Commerzbank: Heilsame Preisentwicklung in Deutschland
Gegenüber dem Vormonat sind die Verbraucherpreise im Mai im Durchschnitt um 0,1% gestiegen. Die Vergleichsrate zum Vorjahr kletterte damit auf 0,7%. Dies war der vierte Anstieg der Jahresrate, nachdem diese im Januar ins Minus gerutscht war. Damit ist die Inflation weiterhin niedrig, aber es gibt derzeit auch keine Anzeichen dafür, dass die Deflationsrisiken zunehmen könnten. Positiv ist auch, dass die Preisentwicklung auf der Ebene der Gütergruppen im letzten Jahr sehr unterschiedlich war, d.h. die Preise „atmen“ und reflektieren u.a. die relative Knappheit einzelner Güter und Leistungen. So wurde Energie um 5% und Waren insgesamt wurden 0,3% billiger, während auf der anderen Seite Dienstleistungen um 1,5% teurer wurden und Nahrungsmittel 1,4%. Der Preisanstieg bei den Dienstleistungen dürfte auch die jüngsten Lohnanstiege reflektieren. Nach den letzten Streikwellen braucht es wenig Mut, einen weiteren lohninduzierten Preisanstieg für Deutschland zu prognostizieren. Hierbei brauchen die Tarifparteien Fingerspitzengefühl: Lohnsteigerungen können helfen, die Nachfragelücke zu füllen, sofern sie sich die Reallohnzuwächse am gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsfortschritt orientieren. Und hier schließt sich dann der Kreis: In Branchen mit unterdurchschnittlichen Produktivitätsfortschritten (z.B. viele Dienstleistungsbereiche) gehen die Reallohnzuwächse dann mit Preissteigerungen in der Branche einher. In Branchen, in denen die Produktivität überdurchschnittlich steigt, ist dagegen Raum für relative Preissenkungen. In einem solchen Regime befindet sich die heimische Wirtschaft derzeit offenbar. Und das ist gut.
Zinsen und Anleihen
Diese Woche steht im Zeichen zahlreicher Konjunkturdaten sowie politischer Nachrichten insbesondere zur Lösung der griechischen Schuldenfrage. Die Verbraucherpreise in Deutschland entwickelten sich wie erwartet positiv (siehe auch „Im Blickpunkt“). Aus Frankreich, Italien, den Niederlanden und Spanien wurden – zum Teil deutlich – höhere Einkaufsmanagerindizes gemeldet. Der schwache Euro dürfte dazu beigetragen haben, dass sich die Unternehmensstimmung langsam aufhellt. Als einziges Land aus dem Kreis der großen Volkswirtschaften des Euroraums schaute nur Deutschland mit einer rückläufigen Zahl heraus: Der Einkaufsmanager Index für das Verarbeitende Gewerbe sank von 51,4% auf 51,1% (M/M). Sinkende Exporte in die Schwellenländer trugen hierzu bei und überwogen damit den positiven Effekt des schwachen Euros. (Hinweis: 40% des deutschen Exports gehen in Entwicklungsländer). In den USA enttäuschte der private Verbrauch – er stagnierte im April. Der Deflator für den privaten Verbrauch (ohne Nahrung und Energie) zeigt mit 0,1% (M/M) nur einen leichten Preisanstieg. Im Jahresvergleich ergibt sich ein Wert von 1,2%, der somit deutlich unter dem Inflationsziel der US-Notenbank von 2% bleibt. Der ISM-Index für das verarbeiten-de Gewerbe in den USA verbesserte sich gegenüber April um 1,3 Punkte auf 52,8 (erwartet waren 52) und untermauerte damit die leichte Erholung der US-Wirtschaft nach dem eher schwachen ersten Quartal. Angesichts der aktuellen widersprüchlichen Konjunkturdaten dürfte die US-Notenbank weiter vorsichtig agieren. Einer Zinserhöhung noch in diesem Jahr stehen sie aber nicht entgegen.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten hält die hohe Volatilität im Tagesverlauf an. Wenn wir richtig gezählt haben hat der Dax gestern mehr als 25 mal das Vorzeichen geändert und wies dabei eine Performancebandbreite von rd. 1,5% auf. Die Investoren sind weiterhin unentschlossen zumal auch die Makrodaten keine klare Richtung vorgeben und natürlich die Griechenlandthematik über dem Markt schwebt. Gerade bei diesem Thema gibt es weiterhin keine echten Fortschritte zu vermelden. Der Showdown steht wohl spätestens Ende des Monats an. Auf Branchenseite litten Grundstoffwerte (-0,8%) unter fallenden Rohstoffpreisen. Bei den Energiewerten fielen u.a. Vestas Wind Systems (-4,8%) auf, die unter einer Herabstufung litten. Angeführt wurden die Branchengewinner vom Immobiliensektor (+1,4%) gefolgt von den Pharmawerten (+1,1%). Dem Immobiliensektor halfen deutliche Kursgewinne bei der Deutschen Annington (+6,6%, Ausblick angehoben, Dividendenerhöhung). Im Pharmasektor zeichnete das Schwergewicht Roche (+3,2%, positive Studie zu einem Krebsmedikament) für rund ein Viertel der Sektorperformance verantwortlich. An den US-Märkten hielten sich die Kursgewinne gestern ebenfalls in Grenzen. Zwar fiel der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe deutlich besser aus als erwartet. Der stagnierende US-Konsum bereitet den Investoren dafür weiterhin genauso viel Sorge wie die Frage nach dem Zeitpunkt der ersten Leitzinserhöhung. Damit richtet sich nun der Blick auf den monatlichen Arbeitsmarktbericht am Freitag. Bei den US-Halbleitern halten die Übernahmeaktivitäten an. So hat nun Intel (-1,6%) ein Übernahmeangebot für Altera (+5,8%) abgegeben. Die asiatischen Indizes finden angesichts dieser Vorgaben ebenfalls keine klare Richtung. Es dominieren leichte Minuszeichen. Selbst der Topix konnte seine Gewinnserie nicht weiterführen.