Ressourcen nutzt man für stärkere Vertriebsaktivitäten. „Wir haben den Außendienst verdoppelt“, sagt Hessel, der einen stärkeren Fokus auf die Kommerzialisierung von chrondosphere setzen wird. So würde es nicht erstaunen, wenn die Gesellschaft im vierten Quartal 2015 und vor allem im kommenden Jahr weiter steigende Produktionszahlen melden würde.

Neben der stärkeren Vertriebsaktivität im Bereich von Ärzten und Kliniken will man auch bei Patienten verstärkt Aufklärung betreiben und für das eigene Behandlungsverfahren werben. Der Markt sei da, so Hessel, aber es könne „nicht Stand der Technik sein, dass viele Kniepatienten ein neues Kniegelenk brauchen“. In den Krankenhäusern werde der Einsatz von Prothesen gefördert. Der deutsche Markt sei den Herstellern von Prothesen überlassen worden, die Zahl der Gelenkersatztransplantationen im internationalen Vergleich viel zu hoch, kritisiert Hessel. Eine Einschätzung des Managers, die man auch im Gesundheitsministerium in Berlin teilen dürfte, trotz einer starken Lobby der Implantatehersteller.

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