Börse am Morgen: Country Garden, Strompreis und Konjunkturdaten - Nord LB
Die intern. Finanzmärkte blicken weiterhin mit ganz besonders großem Interesse auf die Konjunkturentwicklung in den USA. Vor allem in der Industrie hatten sich in der letzten Zeit gewisse Bremsspuren gezeigt. Die aktuellen Zahlen zur Entwicklung des ISM PMI Manufacturing deuten auf keine wirklich nachhaltigen Besserungstendenzen hin. Im August ist dieser Stimmungsindikator zwar leicht auf 47,6 Punkte gestiegen, damit offenbart diese Zeitreihe aber natürlich auch weiterhin ein Überwiegen der negativen Rückmeldungen von den befragten Einkaufsmanagern aus der US-Industrie. Nach mechanistischer Definition zeigt sich somit – trotz einer inzwischen etwas höheren Dynamik – noch immer eine rückläufige ökon. Aktivität bei den befragten Firmen.
Neben den US-Industrie Daten fielen die US-Arbeitsmarktdaten für August am vergangenen Freitag neutral aus: Der Stellenaufbau schaltet durchaus einen halben Gang herunter, ist mit 187.000 aber dennoch solide. Die Arbeitslosenquote stieg deutlich von 3,5% auf 3,8%, was aber relativiert werden kann. Der Stundenlohnanstieg fiel mit 0,2% M/M niedrig aus, die Wochenstunden zogen aber wieder an. Trotz des widrigen Umfeldes mit noch hoher Inflation und gestiegenen Zinsen läuft der Job-Motor der US-Economy ordentlich. Der Arbeitsmarkt und die Wirtschaft sind robuster als gedacht. Eine nicht spektakuläre, aber dennoch spürbar abnehmende Dynamik deutet aber durchaus an, dass die Zinsanhebungen von 5,25% innerhalb von 16 Monaten langsam auf dem Arbeitsmarkt anzukommen scheinen. Auf der nächsten Offenmarktausschuss- Sitzung sollte die US-Notenbank abwarten, da die erfolgte Zinsanhebungsorgie wirkungsverzögert perspektivisch für noch einige weitere Belastung sorgen wird. Eine nochmalige Zinsanhebung – vor allem bei wieder unerfreulicheren Inflationsdaten – kann aber wohl noch nicht ganz ausgeschlossen werden. Weitere Zinsschritte würden aber die Gefahr für ein konjunkturelles "Hard Landing" erhöhen. Kurzfristig sieht es vom Arbeitsmarkt her eher nach einem "Soft Landing" aus
Wochenausblick
Die Woche beginnt recht interessant gleich heute mit der Veröffentlichung der Ergebnisse von Sentix bereits für September. In dieser Internetumfrage vor allem im Finanzbereich werden frühzeitig die Tendenzen aus dem – gerade erst begonnenen – Berichtsmonat für die weiteren Umfragen vom ZEW und vom ifo vorgezeichnet, was für besonderes Interesse zumindest auf dem deutschen Finanzmarkt sorgt. Am Mittwoch und Donnerstag sollte auf die Auftragseingänge und die Industrieproduktion aus Deutschland geschaut werden – dies sind aber noch spät verfügbare Daten aus dem Juli! Am Mittwochnachmittag kann die Höhe des US-Handelsbilanzdefizit für Juli bereits eine erste Indikation für den Außenbeitrag des US-BIP im III. Quartal liefern und der ISM Services PMI dürfte mit einer stabilen Entwicklung bei 52,0 Punkten belegen, dass der Dienstleistungssektor in den USA weiterhin keine ganz so großen Sorgen hat.
Renten- und Aktienmärkte
Renditen dt. Bundesanleihen sowie US-Treasuries legten am Freitag im Sog der ISM-Daten zu (10J Bunds +7Bp; 2,54%). Der DAX konnte im Tagesverlauf die Marke von 16.000 nicht zurück erobern. Auf Wochensicht gewinnt der Leitindex dennoch 1,33%. Auf Monatssicht: -1,12%, drei Monate: -1,31%. Amerik. Börsen schlossen leicht höher. Die Wall Street gab die zwischenzeitlichen Gewinne nach den US-Jobdaten wieder ab. DAX -0,67%; MDAX -0,02%; TecDAX -0,58%, Dow Jones +0,33%; S&P 500 -0,16%; Nasdaq Comp. -0,02%.
Unternehmen
Der chinesische Immobilienkonzern Country Garden hat einen drohenden Zahlungsausfall vorerst abgewendet. Für eine am vergangenen Samstag fällige Anleihe konnte mit den Gläubigern eine Verlängerung der Rückzahlungsfrist vereinbart werden. Erst kürzlich hatte die hoch verschuldete Immobilienfirma einen Verlust von umgerechnet EUR 6,0 Mrd. kommuniziert. Der Schuldenberg von Country Garden liegt bei umgerechnet EUR 178,0 Mrd
Rohstoffe
Ölpreise zogen am Freitag in Erwartung an, dass Saudi-Arabien die Produktionskürzung um eine Millionen Barrel pro Tag bis in den Oktober verlängern wird.
Führende Ökonomen fordern die dt. Bundesregierung dazu auf die hohen Energiepreise dauerhaft zu senken. Ifo-Chef Fuest: "Der entschlossene Ausbau der erneuer. Energien ist richtig, reicht aber nicht. Deutschland sollte sich breiter aufstellen. Dazu gehören der Wiedereinstieg in die Kernkraft, die Erforschung neuer Energien wie etwa die Fusionsenergie und die heimische Schiefergasförderung."
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