Erwe Immobilien: In großer Not

Erwe Immobilien hat massive Probleme. Daher will man eine finanzielle Restrukturierung durchführen. Das Immobilienunternehmen hätte am 10. Juni die Zinsen für eine bis Dezember 2023 laufende Anleihe zahlen müssen. Dies ist nicht geschehen. Gemeldet hat die Gesellschaft dies mit zweitägiger Verspätung.

Das Unternehmen spricht von einer angespannten Liquiditätslage, die durch die stark gestiegenen Zinsen und das schwierige Marktumfeld ausgelöst wurde. Zudem ist der operative Cashflow schwach, man muss hohe Investitionen in Immobilienprojektentwicklungen tätigen. Wenn die Anleihe im Dezember zurückgezahlt werden muss, fürchtet Erwe eine Liquiditätsunterdeckung. Das Papier hat ein Volumen von 40 Millionen Euro. Man benötigt somit dringend frisches Kapital, um die Gesellschaft zu retten.

Jetzt will man eine Gläubigerversammlung einberufen. Ein Termin steht noch nicht fest. Diese Versammlung soll Änderungen an den Anleihebedingungen genehmigen. Die Zinsen sollen demnach erst beim Rückzahlungstermin fällig werden. Anleger sollen auf die Kündigungsrechte verzichten, die eigentlich durch die Nichtzahlung der Zinsen möglich sind. Zudem soll die Anleihe in Eigenkapital umgetauscht werden. Dafür sollen neue Aktien ausgegeben werden. Geplant ist die Ausgabe von 6 Millionen Aktien. Investoren, die darauf nicht eingehen, sollen einen Barausgleich erhalten. Über die Höhe kann man noch keine Aussage treffen. Er soll „entsprechend dem auf ihre Schuldverschreibungen entfallenden Anteil an dem Gesamtbetrag aus der Verwertung derjenigen neuen Aktien, für die die Erwerbsrechte nicht ausgeübt worden sind, abzüglich der Verwertungskosten“ liegen, so das Unternehmen.

Geplant ist zudem ist Bestellung eines gemeinsamen Vertreters der Anleihegläubiger.

Vor der Ausgabe der neuen Aktien soll eine Herabsetzung des Grundkapitals um rund 95 Prozent erfolgen. Damit soll das Grundkapital von 24,562 Millionen Euro auf 1,228 Millionen Euro herabgesetzt werden. Dies ist ein Verhältnis von 20:1. Darüber muss eine Hauptversammlung entscheiden. Auch dazu gibt es noch keinen Terminvorschlag.

Nach der Ausgabe der neuen Aktien werden die Anleiheinvestoren bei vollständigem Umtausch etwa 83 Prozent an Erwe halten. Die aktuellen Investoren wären noch mit rund 17 Prozent an der Immobiliengesellschaft beteiligt.

Nach diesen Maßnahmen soll es eine weitere Kapitalerhöhung geben. Dabei sollen die Aktionäre ein Bezugsrecht haben. Mit dem frischen Geld soll der Liquiditätsbedarf von Erwe für 12 Monate abgedeckt werden. Dafür sind bis zu 12 Millionen Euro notwendig, schätzt Erwe.

Um sich Luft zu verschaffen, werden auch Immobilien- oder Projektverkäufe geprüft. Auch verhandelt man derzeit mit Gläubigern über die Stundung oder Restrukturierung von Darlehen.

Die SdK ruft nach diesen Entwicklung die Anleiheinhaber zur Bündelung ihrer Interessen auf.

Die Aktien von Erwe Immobilien (WKN: A1X3WX, ISIN: DE000A1X3WX6, Chart, News) verlieren am Nachmittag 41,2 Prozent auf 0,60 Euro. Die Anleihe gibt 64,5 Prozent auf 16,67 Prozent nach.