Börse am Morgen: U.a. mit Gold, Inflation, Syngenta, Kupfer - Nord LB
Die dt. Inflationsrate verharrt im April bei 2,2% Y/Y. Zwei Sondereffekte haben den zuletzt ausgeprägten dämpfenden Effekt der volatilen Preiskomponenten etwas geschmälert. Bei Energiepreisen trug hierzu die Normalisierung der Mehrwertsteuersätze bei Gas und Fernwärme bei, bei Nahrungsmitteln kehrte die Jahresrate aufgrund eines ungünstigen Basiseffekts in positives Terrain zurück. Die Kernrate sank jedoch auf 3,0% Y/Y, auch dank einer Normalisierung bei den Preisen für Pauschalreisen. Auch in den kommenden Monaten wird der Inflationsverlauf holprig, der disinflationäre Trend bleibt aber erhalten. Für die EZB gibt es somit keinen Grund für einen Rückzieher der ersten Zinssenkung im Juni. Durch den erratischeren Inflationsverlauf wird die Kommunikation für die Geldpolitik jedoch noch herausfordernder.
Tagesausblick
Heute werden die intern. Finanzmärkte von Konjunkturdaten regelrecht überflutet. Neben den BIP-Zahlen aus Deutschland und der EWWU wird stark auf die Entwicklung der Konsumentenpreise in der Währungsunion zu achten sein. Diese Zeitreihe hat bekanntlich eine ganz besondere Bedeutung für die weitere Geldpolitik der EZB. Am Nachmittag wird dann auf Wirtschaftsdaten aus den USA geblickt werden müssen. Hier rücken z.B. die Februar-Zahlen zur Entwicklung der Case-Shiller Hauspreise in den Fokus. Der NAHB-Index gilt als guter Frühindikator für die US-Immobilienpreise. Bei diesem Sentiment-Index ist interessanterweise ab Februar die „magische“ Marke von 50 Punkten ins Blickfeld geraten. Entsprechend haben sich recht erfreuliche Hinweise ergeben – wobei die Bäume am US-Immobilienmarkt auch weiterhin nicht wirklich in den Himmel zu wachsen scheinen!
Renten- und Aktienmärkte
Französische Staatsanleihen (OATs) waren am Montag stärker gefragt als ihre deutschen Pendants (Bunds). Nachfragunterstützend wirkte die Ratingbestätigung von Fitch und Moody’s aus der letzten Woche. Der 10Y-OAT-Bund-Renditespread engte sich um 2 Basispunkte ein. Auch die Renditen von US-Treasuries gingen am Montag zurück. Anleger warten auf nähere Informationen aus der für diese Woche terminierten Fed-Sitzung sowie auf zusätzliche Wirtschaftsdaten. Der DAX gab leicht auf 18.132 Punkte nach. Auch an der Wall Street blieben die Anleger vorsichtig.
DAX -0,24%; MDAX +0,65%; TecDAX -0,40%; Dow Jones +0,38%; S&P 500 +0,32%; Nasdaq Comp. +0,35%.
Unternehmen
Beim Agrarchemiekonzern Syngenta ist der Jahresauftakt im wahrsten Sinne des Wortes verhagelt. 20% Umsatzrückgang in Q1 ggü. dem Vorjahreszeitraum (auf USD 7,4 Mrd.). Das operative Ergebnis (EBITDA) fiel sogar um 34% (auf USD 1,2 Mrd.). Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Erst im Vormonat musste der Pflanzenschutzmittel- und Saatguthersteller einen lange vorangetriebenen Börsengang an der Shanghai Stock Exchange absagen. Syngenta hat seinen Sitz in Basel, gehört aber zur chinesischen Sinochem.
Devisen und Rohstoffe
Am Devisenmarkt zog die japanische Landeswährung Yen gestern kräftig an. Als Ursache spekulieren Händler über eine Intervention der BoJ (Bank of Japan). Eine offizielle Bestätigung der verantwortlichen Behörden blieb hierzu bisher aus. Masato Kanda (oberster jap. Währungsdiplomat) lehnte eine Stellungnahme ab. „Ich werde mich jetzt nicht dazu äußern“. Aus dem jap. Finanzministerium kam im Nachgang die Auskunft, dass man sich zu gegebener Zeit äußern würde. Der US-Dollar verlor im Tagesverlauf auf 155 ggü dem Yen (Notierungen lagen zuvor über 160 Yen!). Zuletzt intervenierte Japan im Jahr 2022 am Devisenmarkt, um den Yen zu stützen. Damals schwächelte der Yen ggü dem USDollar auf 152. Seit mehr als drei Jahren geht es für den JPY/USD-Kurs bergab (>30% Wertverlust seit Anfang 2021!).
Geopolitische Risiken sind auf dem Rückzug und prompt kommt der Ölpreis unter Druck. Positive Signale über eine mögliche Waffenruhe im Gaza-Krieg ermutigen. Brent und WTI verbilligten sich gestern um 1,1% resp. 1,0% pro Barrel.
Zum ersten Mal seit 04/2022 notiert Kupfer wieder über USD 10.000 je Tonne. Insgesamt geht es jetzt schon die fünfte Woche in Folge bergauf. Eine hohe Nachfrage sowie ein knappes Angebot treiben den Preis.
Die seit fünf Wochen anhaltende Serie von immer neuen Gewinnen ist bei Gold indes vorbei. Analog zur Ölpreisentwicklung ist hier auch die Geopolitik als Verursacher zu suchen. Sobald Sorgen und Ängste etwas nachlassen, ist Gold als Safe Haven Asset weniger gefragt. Trotzdem hat sich auf 12-Monatssicht ein beachtliches Plus von 17,53% akkumuliert.
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