Jahresausblick 2024 - Nord LB
Rentenmärkte - Deutsche Bundesanleihen: Die Karten zwischen Falken und Tauben werden im Jahr 2024 neu gemischt. Der deutliche Rückzug der Inflation hat an den Märkten ausgeprägte Zinssenkungsfantasien aufkommen lassen und im Zuge dessen auch eine Rallye an den Bondmärkten ausgelöst. Hieraus resultiert allerdings ein gewisses Enttäuschungspotenzial. Die Erfahrung aus früheren Hochinflationsphasen lehrt, dass Notenbanken nicht zu früh ihre Geldpolitik lockern sollten. Der Respekt der Währungshüter ist entsprechend groß, denn auch zu Jahresbeginn bleiben Aufwärtsrisiken für die Inflation (z.B. Geopolitik, starke Lohnzuwächse) bestehen. Temporär ist aufgrund von Basiseffekten sogar ein leichter Rückprall zu erwarten, sodass die Inflation nun verstärkt über die Kernrate zurückgeführt werden muss. Andererseits besteht auch ein Risiko, dass die Währungshüter – wie schon beim Beginn ihres Straffungszyklus – zu spät kommen. Dass die wichtigen Notenbanken aber im Laufe des Jahres 2024 Zinssenkungen vornehmen werden, scheint so gut wie sicher.
US-Anleihen: Das Thema Leitzinssenkungen ist inzwischen ganz eindeutig auf die Agenda der Fed gerückt. Die ökonomische Bedeutung einiger zum Ende von 2023 hin erfolgter „dovisher“ Kommentare von Fed-Offiziellen sollte aber wohl nicht überbewertet werden. Zwar dürfte in 2023 rückblickend ein markantes lokales Maximum bei den US-Kapitalmarktzinsen erreicht worden sein, die Anleger preisen mittlerweile allerdings recht ambitionierte Zinssenkungserwartungen ein. Insofern sind nun kurzfristig eher Gegenbewegungen angesagt. Die psychologisch wichtige Marke von 4% sollte somit durchaus wieder ins Blickfeld rücken können – mittelfristig ist dann aber doch mit einem etwas niedrigeren Renditeniveau bei den 10J US-Staatsanleihen zu rechnen.
Wir gehen für das Gesamtjahr 2024 von einer konstruktiven, moderat aufwärts gerichteten Entwicklung der europäischen und amerikanischen Aktienmärkte aus. Für das Jahresende prognostizieren wir 17.500 Punkte im DAX und 4.750 Punkte im S&P500. Im 1. Quartal 2024 dürfte es allerdings zunächst zu einer Korrektur kommen, wenn sich herausstellen wird, dass die aktuell sehr optimistischen Zinssenkungsfantasien doch etwas übertrieben gewesen sein werden. Hier kann schnell wieder die Marke von 16.000 Punkten im DAX ins Visier geraten. Trotzdem dürften erste Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf die Attraktivität der Aktienmärkte steigern und die großen Unternehmen sollten in der überwiegenden Zahl Kursanstiege durch ein moderates Gewinnwachstum rechtfertigen.
Devisen: Die im Laufe von 2024 wahrscheinlich anstehenden Fed-Leitzinssenkungen dürften grundsätzlich zwar nicht hilfreich für die Währung der Vereinigten Staaten sein, der Devisenmarkt preist nun allerdings schon ein ziemlich ambitioniertes Vorgehen des FOMCs bei der bevorstehenden Lockerung der USGeldpolitik ein. Zudem darf auch die EZB nicht aus dem Auge verloren werden. In der Summe ist daher mit eher wenig Bewegung beim Wechselkurs zwischen dem EUR und dem USD zu rechnen, wobei wir den Greenback in den kommenden Monaten aber leicht stärker sehen.
Rohstoffe: Zum Jahresanfang belastete die globale Konjunkturschwäche in Kombination mit einem anhaltenden Angebotsüberhang die Ölmärkte und konterkarierte die zuvor bereits eingepreiste Förderkürzung der OPEC+. Marktteilnehmer blicken erneut besorgter in den Nahen Osten. Anschläge im Roten Meer und im IRAN sowie ein teilweise auf den Libanon übergreifender Gaza-Konflikt erhöhen die Nervosität und sorgen zum Jahresbeginn für neues spekulatives Momentum. Auf Jahressicht erwarten wir aber eher eine Seitwärtsbewegung bei Öl, da sowohl hinter der prognostizierten leichten Erholung der Weltwirtschaft als auch der Förderdisziplin der OPEC+ Fragezeichen bleiben.
Immobilien: Anhaltende Marktunsicherheiten verbunden mit Rekordinflation und dem rasanten Zinsanstieg setzten dem Aufschwung am Immobilienmarkt im Jahr 2023 ein Ende. Die Folgen waren ein Einbruch des Transaktionsmarktes sowie deutliche Preiskorrekturen. Mit Abebben der Unsicherheiten und der Anpassung der Preisvorstellungen zwischen Käufern und Verkäufern dürften die Immobilienmärkte im Laufe des Jahres 2024 wieder etwas mehr Dynamik zeigen. Im Nachfragefokus werden qualitative und nachhaltige Flächen in bevorzugten Lagen stehen. Dennoch gilt: die Marktbedingungen bleiben vorerst herausfordernd.
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