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NanoFocus: „Wir erleben derzeit eine Zeitenwende in der Messtechnik“

24.11.2016 09:46 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

NanoFocus-Vorstandssprecher Jürgen Valentin im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: NanoFocus.

NanoFocus plant eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht und möglichem Überbezug. Es werden 2,1 Millionen Aktien im Verhältnis 23 zu 10 und zu einem Preis von 1,75 Euro je Aktie angeboten. Die Bezugsfrist läuft vom 28. November bis zum 12. Dezember 2016. Bezugsberechtigt ist, wer die Aktie am 25.11.2016 zum Börsenschluss besitzt. Im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert NanoFocus-Vorstandssprecher Jürgen Valentin die Hintergründe der Kapitalerhöhung. Der Technikvorstand spricht zudem über die Historie, die Wachstumsmärkte sowie die Expansionspläne der Gesellschaft.


www.4investors.de: NanoFocus dürfte nicht jedem Investor etwas sagen. Stellen sie das Unternehmen bitte in drei Sätzen vor!

Valentin:
NanoFocus baut die weltweit besten Oberflächenmessgeräte. Anwender aus Wissenschaft und Industrie nutzen unsere Systeme erfolgreich zur dreidimensionalen Abbildung und Kontrolle von Oberflächen mit Strukturen im Mikro- und Nanometerbereich. Zu unseren Kunden gehören namhafte Unternehmen der Automobil- und Elektronikindustrie, der Medizintechnik sowie renommierte Forschungseinrichtungen und zahlreiche Unternehmen der Nano- und Mikrotechnologie.

www.4investors.de: Sie werden eine Kapitalerhöhung durchführen. Wozu wollen das frische Geld nutzen?

Valentin:
Wir erleben derzeit eine Zeitenwende in der Messtechnik. Wurde die optische Messtechnik bisher ganz überwiegend im Labor eingesetzt, setzt sie sich aufgrund ihrer Vorteile inzwischen auch in der industriellen Fertigung durch. Denn sie lässt sich besser in den zunehmend digitalen Fertigungsprozess integrieren als andere Methoden. Dies spart Kosten in der Produktion und eröffnet uns ein riesiges Potenzial. Mit der Kapitalerhöhung wollen wir dieses Potenzial nutzen.

www.4investors.de: In der Vergangenheit haben sie immer wieder kleinere Kapitalerhöhungen durchgeführt. Zuletzt haben sie drei Finanzierungsrunden in kurzer Zeit platziert. Das hat am Kapitalmarkt nicht jedem gefallen. Was sagen sie dazu?

Valentin:
Dazu möchte ich etwas detaillierter auf unsere Historie eingehen. Im Jahr 2009 haben wir NanoFocus neu ausgerichtet, um mit unseren Produkten vom Prüflabor in den Bereich der fertigungsintegrierten Prozessüberwachung vorzustoßen. Dazu haben wir seit 2010 rund 12 Millionen Euro – dies ist mehr als die aktuelle Marktkapitalisierung – in Forschung und Entwicklung investiert. Im Jahr 2015 haben wir dann mit der Breitmeier Messtechnik GmbH eine strategisch wichtige Übernahme gestemmt und unseren Vertrieb neu ausgerichtet. Mit Erfolg: Heute ist NanoFocus nicht nur Technologieführer, sondern verfügt über zahlreiche marktreife Produkte für unterschiedlichste Branchen. Schließlich haben wir Anfang 2016 eine neue Firmenzentrale bezogen und verfügen jetzt über die Kapazitäten, um einen Umsatz von 50 Millionen Euro (Umsatz 2015: rund 11 Millionen Euro) stemmen zu können. Dies alles war für ein kleines mittelständisches Unternehmen eine große Herausforderung und nur dank der Kapitalerhöhungen möglich. Heute sind wir sehr gut aufgestellt, um den Schritt vom Technologieführer zum Marktführer zu machen. Wer jetzt in NanoFocus investiert, kann davon profitieren.

www.4investors.de: Mit dem frischen Geld wollen sie steigende Auftragsvolumina abarbeiten. Wissen sie schon jetzt, dass entsprechende Aufträge hereinkommen?

Valentin:
Für uns ist das Jahresendgeschäft sowohl operativ – da Bestellungen häufig auch noch kurzfristig abgewickelt werden können – als auch für das kommende Jahr sehr wichtig. Aufgrund des Auftragsbestands und der aktuellen Verhandlungen sind wir sehr optimistisch für die kommenden Jahre.

www.4investors.de: Wo werden sie in den kommenden Jahren besonders wachsen?

Valentin:
Wir konzentrieren uns derzeit auf die Automobil- und die Halbleiterbranche, aber auch die Medizintechnik und das OEM Geschäft bieten spannende Perspektiven. In den neuen Bereichen Automotiv und Halbleiter haben wir bereits wichtige Meilensteine erreicht. Für die Halbleiterindustrie haben wir neben den inlinefähigen Systemen für 3D-Packaging ein neues Inspektionssystem für Funktionstests von Wafern – sogenannte Probe Cards – entwickelt. Unser System stellt die Unversehrtheit von Wafern nach dem Testvorgang sicher. Dies war bisher so nicht möglich und trägt entscheidend zur Reduzierung operativer Kosten und zur Qualitätssteigerung bei. Eine Pilotanlage befindet sich bei einem namhaften Hersteller erfolgreich im Einsatz und hat für große Aufmerksamkeit in der Branche gesorgt. Wir erwarten Folgeaufträge und sind mit einem weiteren Hersteller bereits in fortgeschrittenen Verhandlungen.

www.4investors.de: Auch die Autoindustrie gehört zu ihren wichtigsten Kunden. Wie sehr trifft sie daher die Krise von Volkswagen?

