Saxo Bank China – über die „Neue Seidenstraße“ zur Supermacht
„Jedes Mal, wenn ich durch Asien reise, werde ich inspiriert. Doch dieses Mal liegt Stagnation in der Luft. Grund dafür ist ein neuer Beschluss Chinas, seine Finanzmärkte weiter zu öffnen“, sagt Steen Jakobsen, Chefvolkswirt und Chef-Anlagestratege bei der Saxo Bank.
Vergangenes Jahr wurde das „Hongkong-Shanghai-Stock-Connect“-Programm gestartet. Durch dieses Programm können Anleger aus aller Welt ganz einfach über Broker aus Hongkong Aktien in Shanghai kaufen. Dieses Jahr wird es mit dem Hongkong-Shenzen-Programm eine weitere Öffnung der Finanzmärkte geben.
„Die Aktienprogramme bewirken jedoch insbesondere eines: Sie schwächen Hongkong als Finanzmetropole und stärken die Bestrebungen des chinesischen Präsidenten Xi Jiping, die Reforminitiative von Deng Xiaoping aus dem Jahr 1979 auszuweiten“, sagt Jakobsen. Diese „Neue Seidenstraße“ habe in China höchste Priorität und werde sowohl durch die Politik als auch durch den Finanzsektor unterstützt. Xi Jipings Vision sei es, einen neue Seidenstraße in Eurasien zu schaffen: Von Westchina, über Venedig in Italien bis zum Kap Horn in Afrika. Die von China gegründete Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) hat einen neuen Fonds mit einem Volumen von 40 Milliarden US-Dollar aufgelegt, der in diesen Gebieten Infrastrukturinvestments unterstützen soll.
„Es wird wahrscheinlich nicht der chinesische Marshall-Plan sein. Aber das Ergebnis könnte an den gigantischen Wirtschaftsschub heranreichen, den die USA Europa nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Finanzhilfen beschert hat“, sagt Jakobsen. Die Reaktion aus dem Westen sei vorhersehbar gewesen: Für die USA sei es eine Eskalation der geopolitischen Präsenz Chinas.
„Zwar spüre ich aktuell eine Stagnation in Hongkong. Es ist jedoch eine Stagnation vor einem neuen Aufstieg Asiens“, sagt Jakobsen. China und Asien insgesamt hätten aus der Vergangenheit gelernt und nutzen die Krise, um ihren grundlegenden Wirtschaftsplan neu zu definieren.
Daher gebe es nur zwei Schlussfolgerungen: Erstens werde China nach der aktuellen Schwäche in Zukunft wieder enormes Wirtschaftswachstum generieren. Zweitens hätte die Welt mit den USA und China bald zwei gleichwertige Supermächte. „Jedes Mal, wenn es auf der Welt zwei Supermächte gab, bedeutete das Instabilität. Ich glaube nicht, dass es diesmal anders sein wird“, sagt Jakobsen.