Nord LB – China Flash PMI: Wirtschaftsaktivität verliert weiter an Tempo
Die Wirtschaftsaktivität in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft verliert weiter an Tempo. Darauf deutet zumindest das heute früh veröffentlichte Ergebnis der Schnellschätzung zum HSBC Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe hin. Der viel beachtete China Flash-PMI notiert demnach noch bei 49,2 Punkten und hat sich damit weiter von der als Expansionsschwelle definierten 50-Punkte-Marke entfernt (Vormonat: 49,6).
Dieses Ergebnis kommt alles andere als unerwartet. Das Reich der Mitte setzt seine weiche konjunkturelle Landung fort – tatsächlich hätten wir nach der extrem seichten Dynamik in den ersten drei Monaten des Jahres sogar noch mit einer stärkeren Eintrübung gerechnet. Gestützt haben hier sicherlich die etwas üppiger ausgefallenen Bestellungen aus dem Ausland – die Subkomponente „New Export Orders“ kletterte in der Schnellschätzung zurück in expansives Terrain.
Die globalen Finanzmärkte nahmen die heutige Meldung entsprechend unaufgeregt zur Kenntnis. Insbesondere nach den schwachen BIP-Wachstumszahlen für das I. Quartal und die darauf folgende drastische Senkung der Mindestreserveanforderungen hatten die Marktteilnehmer genügend Anlässe, sich auf trübere Konjunkturzahlen einzustellen.
Beim Blick auf die Details offenbart sich allerdings, dass es mit der jüngsten Reservesenkung noch nicht getan sein dürfte. Vor allem die Subkomponenten zu den „Output Prices“ bzw. „Input Prices“ signalisieren anhaltende deflationäre Tendenzen im verarbeitenden Gewerbe. Im Zusammenhang mit dem seit mehr als drei Jahren abwärtsgerichteten Produzentenpreisindex sehen wir stichhaltige Argumente für weitere geldpolitische Lockerungen.
Wir rechnen im II. Quartal mit mindestens einer weiteren Mindestreservelockerung sowie mit einer Absenkung der Leitzinsen um 25 Basispunkte (sowohl auf der Refinanzierungs- als auch auf der Einglagenseite). Die Zentralbanker in Peking stehen spätestens seit der jüngsten Entscheidung vom Wochenende ohnehin nicht mehr an der Seitenlinie, sondern greifen spürbar ins Geschehen ein.
Auch für konjunkturelle Stimuli aus Peking hat sich die Wahrscheinlichkeit erhöht. Der Rückgang der PMI-Subkomponente „Employment“ hat sich nach HSBC-Angaben im April zwar etwas verlangsamt, der Wert bleibt allerdings unterhalb der 50-Punkte-Marke. Für die Zentralregierung ist die Beschäftigung einer der bedeutendsten Konjunkturindikatoren, wobei sich Peking auch nach eigenen Angaben nicht mehr allein an der amtlichen Veröffentlichung zur Arbeitslosenquote orientiert. Sollten sich hier mögliche Verwerfungen abzeichnen dürften, Li Keqiang & Co. Vergleichsweise schnell agieren.
Fazit: Die Wirtschaftsaktivität in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft verliet weiter an Tempo. Der HSBC Flash PMI sackt im Berichtsmonat April auf 49,2 Punkte. Eine dramatische Entwicklung ist dies sicherlich nicht. Auf umfangreiche Lockerungen der PBOC kann man sich aber durchaus einstellen. Konjunkturhilfen aus Peking dürften insbesondere dann ein Thema werden, wenn der Arbeitsmarkt Schwächesignale sendet.