Commerzbank: Neue Ölflut durch Einigung im iranischen Atomstreit?
Seit einer Woche verhandeln die großen Staaten mit dem Iran im Atomstreit. Die Deadline für eine Einigung von letzter Nacht wurde verschoben. Auch dies spricht für eine mögliche Einigung und eine Aufhebung der Sanktionen gegen iranische Ölexporte, die derzeit auf ca. 1 Mio. Fass/Tag begrenzt sind. Tatsächlich exportierte der Iran zuletzt im Durchschnitt 1,1 Mio. Fass/Tag. Vor den Sanktionen im Jahr 2011 waren es noch 2,5 Mio. Fass/Tag. Auch wenn die Exportkapazitäten wegen fehlender Investitionen inzwischen niedriger anzusetzen sind, so könnten demnächst 0,5-1 Mio. Fass/Tag zusätzlich auf den Weltmarkt drängen, vor allem da der Iran hohe Vorräte angelegt hat, die sofort exportiert werden könnten. Die aktuellen Atom-Verhandlungen haben zum Ziel einen Rahmen zu vereinbaren. Bis zum 30. Juni sollen die Details verabschiedet werden. Eine Einigung wird wohl auch durch die Unterstützung des Iran für die Huthi-Rebellen im Jemen erschwert. So dürften die Sanktionen eher nur langsam gelockert werden. Je nachdem wie schnell die Sanktionen aufgehoben werden, dürfte sich dies auf die kurzfristige Ölpreisentwicklung auswirken. Angesichts des ohnehin bestehenden globalen Überangebots von derzeit gut 2 Mio. Fass/Tag sind neue Preistiefs möglich. Vor allem wird der Iran preisaggressiv vorgehen, um Marktanteile zurückzugewinnen. Wesentlich ist aber der mittelfristige Ausblick, da sich durch ein erhöhtes iranisches Angebot der Abbau der Überschussproduktion verzögern würde. Derzeit erwarten wir bis Mitte 2016 einen Angebotsüberschuss. Durch billiges iranisches Öl würde vor allem noch mehr teure Ölproduktion in Nordamerika aus dem Markt gedrängt. Bisher wird hier aber immer noch eine steigende Produktion für 2015 und auch 2016 erwartet, was sehr optimistisch erscheint. Per saldo könnte das höhere iranische Angebot sogar zur Angebotsverknappung beitragen und die Ölversorgung wieder größeren geopolitischen Risiken unterliegen.
Zinsen und Anleihen
Im Euroraum hat der Rückgang der Verbraucherpreise im März weiter nachgelassen. So stieg die jährliche Inflationsrate (Schnellschätzung) von minus 0,3 auf minus 0,1% J/J. Den Tiefpunkt hatte die Inflationsrate im Januar mit minus 0,6% erreicht. Grund für den Anstieg war die Erholung des Rohölpreises. Dadurch sind die Energiepreise wieder deutlich angestiegen; im März lagen sie 1,9% über dem Vormonatsstand. Die Kernrate (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) ging im März aufgrund rückläufiger Dienstleistungspreise von 0,7% auf 0,6% J/J zurück. Ab Jahresmitte dürfte die Inflationsrate wieder positiv werden, dann nämlich nimmt der Effekt des seit Jahresmitte 2014 sinkenden Rohölpreises ab. Die Frage ist dabei, ob auch die Kernteuerungsrate wieder anzieht. Die von uns erwartete allmähliche Verbesserung am Arbeitsmarkt (Arbeitslosenquote im März 11,3% nach 11,4%), die Abwertung des EUR sowie die Einführung des Mindestlohns in Deutschland sprechen für eine steigende Kernteuerungsrate im Jahresverlauf. Bundesanleihen tendierten gestern freundlich. Stärkere Kurs-gewinne erzielten jedoch Staatsanleihen der EWU-Peripherie. Unter Abgabedruck standen nach wie vor griechische Staatsanleihen, da sich die Verhandlungen weiter hinziehen und es unsicher bleibt, ob das dritte Hilfspaket an Griechenland ausgezahlt wird. In den USA waren die Konjunkturdaten gemischt. Erfreulich war das US-Verbrauchervertrauen, das von 98,8 auf 101,3 Punkte unerwartet stark anstieg. Allmählich kommt es wieder in Höhen, die es vor der Finanzkrise hatte. Heute steht der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im Fokus.
Aktien
Zum Quartalsschluss ist die Skepsis angesichts der markanten Kurssteigerungen wieder an den Markt zurückgekehrt. Hatten am Vortag vor allem die Notenbanken Chinas und der USA für einen fulminanten Wochenauftakt gesorgt, so schmolzen diese Kursgewinne zu einem gewissen Teil wieder ab. Im Dax 30 sorgten vor allem Analystenkommentare für die wesentlichen Bewegungen bei Einzelwerten. So gerieten die Aktien von BMW (-1,3%) nach einem zurückhaltenden Kommentar einer Investmentbank unter Druck, während die Titel von HeidelbergCement (+0,8%) nach einer Empfehlung an der Spitze der Kursliste standen. Sehr schwach präsentierten sich erneut die Versorger. Auch im Leitindex des Euroraums, dem EUROSTOXX 50, gab es kaum Gewinner. Die Ausnahme bildeten Banco Santander (+0,5%) und SAP (+0,3%). Auf Branchenebene zeigten alle Segmente vergleichbare Verluste auf. Am stärksten traf es die zuletzt sehr starken Chemiewerte (-1,5%). Auch die Wall Street beendete das Quartal mit Verlusten. UnitedHealth (-2,2%) gab die übernahmebedingten Vortagesgewinne fast komplett wieder ab. Überdurchschnittlich schwach präsentierte sich angesichts wieder sinkender Rohölpreise auch der Ölkonzern Chevron (-1,8%). Klar schwächste Branche war der Gesundheitsbereich (-1,5%), während sich lediglich Versorger ohne Verluste präsentieren konnten. Nach IT und Pharma setzte sich der Übernahmereigen nun im amerikanischen Kabelmarkt weiter fort. Hier will der Konzern Charter Communications den Konkurrenten Bright House Networks für 10,4 Mrd. USD übernehmen. In Asien entwickeln sich die Märkte uneinheitlich. Während der Nikkei nach einem leicht enttäuschenden Tankan-Report etwas schwächer tendiert, können die chinesischen Märkte nach besser als erwarteten PMIs insgesamt zulegen. Europa sollte schwächer eröffnen.