Nord LB – EZB: Notenbank nimmt Anpassung beim Ankaufprogramm vor
Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer turnusmäßigen Sitzung am heutigen Donnerstag keine Änderung der Leitzinsen beschlossen. Der EZB-Rat beließ den Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte bei 0,05% und die Sätze für die Einlagefazilität (-0,20%) und die Spitzenrefinanzierungsfazilität (0,30%) ebenfalls unangetastet. Diese Entscheidung stellt keine Überraschung dar und war von den Marktteilnehmern im Vorfeld so erwartet worden. Auch in den kommenden Monaten rechnen wir nicht mit Veränderungen beim Leitzins. Die Anpassungen dürften bei Bedarf – und wie heute gesehen – im Bereich der unkonventionellen Maßnahmen liegen.
Auf der anschließenden Pressekonferenz informierte Notenbankchef Mario Draghi darüber, dass der EZB-Rat eine Anpassung beim Wertpapierankaufprogramm vorgenommen habe. Bislang galt die Maßgabe, lediglich bis zu 25% einer spezifischen Wertpapieremission erwerben zu wollen. Diesen Wert hat man mit der heutigen Sitzung auf 33% angehoben. Die ursprünglich gewählte Schwelle von 25% wurde eingezogen, um zu verhindern, dass die EZB als Investor eine Sperrminorität erhält, die beispielsweise bei Umschuldungen eine zentrale Rolle spielt. Auf die Anwendung einer solchen etwaigen Sperrminorität will die Notenbank aber auch künftig verzichten. Mit der Maßnahme erhält die Notenbank etwas mehr Flexibilität bei ihren Ankäufen. Außerdem ist die Entscheidung sicher auch als Signal zu verstehen, dass die Notenbank ihr Ankaufprogramm bei Bedarf auch tatsächlich anzupassen gedenkt.
EZB-Präsident Draghi verwies darauf, dass die Entscheidung als Antwort der Notenbank auf die jüngsten Turbulenzen an den Kapitalmärkten sowie auf die etwas schwächeren Inflations- und Wachstumsprojektionen zu verstehen ist. Turnusgemäß hat der Mitarbeiterstab der EZB seine Inflations- und Wachstumserwartungen angepasst. So rechnet die Notenbank für das laufende Jahr nur noch mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 0,1%. Bislang war sie von 0,3% zum Vorjahr ausgegangen. Der Rohölpreisverfall der vergangenen Wochen dürfte maßgeblichen Anteil an dieser Veränderung haben. Aber auch die Entwicklung der Inflationserwartungen, auf welche die EZB nach eigenen Angaben noch etwas stärker schaut, lässt nur verhaltenen Preisdruck für die kommende Zeit erwarten. Entsprechend kräftig fiel die Anpassung der Inflationsprognose für das kommende Jahr aus. Sie wurde von 1,5% auf nunmehr 1,1% nach unten korrigiert.
Aber auch mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung zeigen sich die Notenbanker etwas skeptischer. Die Wachstumsprognose für das laufende Jahr wurde leicht auf 1,4% (bislang 1,5%) verringert. Auch für die kommenden Jahr geht die Zentralbank von einem etwas flacheren Wachstumspfad aus (2016: 1,7%; 2017: 1,8%). Vor allem die Entwicklungen außerhalb der Eurozone – und hier konkret in den Emerging Markets – bereiten den Notenbankern offenbar gewisse Sorgen.
Die sicherlich etwas überraschende Anpassung beim Ankaufprogramm hat natürlich auch an den Märkten ihre Wirkung nicht verfehlt. Letztlich verschafft sich die Notenbank damit aber nur etwas mehr Freiheitsgrade und nimmt keine echte Änderung der geldpolitischen Ausrichtung vor. Der Euro gab entsprechend nach und sank bis auf 1,1110 USD. Der DAX legte im Fahrwasser der EZB-Entscheidung zu und überschritt die Marke von 10.300 Indexpunkten.
Fazit: Die EZB hat die Leitzinsen für die Eurozone unverändert gelassen. Stärker im Fokus steht aber die leichte Anpassung bei den Bedingungen des Wertpapierankaufprogramms. Künftig kann die EZB bis zu 33% (bislang 25%) einer spezifischen Wertpapieremission erwerben. Die Entscheidung gibt der Notenbank etwas mehr Flexibilität und ist nach eigenem Bekunden als Reaktion auf die Marktturbulenzen der vergangenen Wochen sowie die zuletzt deutlich rückläufigen Inflationserwartungen zu verstehen.