R-LOGITECH: „Akquisitionen liegen in unserer DNA“
Bis zu 25 Millionen Euro will R-LOGITECH mittels Anleihe ins Unternehmen holen. Noch bis zum 27. März können Investoren das Papier, das mit 8,5 Prozent verzinst ist und bis 2023 läuft, zeichnen. Welche Pläne R-LOGITECH mit dem frischen Geld hat, erläutert Fabrice Viguier, Geschäftsführer von R-LOGITECH, im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Viguier geht in dem Interview ausführlich auf die Situation in Afrika ein. Er macht deutlich, wie sehr seine Gesellschaft dort vernetzt ist und dass er auf dem Kontinent eine Vielzahl von Wachstumsmöglichkeiten sieht. Entsprechend hält er Zukäufe für durchaus möglich.
www.4investors.de: R-LOGITECH dürfte den meisten Investoren wenig sagen. Stellen sie ihre Gesellschaft bitte in drei Sätzen vor.
Viguier: Wir bieten strategische Logistik- und Technologiedienstleistungen für Warenströme – in einem sehr internationalen Umfeld und mit einer ganz besonderen Kompetenz auf dem afrikanischen Kontinent. Mit über 1.400 Mitarbeitern sind wir in 22 Ländern vertreten. Wir bewirtschaften beispielsweise Frachtterminals an Airports und Häfen, erbringen umfangreiche Logistikdienstleistungen und stellen branchenspezifische Beschaffungslösungen zur Verfügung.
www.4investors.de: Bei Afrika denken viele Investoren an Diktatoren, Korruption, Gefahren. Können sie diesen Gedankenspielen zustimmen?
Viguier: Wir haben in den vergangenen 40 Jahren die Erfahrung gemacht, dass der afrikanische Markt für uns ein sehr verlässlicher ist. Verlässlich hinsichtlich seiner Wachstumsraten, seiner steigenden Attraktivität für unsere Kunden und auch hinsichtlich der Rahmenbedingungen über alle unsere Ländermärkte hinweg. Dabei ist es schon wichtig, dass wir breit diversifiziert und in mittlerweile 16 Ländern Afrikas aktiv sind. Ähnlich wie unsere Schwestergesellschaft Metalcorp, die schon seit fünf Jahren erfolgreich am deutschen Kapitalmarkt aktiv ist, verfolgen auch wir ein sehr risikoaverses Geschäftsmodell. Wir fungieren immer als reiner Dienstleister, der dafür eine entsprechende Honorierung erhält. Preisentwicklungen an den Gütermärkten sind deshalb für uns nicht relevant. Maßgeblich für uns ist das Volumen der Handelsströme von, nach und in Afrika. Deren Entwicklung ist relativ unempfindlich gegen politische Veränderungen. Natürlich helfen auch unsere guten Netzwerke und die langjährig bewiesene Expertise, um eine schwer austauschbare Position innerhalb der Warenströme innezuhaben – an deren Funktionieren ja jeder ein Interesse hat.
www.4investors.de: In einer Reihe von afrikanischen Häfen und Gewässern gibt es Probleme mit Piraten. Wie sieht das bei ihnen aus?
Viguier: Für uns spielt es direkt keine Rolle, aber generell gibt es dieses Thema in Afrika. Allerdings gemessen am gesamten Warenvolumen auf afrikanischen Schifffahrtsrouten ist der Schaden durch Piraterie fast zu vernachlässigen. Wir selbst bewirtschaften Terminals in Häfen und unterhalten dort Logistik-Infrastruktur. Wir besitzen aber keine Schiffe und nehmen auch nie das Warenrisiko auf unsere Bücher – wie gesagt, wir sind reiner Dienstleister.
www.4investors.de: Wie schätzen sie die wirtschaftliche Entwicklung in Afrika in den kommenden Jahren ein?
