National-Bank: Griechenland und kein Ende
Einmal mehr standen gestern die Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen Geldgebern im Mittelpunkt des Interesses. Die Wahrnehmung über den Verhandlungsverlauf ist zwischen den beiden Parteien jedoch sehr unterschiedlich. Aus Kreisen der Geldgeber war immer wieder zu vernehmen, dass es bisher noch keinen Durchbruch gibt. Man erwarte, dass sich die griechische Administration auf die Partner zubewege, was nichts Anderes bedeuten kann, als dass zusätzliche Sparmaßnahmen eingefordert werden. Die griechische Seite spricht dagegen immer wieder davon, dass man Fortschritte erzielt habe und möglicherweise gar auf der Zielgeraden sei. Unterschiedlicher können die Wahrnehmungen kaum sein. Zudem wurde von griechischer Seite eingeräumt, dass bereits über ein weiteres Stützungspaket im Zuge der laufenden Verhandlungen gesprochen wird. Soweit man das überhaupt beurteilen kann, räumt damit die griechische Seite erstmals ein, dass es wohl doch noch weiteren Finanzbedarf gibt, der nicht so einfach gedeckt werden kann. Ob und wann man zu einem Verhandlungsergebnis kommt und wann dann ggf. tatsächlich frisches Geld fließen kann, bleibt weiterhin völlig offen. Die europäischen Partner werden aufgrund der Erfahrungen aus den vergangenen Monaten sicher darauf beharren, dass die irgendwann einmal getroffenen Vereinbarungen erst dann zur Freigabe von Zahlungen führen werden, wenn die vereinbarten Maßnahmen in Griechenland rechtskräftig verabschiedet worden sind. An den Märkten scheint man sich zwar immer wieder Gedanken zu machen, wie man Griechenland kurzfristig solvent halten kann – jüngster Vorschlag: Erlaubnis für die Erhöhung des Volumens an Geldmarktemissionen durch die EZB. Das setzt jedoch voraus, dass es eine Vereinbarung zwischen Griechenland und der Eurogruppe gibt. Und damit dreht man sich im Kreis.
Abgesehen von Griechenland dürften heute die Stimmungsindikatoren der Europäischen Kommission eine Rolle spielen. Trotz der anhaltenden Probleme im Euroraum dürfte sich die Stimmung der Konsumenten und Unternehmer verbessert haben. Die europäische Wirtschaft befindet sich im Aufschwung, auch wenn das in vielen Ländern immer noch nicht bei der Bevölkerung in Form von mehr Beschäftigung und höheren Einkommen ankommt. In den USA sollten die Immobilienmarktdaten die wichtigste Information werden. Von den US-Notenbankern wird es dagegen nichts Neues geben. Sie werden jeweils ihre bekannten Positionen vertreten.
Die italienischen Anleihen werden anders als die Aufstockung der 30jährigen Bund gestern auf gute Nachfrage treffen. Die Aufstockung der 2jährigen US-Floater wird problemlos verlaufen. Leichte Belastung könnte dagegen von der Auktion der 7jährigen T-Notes ausgehen. Insgesamt dürfte der Bund Future gut behauptet in den Tag starten und zwischen 154,20 und 155,50 notieren. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries sollte zwischen 2,07 und 2,22% liegen.