Nord LB: HSBC Flash PMI - Springt Peking auf mögliche Schwäche am Arbeitsmarkt an?
Das Reich der Mitte bleibt auf Wachstumskurs. Darauf deutet zumindest die heute früh veröffentlichte Schnellschätzung zum HSBC PMI Manufacturing hin: Der für die globalen Aktienmärkte immer mehr an Bedeutung gewinnende China Flash PMI konnte im Berichtsmonat September leicht – auf 50,5 Punkte – anziehen. Damit präsentiert sich der Indikator durchaus stärker als erwartet (NORD/LB-Prognose: 49,7; Bloomberg: 50,0) und kann sich zudem oberhalb der vor allem psychologisch wichtigen Marke von 50 Punkten behaupten.
Beim notwendigen Blick auf die Details offenbart sich aber ein mindestens als gemischt zu bezeichnendes Bild der Lage in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. So signalisiert ein rasanter Anstieg bei der Subkomponente „New Export Orders“, dass die chinesische Industrie am aktuellen Rand auf Unterstützung aus dem Ausland bauen zu können scheint. Damit dürften sich im September die offiziellen Exportzahlen der chinesischen Zollbehörden erneut stark präsentieren. Wir sehen die sich stetig verbessernde Verfassung der US-Volkswirtschaft als einen der wesentlichen Treiber für diese Entwicklung.
Die Binnenaktivität hingegen präsentiert sich in einem weitaus trüberen Licht. Während sich der „Output“-Index unverändert im expansiven Terrain behaupten konnte, rutschte der „Employment“-Index weiter ab. Die Subkomponente zur Beschäftigung präsentiert sich damit fast schon so schwach wie zu Zeiten der globalen Finanzkrise. Diese Angaben sollten nicht überinterpretiert werden. So sind die HSBC-Zahlen in den Kontext der gesamten Beschäftigung im Reich der Mitte – inklusive großer Staatsbetriebe und Dienstleistungssektor – zu stellen.
Aufgrund der Bedeutung der vor allem im Fokus der HSBC-Umfrage stehenden kleinen und mittelgroßen Betriebe wird man in Peking den angedeuteten Trend dennoch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zudem hatten wir an anderer Stelle bereits darauf hingewiesen, dass ein robuster Arbeitsmarkt für die Staatslenker weitaus bedeutender ist als das Erreichen einer quantitativen Wachstumsvorgabe. Insbesondere in Kombination mit möglichen Verwerfungen am Immobilienmarkt – derzeit wohl das größte Sorgenkind der Zentralregierung – könnte sich hier aus Sicht Pekings dann doch die Notwendigkeit für Stützungsmaßnahmen ergeben. So lässt sich dann auch die freundliche Reaktion einiger asiatischer Aktienmärkte auf die eigentlich nicht so starken Zahlen nachvollziehen – von dem auf den ersten Blick starken Flash PMI allein dürften sich nicht allzu viele Marktteilnehmer überzeugt haben lassen.
Fazit:
Der China Flash PMI schafft im September eine kleine Wende und präsentiert sich besser als erwartet. Damit signalisiert der wichtige Indikator weiterhin ein Anziehen der Wachstumsdynamik. Geholfen hat scheinbar die rege Nachfrage aus dem Ausland. Auf dem Binnenmarkt bleiben aber die Herausforderungen bestehen. Der Arbeitsmarkt könnte hierbei bald stärker in den Fokus rücken. Dass Peking unmittelbar auf die heutigen HSBC-Angaben anspringt, sehen wir allerdings noch nicht. Die Zentralregierung wird sich nicht allein auf die Umfrage bei gut 400 Unternehmen verlassen und auch die eigenen – offiziellen – Erhebungen zur Beschäftigung im bevölkerungsreichsten Land der Erde zu Rate ziehen.