Viguier: Wirtschaftsexperten prognostizieren für Afrika eine stabile Aufwärtsentwicklung der Konjunktur, die wiederum einen guten Indikator für das Volumen der Warenströme bietet – das ist ja unser Treiber. Von 2001 bis 2016 wuchs die afrikanische Wirtschaft jährlich um über 4 Prozent und damit deutlich stärker als Europa oder Amerika. Laut Oxford Economics wird Afrikas Wirtschaft langfristig gesehen – von 2022 bis 2045 – um das 2,5-Fache schneller wachsen als der globale Durchschnitt. Wir bleiben also optimistisch.
www.4investors.de: Wie schafft man bei einem Umsatz von 40 Millionen Euro einen Gewinn von fast 10 Millionen Euro?
Viguier: Ich verstehe Ihre Frage nicht ganz… Es gibt viele Branchen und Unternehmen mit einer vergleichbaren Rendite. Ich kann Sie aber beruhigen: Wir erzielen unsere Marge als reiner Dienstleister, wir nehmen keine Opportunitäten oder Spekulationen auf der Waren- und Produktseite vor. Hinzu kommt, dass wir 2018 bei Umsatz und Ertrag weiter wachsen werden – aber die Marge wird rein rechnerisch schon etwas sinken, weil die im Oktober 2017 übernommenen Einheiten der Necotrans 2018 erstmals vollkonsolidiert werden und auch dadurch der Umsatz überproportional zulegen wird.
www.4investors.de: Sie sprechen von einer positiven Geschäftsentwicklung. Wo läuft es denn derzeit besonders gut?
Viguier: Die Weltwirtschaft boomt, auch die afrikanischen Volkswirtschaften entwickeln sich sehr gut. Unser Wachstum steht auf einer sehr breiten Basis. Ich bin sowohl mit unseren etablierten Logistikdienstleistungen als auch mit den neu hinzugekommenen Hafen- und Terminalaktivitäten zufrieden. Zudem versprechen unsere noch jüngeren Mehrwertdienste wie Schiffsagenturleistungen einiges. Auch in unserem zweiten Geschäftsbereich, den Technologiedienstleistungen, sehen wir viele Impulse und eine gute Dynamik. Hier geht es derzeit stark um technologische Lösungen auf der Beschaffungsseite unserer Kunden.
www.4investors.de: Macht ihnen der schwache Dollar zu schaffen?
Viguier: Es wundert mich, dass Sie nicht nach den afrikanischen Währungen fragen. Wir sind recht erfolgreich darin, Währungsschwankungen dadurch zu minimieren, dass wir Kosten und Erträge möglichst in gleicher Währung verrechnen. Das wichtigste aber ist, dass unsere Kunden internationale Player sind, so dass wir wenig Exposure auf dem afrikanischen Kontinent haben.
www.4investors.de: Wo sehen sie ihre Wachstumsperspektiven?
Viguier: Das aktuelle Jahr liefert da eine Blaupause: Solide aufwärts gerichtet in den etablierten Geschäftsbereichen und zusätzliche Impulse generieren über den Ausbau unserer Wertschöpfung für unsere Blue-Chip-Kunden durch Beschaffungslösungen, Technologie und andere Mehrwertdienstleistungen. Und drittens sollten wir mögliche zusätzliche Dynamik durch Akquisitionen nicht vergessen, auch wenn das aktuell nicht so stark im Fokus steht.
www.4investors.de: Im laufenden Jahr wollen sie den Umsatz auf bis zu 120 Millionen Euro fast verdreifachen. Wie geht das?
Viguier: Zwei Faktoren: Wir haben wie erwähnt im Oktober 2017 Einheiten der Necotrans übernommen – und nach mittlerweile fünf Monaten auch schon recht erfolgreich integriert. Diese Geschäfte werden 2018 erstmals vollkonsolidiert. Außerdem wachsen wir auch organisch weiter.
www.4investors.de: Wie soll das Geld der Anleihe genutzt werden?
