QSC: 2016 soll es ein positives Konzernergebnis geben

Monatelang hielten sich die Spekulationen, dass sich QSC von seinem DSL-Netz trennen will. Doch das ist Vergangenheit, wie Finanzvorstand Stefan Baustert im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de noch einmal deutlich macht. Baustert zeigt auf, warum das Netz für QSC so wichtig ist. Er geht zudem auf ein neues Cloud-Projekt und die künftigen Vertriebsaktivitäten ein. Die Restrukturierung sowie die kürzlich erhöhte Prognose sind ebenfalls Themen im Gespräch mit Baustert. Der CFO wagt dabei auch einen ersten Blick auf 2016.


www.4investors.de: In diesem Jahr wurde der eigentlich geplante Verkauf des DSL-Netzes von QSC überraschend abgeblasen, die Begründung klang für einige an der Börse recht „wolkig“, wie zu hören war. Was waren die Gründe für den Strategieschwenk beim DSL-Netz trotz der strukturellen Schwierigkeiten in der Sparte?

Baustert: Unser Telekommunikationsgeschäft mit Geschäftskunden läuft stabil und profitabel. Außerdem hat das Netz große strategische Bedeutung für unsere neuen Cloud-Angebote. Mittelständische Kunden legen bei Cloud-Diensten großen Wert auf Datensicherheit, und zwar nicht nur in den Rechenzentren, sondern auch auf Netzebene. Deshalb ist der direkte Zugriff auf ein eigenes Netz für uns so wichtig. Auch das Segment Outsourcing profitiert vom eigenen Netz, sei es für klassische IT-Kunden oder Kunden, die neben dem IT-Outsourcing auch VPN-Dienste nutzen. Und das sind nicht wenige.

www.4investors.de: Unter welchen Bedingungen könnte es eventuell doch noch eine Trennung vom alten Stammgeschäft Telekommunikation geben? Wäre hier ein kompletter Verkauf oder auch eine Partnerschaft mit anderen Netzbetreibern eine Option?

Baustert: Wie gesagt, das eigene Netz ist für uns von strategischer Bedeutung.

www.4investors.de: Experten gehen davon aus, dass für den Aktienkurs von QSC größere Neuaufträge, Vertragsverlängerungen oder auch erste Installationen neuer Cloud-Services ein Treiber für eine Neubewertung sein werden. Stehen hier neue Vertragsabschlüsse im weiteren Jahresverlauf an?

Baustert: Cloud-Services sind für die künftige Entwicklung von QSC ein ganz wichtiges Element. Das klassische IT- und TK-Portfolio wird sukzessive durch Cloud-Technologien erweitert, teilweise ersetzt. So steigt zum Beispiel die Nachfrage nach unserer Telefonanlage aus der Cloud stetig an. Hier hilft uns auch die Diskussion um die All-IP-Strategie der Deutschen Telekom, die ihre Kunden mit Kündigungen verunsichert. Bei unseren Cloud-Lösungen für Antriebssysteme, intelligentes Energiemanagement und Telekommunikationsprovider sehen wir ebenfalls erste Erfolge. Drittens wird unsere neue Pure Enterprise Cloud es mittelständischen Unternehmen ermöglichen, ihren IT-Betrieb sukzessive durch Cloud-Services effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Hierfür sehen wir ebenfalls sehr großes Interesse.

www.4investors.de: Wann ist konkret mit dem Start von Vodafones „Secure E-Mail“ zu rechnen, eines der ersten großen Cloud-Projekte, bei denen QSC mit der Verschlüsselungstechnologie der Tochter FTAPI aktiv ist? Welche Umsätze sind hieraus zu erwarten?

Baustert: FTAPI ist in der Tat ein vielversprechendes Cloud-Produkt. Der Launch der „Secure E-Mail“ durch Vodafone ist für Ende des Jahres geplant. Um über konkrete Umsatzerwartungen sprechen zu können, ist es aber noch zu früh.

