Börse am Morgen: Symrise, EZB, Insolvenzen, Konjunkturdaten - Nord LB
In Deutschland bangt aufgrund der drohenden Rezession rd. jedes 15. Unternehmen um seine Existenz. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts sehen sich 6,8% der Firmen in ihrer wirtschaftl. Existenz bedroht. In der letzten Erhebung (01/2023) waren es noch 4,8%. Im Bauhauptgewerbe stieg der Anteil der existenzgefährdeten Betriebe von 5,1% auf 8,9%. Auch Unternehmen aus dem Transport- und Logistikwesen (14%), den Personalagenturen (13,9%) und der chemischen Industrie (12,5%) berichten von wirtschaftl. Sorgen. Zudem ist der Einzelhandel weiter stark betroffen. 10,3% der Unternehmen bangen hier um ihr Überleben. Wohlrabe (Leiter der Ifo-Umfragen): „Die wirtschaftl. Schwächephase schlägt sich auch in steigenden Insolvenzen nieder … eine größere Welle zeichnet sich aber derzeit nicht ab“.
Laut EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau wird die EZB die Zinssätze wahrscheinlich noch einige Quartale lang bei 4% halten und könnte ihr Covid-Anleihekaufprogramm (PEPP) früher als geplant abbauen. Er tritt damit Erwartungen einer übereilten Lockerung der Inflationsbekämpfungsmaßnahmen entgegen.
Die EZB-Bankenaufsicht hat einen überarbeiteten Leitfaden publiziert und verschärft die Anforderungen an institutseigene Modelle zur Risiko-Bewertung. Der Leitfaden umfasst zahlreiche Änderungen für die auf interne Ratings basierenden Ansätze (IRBA) der Kreditrisikobewertung. IRBA-Institute müssen erstmals Anforderungen für Klima- & Umweltrisiken berücksichtigen. Überdies sind zukünftig herausfordernde Fristen für die operative Umsetzung neu genehmigter Berechnungsmodelle einzuhalten.
Tagesausblick
Neben den Angaben zum Verbrauchervertrauen für die Euro-Zone sollte heute von den Märkten vor allem auf US-Wirtschaftsdaten zu achten sein. Zunächst stehen Daten zur Entwicklung der Auftragseingänge für langlebige Güter zur Veröffentlichung an. Nach den starken Zahlen im Vormonat ist bei dieser Zeitreihe mit keinen erfreulichen Entwicklungen zu rechnen. Eine Ursache hierfür dürfte bei Boeing zu suchen sein; nach 224 bestellten Fliegern im September waren im Oktober für lediglich 123 Maschinen Aufträge beim wichtigen US-Flugzeughersteller eingegangen. Zudem wird auf den Michigan-Index zu achten sein. Hier sind erste Tendenzen zu einer Eintrübung der Lage am US-Arbeitsmarkt zwar aktuell sicherlich bereits ein potentieller Risikofaktor, wir glauben aber (noch) nicht an eine nachhaltige Belastung der Konsumentenstimmung durch diese Einflussgröße. Auch die Entwicklung der Inflationserwartungen der von der University of Michigan befragten Haushalte kann mit Blick auf die weitere Fed-Geldpolitik von großem Interesse für die Anleger sein.
Renten- und Aktienmärkte
Der DAX trat gestern auf der Stelle. Und auch an der Wall Street werden die Börsianer vorsichtiger. Bunds waren gesucht. DAX -0,01%; MDAX -1,69%; TecDAX -0,72%, Dow Jones -0,18%; S&P 500 -0,20%; Nasdaq Comp. -0,59%.
Unternehmen
Der Duft- und Aromenhersteller Symrise sichert sich weitere Anteile am schwedischen Anbieter von Tier- und Zahnpflegeprodukten Swedencare. Mit dem Erwerb von weiteren 465.000 Aktien halten die Holzmindener nun rd. 34,75% der Anteilsscheine. Inhaltsstoffe für Haustierfutter waren zuletzt der größte Wachstumstreiber von Symrise.
Nordzucker investiert mehr als EUR 100 Mio. in ein neues Werk in NDS (Groß Munzel). Der zweitgrößte Zuckerproduzent Europas plant mit der Produktion von pflanzenbasierten Proteinen ein neues Geschäftsfeld. Der Bau des Werks soll im Herbst 2024 beginnen. Die Inbetriebnahme ist für Mitte 2026 geplant. Signa Development Selection AG wurde zum zweiten Mal in zwei Wochen von Fitch herabgestuft: CCC-.
Rohstoffe
Öl konsolidierte am gestrigen Dienstag die Gewinne der letzten zwei Handelstage. Händler warten gespannt auf die Ergebnisse der anstehenden OPEC+ Sitzung am Wochenende.
Gold legt weiter zu und setzt die Aufwärtsbewegung der vergangenen Woche fort. Die Unze kämpft mit der USD 2.000er Marke. Auf 12-Monatssicht hat sich ein beachtliches Plus von rd. 13% akkumuliert (12-Monate: High USD 2.072 - Low: USD 1.729).
Russland wird in 2023 aller Voraussicht nach eine weitere Weizenrekordernte einfahren. Ein neuer Exportrekord i. H. v. 37,5 Mio. t ist wahrscheinlich (der Weizenweltmarktpreis wird stark von den russ. Exportmengen beeinflusst). Aufgrund der mangelnden internat. Wettbewerbsfähigkeit europ. Weizens sind weiter nachgebende Terminmarktpreise (unterhalb von MATIF EUR 230/t) nicht auszuschließen.
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