Türkische Börse und die türkische Lira stehen weiter unter Druck - Commerzbank Kolumne
Im Fokus der Kapitalmärkte steht nach der Wiederwahl Erdogans vor allem die türkische Geld- und Fiskalpolitik. Erdogans Attacken auf die Notenbank ließen zuletzt erneut verstärkt Zweifel an deren Unabhängigkeit aufkommen. Per Dekret verschaffte er sich überdies eine stärkere Kontrolle über die Zentralbank, was bei vielen Investoren nicht gut ankam. Auch die Tatsache, dass Erdogan, ein erklärter „Gegner von Zinsen“, seinen Schwiegersohn und ehemaligen Energieminister Berat Albayrak zum Finanzminister und Chef des Schatzamtes ernannte, stieß auf wenig Gegenliebe bei den Anlegern, wie sich an der Reaktion der Lira und des Aktienmarktes ablesen lässt. Die Lira erreichte gegenüber dem US-Dollar am 12. Juli 2018 mit 4,94 Lira/US-Dollar ein neues Tief. Der Leitindex (BIST 100) verlor seit Jahresbeginn rd. 22% an Wert und fiel jüngst sogar unter die Marke von 90.000 Punkten. Erdogan, in der neuen Präsidialrepublik alleiniger Staats- und Regierungschef, scheint das alles wenig zu tangieren. Mit immer neuen Äußerungen zur Geldpolitik schürt er die Angst der Investoren, die deshalb die türkische Währung und türkische Aktien verkaufen. Neben der hohen Inflation hat sich zuletzt auch noch das Leistungsbilanzdefizit (Mai: 5,9 Mrd. USD) ausgeweitet. Die u.a. durch Kreditprogramme überhitzte Wirtschaft bedarf daher eigentlich dringend einer Abkühlung. Das hohe Leistungsbilanzdefizit (Q1 2018: 6,3% des BIP), die hohe Inflation (Juni 2018: +15,4% J/J) sowie die überhitzte Wirtschaft (BIP Q1 2018: 7,4%) und die kräftige Abwertung der Lira (-22% gegenüber dem US-Dollar seit Anfang 2018) bedürfen also eher einer Leitzinserhöhung. Eine Leitzinssenkung würde in diesem Umfeld weiter Öl ins Feuer gießen und die Lira aller Voraussicht nach weiter auf Talfahrt schicken. Erdogan sollte also alles daran setzen, um mit einem Strategieschwenk (d.h. Budgetdisziplin, strukturelle Reformen, Leitzinserhöhungen etc.) das verloren gegangene Vertrauen wieder zurückzugewinnen.
Anleihen
Großbritannien: Arbeitslosenquote (Mai), 10:30 Uhr
USA: Industrieproduktion (Juni), 15:15 Uhr
USA: NAHB Wohnungsmarkt-Index (Juli), 16:00 Uhr
Am Rentenmarkt blieb es gestern überwiegend ruhig. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg am Nachmittag von 0,35% auf über 0,37%. Damit reagierte der Markt erleichtert auf das Treffen zwischen den Präsidenten der USA und Russlands, in welchem moderate Töne vorherrschten. Auch die Aussage des italienischen Innenministers Salvini, der den Euro „als Experiment, das schlecht begann“ bezeichnete, führte zu keinen starken Kursveränderungen oder gar Ausweitungen von Risikoaufschlägen italienischer Staatsanleihen. Aktuelle Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Italiener für einen Verbleib ihres Landes im Euroraum ist. Politiker werden daher einen Euro-Austritt momentan eher nicht in Erwägung ziehen. In den USA legten die Einzelhandelsumsätze im Juni wie erwartet um 0,5% gegenüber dem Vormonat zu. Es war der fünfte Anstieg in Folge. Die monatliche Umsatzsteigerung im Mai wurde sogar kräftig von 0,8% auf 1,3% nach oben revidiert. Ohne die schwankungsanfälligen Autoverkäufe stiegen die Einzelhandelsumsätze im Juni um 0,4% und damit stärker als prognostiziert. Auch hier wurde der Vormonatswert deutlich von 0,9% auf 1,4% (M/M) nach oben korrigiert. Chinas Wirtschaft ist im zweiten Quartal mit 6,7% J/J wie erwartet etwas langsamer gewachsen als im Vorquartal. Für die erste Jahreshälfte ergibt sich damit ein Wachstum von insgesamt 6,8% J/J im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Besonders unterstützte der Konsum das Wirtschaftswachstum. So scheint sich der drohende Handelskonflikt zwischen den USA und China bisher nicht auf die Wirtschaft ausgewirkt zu haben. Insgesamt liegt die wirtschaftliche Entwicklung somit weiter über der Vorgabe der Pekinger Regierung, die für das gesamte Jahr ein Wachstum von 6,5% anstrebt.
Aktien
Goldman Sachs, Ergebnis Q2
Johnson & Johnson, Ergebnis Q2
Rio Tinto, Operation Report Q2
UnitedHealth, Ergebnis Q2
Den europäischen Aktienbörsen ist nur ein zögerlicher Start in die neue Handelswoche gelungen. Über den größten Teil des Tages pendelten die Indizes um ihre Schlusskurse vom Freitag. Highlight des Tages waren die vorgezogenen Eckdaten der Deutschen Bank (+7,3%), die deutlich über den Erwartungen lagen. Mit deutlichem Abstand folgten im deutschen Leitindex Dax 30 die Aktien von Fresenius (+1,8%), die damit einen Teil ihrer Verluste aus der Vorwoche aufholen konnten. Im TecDax standen Dialog Semiconductor (+4,9%) nach guten Quartalszahlen mit an der Spitze der Kursliste. Im EUROSTOXX 50, dem Leitindex des Euroraums, stachen unter der Führung der Deutschen Bank lediglich Banken positiv heraus (+0,4%). Dagegen verzeichneten Energietitel (-1,2%) wegen der nachgebenden Ölpreise die größten Abschläge. An der Wall Street gewinnt die Berichtssaison langsam an Fahrt. Nachdem am Freitag die Zahlen von Citigroup, JP Morgan und Wells Fargo noch wenig begeistern konnten, fanden nun die Quartalsdaten der Bank of America (+4,3%) mehr Anklang und zogen so die Aktien der Wettbewerber mit nach oben. Für Gegenwind sorgten auch hier die nachgebenden Ölpreise, die den Energiesektor (-1,2%) unter Druck setzten. Neben der eindeutig dominierenden Finanzbranche (+1,8%) wiesen nur noch Telekommunikationswerte (+0,5%) eine positive Tendenz auf. Insgesamt hielten sich die Anleger während des russisch-amerikanischen Gipfeltreffens bedeckt. Nachbörslich enttäuschte dann auch noch der Streaming-Marktführer Netflix mit seinen Abonnentenzahlen und wurde deutlich abgestraft. In Asien gab es heute Morgen keine einheitliche Tendenz. Während der Nikkei 225 nach der Feiertagspause zulegte, schwächelten die Börsen in China erneut.