Valentin:
Im Bereich Automotive haben wir den ersten Auftrag für eine automatisierte Zylinderinspektionsanlage von Volkswagen erhalten. Die Dieselthematik hat das Projekt im vergangenen Jahr verzögert. Wir haben die Zeit genutzt und uns noch stärker international – insbesondere mit Blick auf asiatische und US-amerikanische Hersteller, ausgerichtet, um die Abhängigkeit von Einzelkunden zu reduzieren. Die Pilotanlage soll jedoch noch in diesem Jahr an VW ausgeliefert werden. Das Problem ist also gelöst. Das Projekt ist ein wichtiger Schritt an die Fertigungslinie der Autoindustrie. Mit unserer Technik können bislang personalintensive Prüfschritte weitestgehend automatisiert werden. Der Kostenfaktor ist gerade in Zeiten von Sparmaßnahmen in der Branche ein bedeutendes Verkaufsargument. Hinzu kommen künftig noch die Emissionsvorschriften und ihre Auswirkungen auf den Motorenbau. Hersteller werden um Investitionen in Prozesstechnik zur Verbesserung der Motoreneffizenz nicht herum kommen. Beide beschriebenen Aufträge sind Türöffner in die Konzerne. Wenn unsere Produkte überzeugen – und davon bin ich fest überzeugt – haben wir sehr gute Chancen, auch in weiteren Werken integriert zu werden.

www.4investors.de: Gibt es Überlegungen, Bereiche zu schließen, die nicht stark genug wachsen werden?

Valentin:
Wie bereits beschrieben, haben wir uns seit 2009 konsequent auf für uns zukunftsfähige Bereiche konzentriert. Aufgrund dieser Konzentration haben wir im Jahr 2015 auch den in der mikroskin GmbH gebündelten Bereich Hautdiagnostik ausgegliedert. Über den Verkauf der Tochtergesellschaft befinden wir uns in fortgeschrittenen Verhandlungen.

www.4investors.de: Wie lange dauert es in der Industrie zwischen der Testphase bzw. den Voruntersuchungen und der Auftragsvergabe?

Valentin:
Bei den komplexen Systemen im Produktionsumfeld muss man von der Erstanfrage bis zum Auftrag mit einem Jahr rechnen. Bis ein neues System Eingang in die Werksnormen für die Serie gefunden hat, ist mit ein bis zwei weiteren Jahren zu rechnen. In diesem Zeitraum sind die Kunden intensiv zu unterstützen und notwendige Anpassungsarbeiten zu erledigen. Im Laborumfeld geht es natürlich schneller, daher werden wir dieses Geschäft auch nicht vernachlässigen.

www.4investors.de: Somit können 2017 eine Reihe von Aufträgen auf NanoFocus zukommen?

Valentin:
Davon bin ich fest überzeugt.

www.4investors.de: Wie sieht es mit ihren Vertriebsaktivitäten aus?

Valentin:
Wir wollen im Vertrieb einen Gang höher schalten, dies ist ein klares Ziel der Kapitalerhöhung. Während wir insbesondere in Deutschland – aber auch Europa insgesamt – bekannt sind, haben wir in den USA und Asien ganz klar Nachholbedarf. Was als Mittelständler nicht verwundert. Auf Fachkonferenzen haben wir mit unserer Technologie bereits für Aufsehen gesorgt. Jetzt gilt es mit Vertriebsprofis ganz gezielt Kundenbeziehungen aufzubauen und Aufträge zu generieren.

www.4investors.de: Ihr Eigenkapital lag zur Jahresmitte bei 52 Prozent. Warum wollen sie es jetzt stärken?

Valentin:
Wie verfügen in der Summe über rund 11 Millionen Euro Eigenkapital und eine solide Eigenkapitalquote von 52 Prozent. Dies reicht in der Praxis jedoch noch nicht aus, um als Wachstumsunternehmen eine attraktive Fremdfinanzierung darstellen zu können. Mit der Kapitalerhöhung werden wir die nötige Größe erreichen können, um auch Fremdkapital zu attraktiven Konditionen nutzen zu können und auch stärker aus dem Cashflow wachsen zu können.

www.4investors.de: Wird der neue US-Präsident Auswirkungen auf ihre Pläne in den USA haben?

Valentin:
Bisher ist ja nichts über seine konkreten Pläne bekannt, daher ist es für eine Bewertung noch zu früh. Sollte jedoch die Produktion – beispielsweise der Automobil- und Elektronikbranchen – im eigenen Land gestärkt werden, braucht es neue Fabriken und damit auch moderne Messtechnik. Daneben arbeiten wir bereits mit US-amerikanischen Integratoren zusammen, die einen guten Zugang zu den High-Tech-Unternehmen im Silicon Valley haben.

www.4investors.de: Analysten rechnen für 2017 mit einem Umsatzplus von rund 20 Prozent sowie einem kleinen Gewinn. Ist das für sie ein realistischer Wert oder könnte es sogar eine positive Überraschung geben?

Valentin:
Wir fühlen uns mit den Schätzungen in jedem Fall wohl und dabei ist zu berücksichtigen, dass unsere profitable Tochter Breitmeier noch nicht inbegriffen ist. Aufgrund der Bedeutung des Jahresendgeschäfts tun wir uns mit konkreten Prognosen grundsätzlich schwer. Wichtiger ist jedoch, dass wir auf dem besten Weg sind, uns in Märkten mit riesigen Potenzialen zu etablieren. Wir verfügen über Produktionskapazitäten für einen Umsatz von 50 Millionen Euro und wollen diese mittelfristig auslasten. Wer jetzt in NanoFocus investiert, kann davon profitieren. Und wer noch bis zu diesem Freitag (25.11.) kauft, kann sogar noch an der Kapitalerhöhung teilnehmen.

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