Cloud-Services für den Mittelstand rücken in de Vertriebsfokus

www.4investors.de: Mit Udo Faulhaber ist ein erster ehemaliger Pironet-Vorstand Anfang August zu QSC gestoßen. Es ist zu hören, dass der Vertrieb durch Faulhaber nun umgebaut werde. Trifft dies zu und welche Maßnahmen werden getroffen, nachdem sich QSC bisher mit dem Mittelstand als Kunden eher schwer getan hat?

Baustert: Udo Faulhaber hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er es versteht, Cloud-Services für den Mittelstand sehr erfolgreich zu vermarkten. Wie bereits gesagt, werden Cloud-Services für den Mittelstand für die Strategie von QSC künftig eine zentrale Rolle spielen. Insofern wird mein neuer Kollege die Vertriebsaktivitäten sicher stärker als bisher auf dieses Thema fokussieren.

www.4investors.de: Der frühere Pironet-Chef Felix Höger wird erst Anfang 2016 zu QSC kommen. Was ist der Grund für die im Vergleich zu Faulhaber spätere Berufung?

Baustert: Das sind Vertragsthemen zwischen Herrn Höger und seinem früheren Arbeitgeber, die wir nicht kennen. Unabhängig davon ist für alle Angelegenheiten des Unternehmens, die den Vorstand betreffen, der Aufsichtsrat zuständig.

www.4investors.de: Sie setzen verstärkt auf die Cloud. Mit welchen neuen Produkten ist von QSC in dem noch jungen Geschäftsbereich für die nächsten Jahre zu rechnen?

Baustert: Es geht nicht nur darum, neue Produkte zu entwickeln, sondern vor allem darum, die bereits neu entwickelten Produkte und Lösungen zu optimieren und den Vertrieb zu stärken. Die Weiterentwicklung der Produkte insbesondere im Industrie- und Telekommunikationsumfeld geschieht Schritt für Schritt und Hand in Hand mit den Kunden. Parallel dazu ist die Stärkung des Cloud-Vertriebs in vollem Gange.

www.4investors.de: Können sie an dieser Stelle schon einen Ausblick auf 2016 wagen? Wohin sollen Umsatz und Ergebnis von QSC im kommenden Jahr gehen?

Baustert: Wir haben den Budgetprozess für 2016 gerade erst begonnen. Unser Ziel muss es sein, alle Ergebnisgrößen weiter zu steigern. Neben den Fortschritten in dem Kostensenkungsprogramm werden wir im nächsten Jahr auch von rückläufigen Abschreibungen profitieren, sodass wir für das Gesamtjahr 2016 wieder ein positives Konzernergebnis anstreben.

Aufwärtstrend bei den Ergebnissen wird „sich im dritten Quartal fortsetzen“

www.4investors.de: Für die QSC-Aktie könnte es aufgrund der Freefloat-Marktkapitalisierung im September eng werden, was den Verbleib im TecDAX angeht. Macht Ihnen dies Sorgen, was den Aktienkurs angeht?

Baustert: In der Tat gehört QSC im TecDAX zu den Werten mit der geringsten Marktkapitalisierung. Allerdings entscheidet der Arbeitskreis Aktienindizes auch mit Blick auf die Handelsvolumina der jeweiligen Werte. In diesem Punkt steht QSC erheblich besser da. Aber viel wichtiger als diese Kriterien sind für unsere Investoren die Fortschritte bei der Restrukturierung. Bereits im zweiten Quartal haben wir im Vergleich zum ersten Quartal alle Ergebnisgrößen verbessert. Dieser Trend wird sich im dritten Quartal fortsetzen.

www.4investors.de: Sie haben am 18. August die Prognose für 2015 angehoben und dies vor allem mit Kostenreduzierungen begründet. Welchen Anteil an den höheren Prognosen hat das operative Geschäft und gibt es hier eventuell weiteres Aufwärtspotenzial für die 2015er-Prognose von QSC, wie am Markt bisweilen spekuliert wird?

Baustert: An der Anhebung der Prognosen für das EBITDA und den Free Cashflow hatte unser umfassendes Programm zur Kostenreduzierung maßgeblichen Anteil. Zudem stimmt mich aber auch der Juli-Umsatz zuversichtlich, dass wir im dritten Quartal einen Umsatz auf Vorquartalsniveau erwarten. Und das bei einer besseren Kostenstruktur.