Viguier: Unsere Vorgabe ist, rund die Hälfte unseres Zielvolumens von bis zu 25 Millionen Euro in Wachstumsinvestitionen zu lenken. Die zweite Hälfte wird für die Finanzierung des Working-Capital verwendet werden. Wir wollen zusätzliche Terminals an Airports und Häfen akquirieren und bewirtschaften. Wir haben auch sehr gute Erfahrungen damit gemacht, das Dienstleistungs- und Technologieangebot für unsere Kunden ausgehend von der Kernkompetenz zu erweitern, wie z. B. im Bereich Lagerhaltung oder Rücktransport. Der Schwerpunkt unseres Wachstums – und entsprechend auch unserer Mittelverwendung – werden die Länder sein, in denen wir heute schon präsent sind und die über entsprechende Strukturen verfügen. Hier haben wir noch großartige Potenziale mit entsprechenden Margen.
www.4investors.de: Sehen sie derzeit weitere Akquisitionsziele? Was müsste eine passende Ergänzung für R-LOGITECH mitbringen?
Viguier: Akquisitionen liegen in unserer DNA. Ja, ich rechne mit weiteren M+A-Projekten, insbesondere bei Playern, die uns regional ergänzen oder in den von uns schon bearbeiteten Regionen eine strategische Weiterentwicklung darstellen.
www.4investors.de: Sie wollen weitere Hafenterminals errichten und sich auch bei den Flughafenterminals stärker engagieren. Können sie dazu schon Orte und Investitionssummen nennen?
Viguier: Wir konzentrieren uns auf die Länder, in denen wir bereits vertreten sind und über entsprechende Strukturen verfügen, denn diese sind entscheidend. Bei den Hafenterminals wollen wir recht bald die Marke von zehn überspringen, die Zahl der Flughafenterminals soll auf sechs steigen. Aus der Anleihe sollen rund 50 Prozent in die Expansionsinvestitionen gehen, hinzukommen noch eigene Mittel. Dies alles fließt aber nicht nur in die Terminals, sondern auch in spezialisierte Logistik-Infrastruktur, um unsere Wertschöpfung für und mit den Kunden stetig auszubauen.
www.4investors.de: Sie sind in 22 Ländern vertreten. In Deutschland sind sie bisher nicht mit einem Standort präsent. Wird sich dies ändern?
Viguier: Vier unserer Standorte und unsere Zentrale liegen in Europa: Frankreich, Monaco, Österreich und Großbritannien. Deutschland ist als exportorientierte Volkswirtschaft für jedes Logistik-Unternehmen sehr wichtig – auch die Bedeutung der Warenströme von und nach Afrika wächst ständig. Wir werden daher noch in diesem Jahr eine Niederlassung in Deutschland gründen, um insbesondere die Warenströme von Deutschland nach Afrika und umgekehrt zu betreuen.
www.4investors.de: Welche Beziehungen gibt es zwischen ihnen und ihrer Schwestergesellschaft Metalcorp?
Viguier: Metalcorp und wir haben mit der Monaco Resources die gleiche Muttergesellschaft. Managementseitig sind wir – abgesehen von unserer Präsidentin – vollkommen unabhängig voneinander aufgestellt, auch wenn wir jetzt bei der Anleiheemission durch Metalcorp unterstützt werden. Es wäre ja fahrlässig, das Wissen und die Kontakte von Metalcorp aus fünf Jahren Kapitalmarkterfahrung und mehreren erfolgreich begebenen Anleihen nicht zu nutzen. Operativ haben Metalcorp und wir fast gar nichts miteinander zu tun. Was wir aber gemeinsam haben: Beide Unternehmen eint die Philosophie, mit risikoaversen Geschäftsmodellen in ihren jeweiligen Märkten erfolgreich zu sein – ganz ohne weitergehende, möglicherweise risikoreiche Opportunitäten oder Spekulationschancen zu nutzen.
www.4investors.de: Warum trauen sich nur wenige Logistikunternehmen nach Afrika? Viele Großplayer sind dort deutlich unterrepräsentiert.
Viguier: Die Attraktivität des afrikanischen Kontinents ist sehr hoch. Deshalb glaube ich schon, dass die internationalen Player in Zukunft ihren Fokus stärker auf Afrika ausrichten werden. Aber in unserem speziellen Segment, als Dienstleister mit einer besonderen Expertise bei Rohstoffen und Energie, sehe ich diesen Wettbewerb kaum. Dort haben wir uns in über 40 Jahren ein hervorragendes Netzwerk und ein Marktstanding über diverse Referenz-Projekte aufgebaut – das macht uns aus meiner Sicht schwer austauschbar.