Nord LB – BIP Schweiz: Noch einmal kräftiges Wachstum – Einbruch steht aber bevor
Heute Morgen hat das Schweizerische Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) in Bern seine erste Schätzung zur Entwicklung der Wirtschaftsleistung im IV. Quartal des Jahres 2014 veröffentlicht. Demnach ist das preis- und saisonbereinigte BIP zum Jahresende erneut kräftig um 0,6% gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Zudem wurde das Vorquartal leicht aufwärts revidiert. Die BIP-Jahresrate – ohne Saison- und Kalenderbereinigung – verharrte im IV. Quartal auf 1,9% Y/Y.
Die stärksten Wachstumsimpulse gingen verwendungsseitig vom privaten und öffentlichen Konsum aus. Die privaten Haushalte steigerten ihre Konsumausgaben zum Jahresende um +0,3% Q/Q, während die Staatsausgaben deutlich um 1,9% Q/Q ausgeweitet wurden. Auch vom Warenhandel mit dem Ausland (ohne nicht monetäres Gold, Wertsachen und Transithandel) gingen positive Impulse aus, da im Vergleich zum Vorquartal die Importe erheblich stärker zurückgefahren wurden als die Ausfuhren. Der Außenhandel mit Dienstleistungen lieferte hingegen keinen Wachstumsbeitrag im IV. Quartal. Gleiches gilt für die Bruttoanlageinvestitionen, da der Ausweitung der Ausrüstungsinvestitionen (+1,0% Q/Q) eine Kontraktion bei den Investitionen in Bauten von -1,4% Q/Q gegenüberstand.
Für das Gesamtjahr 2014 ergibt sich auf der Basis der Quartalsschätzungen eine Jahreswachstumsrate von 2,0% nach 1,9% im Jahr 2013. Dabei fußte das Wachstum vor allem auf dem Außenhandel mit Waren und Dienstleistungen, der 1,4 Prozentpunkte zum BIP-Wachstum beisteuerte. Aber auch vom Privaten Konsum und den Bruttoanlageinvestitionen gingen moderate Wachstumsbeiträge aus. Mit einer Expansionsrate von 2% hat die Schweiz erneut deutlich die Eurozone und Deutschland überflügelt und gehörte somit im vergangenen Jahr erneut zu den wachstumsstärksten Volkswirtschaften in Europa.
Mit dieser Herrlichkeit ist es aber auf absehbare Zeit nun erstmal vorbei. Seit der überraschenden Freigabe des Schweizer Frankens durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) Mitte Januar befinden sich weite Teile der Schweizer Wirtschaft in einer Schockstarre. Im Februar ist das KOF-Konjunkturbarometer auf 90,1 Punkte und damit den tiefsten Stand seit über drei Jahren gesunken. Ähnlich stark verdüstert hat sich die Stimmung in der Industrie. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe sank im Februar auf 47,3 Punkte. Damit signalisieren die Frühindikatoren eine deutliche Abkühlung der Schweizer Wirtschaft, vor allem im ersten Halbjahr wird das Wachstum weitgehend zum Erliegen kommen. Auch eine kurze Rezession kann nicht ausgeschlossen werden. Allerdings spricht auch nichts für einen Absturz ins Bodenlose, da sich der Schweizer Franken oberhalb von 1,05 CHF je EUR einzupendeln scheint. Das Wachstum wird in 2015 aber unter 1% liegen, trotz eines statistischen Überhangs von knapp 0,9 Prozentpunkten.
Fazit: Die Schweizer Wirtschaft ist im IV. Quartal 2014 noch einmal sehr kräftig gewachsen. Das preis- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt legte um 0,6% im Vergleich zum Vorquartal zu, wodurch sich für das Gesamtjahr eine Wachstumsrate von 2,0% ergibt. Wachstumsimpulse kamen vom Konsum und dem Außenhandel mit Waren. Allerdings sind die Frühindikatoren seit der Freigabe des Schweizer Franken durch die SNB zuletzt regelrecht abgestürzt und signalisieren eine deutliche Abkühlung der Schweizer Wirtschaft. Sollte sich der Franken in der Region 1,05 bis 1,10 CHF je EUR dauerhaft stabilisieren können, könnte die Schweizer Wirtschaft aber mit zwei blauen Augen davonkommen.